In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der in Deutschland tödlich verunglückten Motorradfahrer von 996 im Jahr 2003 bis jetzt um deutlich mehr als ein Drittel gesunken. Im gleichen Zeitraum ist der Bestand an Motorrädern in Deutschland kontinuierlich gestiegen. Ist deshalb die Welt in Ordnung? Keineswegs!
Denn bei kanpp über der Hälfte an Unfällen mit Personenschaden sind die Motorradfahrer wenigstens teilschuld. In über 34% dieser Fälle ist es die weit überhöhte Geschwindigkeit, die Sucht nach dem PS-Kick scheint daher ungebrochen. Es ist wohl lediglich den permanenten technischen Innovationen der Hersteller zu verdanken, dass die Statistik 2013 ebenfalls einen Rückgang im Bereich der Motorradunfälle mit Todesfolge von 3,1% verzeichnet. Oder es war einfach nur Glück. Trotzdem lagen auch in diesem Jahr etliche Biker auf der Straße und verreckten. Und jeder tote Biker, ist einer zuviel!
Gerade erst kürzlich hat es in Stade fürchterlich gerummst. Zwei Biker kollidierten frontal. Beide tod, die Böcke völlig zerfetzt. Solange man aber selber nicht betroffen ist, scheinen derartige Unfälle jedoch keinesfalls ausreichend zu sensibiliseren. Ich kann das ja verstehen. Auch ich hatte meine Strum- und Drangphase, in der ich gerne mal bis zum Anschlag ging. Allerdings war das vor über 20 Jahren, die Böcke hatten noch keineswegs das Leistungs-Potential heutiger Maschinen. Damals war für mich bei 240 bis 250 km/h Schluss. Danach konnte ich den Ködel in der Hose schon selber reichen. Heute biste mit so einer Geschwindingkeit eine Lachnummer. Bei 300 kannste schon mal mitreden!
Mehr Motorräder, weniger Unfalltote. Gut, aber immer noch nicht gut genug!
Ich kann mich noch gut an meine Tour mit meinem damaligen Kumpel Jochen zum Stoppelmarkt erinnern. Wir hatten vorher ein fette Party bei uns in Achim gefeiert. Der Pegel war garantiert noch nicht im grünen Bereich. So ballerten wir morgens los, weil wir Brand auf eine Bratwurst hatten. Ok, die hätten wir auch in Bremen bei Kiefert futtern können, Jochen aber wollte PS. Ab auf die Bahn. Immer schneller, beide in Shorts mit Sportschuhe, null Schutz. Ok, den Helm hatten wir schon auf. Auf dem letzten Stück zum Stoppelmarkt hin forderte er mich heraus, wir zogen an, bemerkten aber nicht, dass die Biker-Gruppe vor uns nach links zur Kirmes abbbiegen wolte. Jochen konnte nach links ausweichen, ich bin voll durch die Gruppe gedonnert. Es war reines Glück, dass ich da nicht mit mindestens zwei anderen Bikern kollidiert bin. Nach 200 Meter kam ich zum Stehen, stieg ab und saß eine gefühlte Stunde im Gras und dachte über den Tod nach.
Da will ja wohl keiner so schnell hin!
Kennt ihr den Film „Ein Tickert für Zwei“, wo die beiden Hauptdarsteller mit dem Auto zwischen den beiden Trucks durchknallen. So kam mir diese Nummer auch vor. Den Dreizack hatte ich bereits in der Hand. Für mich war es lehrreich, denn damit war klar, dass ich ab einem gewissen Punkt nicht mehr in der Lage bin, den Bock wirklich im Griff zu haben. Kurz Zeit später verkaufte ich meinen Joghurt-Becher.
Macht was ihr wollt, euer Ding. Wenn ihr den PS-Kick braucht ok, aber vergesst niemals, es steht nicht nur euer Leben auf dem Spiel. Ich habe meine Lektion gelernt. Bin ich deshalb weniger Mann, nur weil ich heute ganz easy mit nem Chopper unterwegs bin? Mir latte, denn ich stehe aufgrund meiner persönlichen Entwicklung ohnehin mehr auf die Kontakte, die im Leben wirklich zählen. Freundschaft & Respekt!
In diesem Sinne allen eine schrottfreie Saison 2015!!!
Quelle: Statistisches Bundesamt!
