Brotherhood & soziokulturelle Strukturen

Persönliche Meinung!

Behörden und Politik sind Bruderschaften im Sinne des MC ein Dorn im Auge. Ständig versucht man den Clubs ans Bein zu pinkeln und hat diese, jedenfalls die großen MC’s wie den Hells Angels MC und den Bandidos MC, längst in den Bereich der „Organisierten Kriminalität“ eingestuft. Andere Clubs stehen kurz vor deren Schwelle oder werden in ihre Nähe gerückt.

Das Vorurteil!

Als Clubmember stehst du quasi unter Generalverdacht. Beinahe könnte man den Eindruck gewinnen, eine Memberschaft ohne kriminellen Hintergrund sei gar nicht möglich. Im Zusammenhang mit den täglichen Ereignissen wird dann auch immer wieder eine Statistik bemüht, wonach zum Beispiel 54% der Hells Angels straffällig geworden seien, was aber im Umkehrschluss bedeutet, sofern die Zahlen überhaupt so stimmen, dass 46% der Member es eben nicht sind. Hatten diese einfach nur Glück oder die besseren Anwälte?

Die Verbundenheit in einem MC, so die häufigen Erklärungen der staatlichen Organe, bietet einen optimalen Nährboden für kriminelle Machenschaften. Der MC schützt dicht, es gilt das absolute Schweigegebot. Keine Kooperation mit der Polizei. Nun, da die MC’s erst gar nicht versuchen, den Staat von ihren Idealen zu überzeugen, kann dieser sich natürlich wunderbar auf dem Feld der Vorurteile bewegen und die Anti-Meinung forcieren.

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Schon längst hat man in der Mitte der Gesellschaft den Eindruck gewonnen, dass Rocker oftmals gewalttätig sind, quasi soziale Störenfriede in Kutte. Es geht ihnen ausschließlich um Macht und Kapital sowie deren Erhalt und Ausbau. Dass die Bruderschaften aber auch im höchsten Maße absolut positive soziokulturelle Eigenschaften besitzen und leben, wird noch nicht einmal zur Kenntnis genommen. Zu stark scheint das Unverständnis bezüglich Riten und Rules verankert zu sein. 

Keine soziale Verantwortung?

Glauben die politisch Verantwortlichen denn tatsächlich, dass wir uns permanent daran ergötzen, wenn einer unserer Brüder Mist gebaut hat. Mitnichten. Aber der Gedanke einer Bruderschaft verhindert eben den Ausschluss aus der selbst gewählten Gemeinschaft, solange der Mann in der Gemeinschaft funktioniert. Aus den USA stammt der Satz:

„Your Brother is not allways right, but he is allways your Brother“

Übersetzt: Dein Bruder hat nicht immer Recht, aber er ist immer Dein Bruder! Diese Devise sollten sich viele Normalos durchaus zu Herzen nehmen. Gerade in der aktuellen Diskussion bzgl. der Corona.Krise geht es nur noch um die eigene Deutungshoheit, Spaltung und Abgrenzung zu kritischen Positionen.

Raus mit dem Ellenbogen und zusehen, dass man selber am besten da steht. Wahrung der ganz persönlichen Interessen! Die Position des Staates scheint die vermeintlich sichere Seite zu sein und der, der gestern noch dein Freund war, ist heute dein Gegner. Wow, da können wir ja echt viel von lernen. Lächerlich!

In einer Bruderschaft geht man durchaus kontrovers mit den Handlungen der Member um. Freibriefe werden keinesfalls verteilt. Aber die Eigenständigkeit des Charakters und die Selbstbestimmung der Person sind es, die dich zu einem wichtigen Mitglied des MC machen. Warmduscher und Parolen-Verkäufer sind nicht erwünscht. Sei du selbst, verstelle dich nicht und gehe einen geraden Weg. Aspekte, die einem großen Teil unserer Bevölkerung schon lange verloren gegangen sind.

Vorne hui, hinten pfui!

Vorne hui, hinten pfui!

Wenn mein Bruder permanent sein Alte vermöbelt, halte ich das keinesfalls für eine Heldentat. Ich versuche auf ihn einzuwirken, ihm eine Stütze zu sein. Und ich stehe damit durchaus nicht alleine da. Die Gemeinschaft nimmt sich seiner an und wenn nötig, suchen wir nach externen Lösungen, sofern der MC alle Optionen gezogen hat und den Mann nicht mehr in die Spur zurück kommt.

Wir fangen unsere Leute auf, sind Tag und Nacht für sie da. Wenn dem nicht so ist, dann hat der Betreffende den Gedanken der Bruderschaft nicht verstanden. Es gibt unzählige Beispiele dafür, wo Member aus sozial kritischen Bereichen durch den Weg des MC eine völlig neue Sichtweise des Miteinanders bekamen und ein wichtiger Bestandteil der Gruppe wurden. Und das ohne Straftaten. Nur redet keiner darüber, weil es dem Klischee widerspricht.

Konsequenzen!

Tut mir ja nun leid, aber in meinem vorherigen Leben war es eher so, dass man mich aus der Gemeinschaft direkt ausgeschlossen hatte. Solange ich dem allgemeinen Trend folgte, war ich erwünscht. Persönliche Verfehlungen stellten mich als Mensch sofort in Frage und wurden mit Nichtbeachtung und Ausgrenzung quittiert. Und ich war selber so. Erst der Weg in die Brotherhood hat mir den Blick dafür geöffnet, wie wichtig Kontroversen sind und es keinesfalls schadet, wenn dir deine  Brüder den Spiegel vor das Gesicht halten.

Der Gedanke der Bruderschaft ist so stark, dass es absolut missbilligt wird, wenn du dich gegen die Interessen des Chapters stellst. Erst die Gemeinschaft, dann Du. Daran muss sich auch jeder Member messen lassen. Ich möchte an dieser Stelle mal ein Beispiel aufzeigen, was die unterschiedliche Sichtweise von Handlungen verdeutlicht.

Ein Chapter beschließt Maßnahmen zur Renovierung des Klubhauses. Jeder Member erklärt sich bereit, eine konkrete Summe auf den Tisch zu legen. Der Beschluss ist einstimmig, keine Vetos.

Zu einem späteren Zeitpunkt tritt einer der Member aus und kommt seiner Verpflichtung nicht mehr nach. Der Gedanke dabei lehnt sich wohl an den Umstand an, dass man ja persönlich nichts mehr davon hat, da man seine Farben abgelegt hat. Warum Geld verschenken? Sorry, so einfach ist das nicht. Der Mann hat seinerzeit ein klares Bekenntnis abgegeben und das Chapter darf definitiv von ihm erwarten, dass er seinen Worten Taten folgen lässt. Alles andere ist ein Arschtritt! Und genauso wird es empfunden.

Die daraus resultierenden Maßnahmen wie ein Bad Standing oder sogar die Eintreibung des Geldes werden vom Staat als kriminelle Handlung bewertet und auch so verfolgt. Kaum jemand kommt auf die Idee, die Handlung des Ex-Members in höchstem Maße als Arschlochnummer gegenüber dem Chapter anzusehen. Ok, dass Rechtssystem fordert den Weg über die Zivilgerichte, aber in einem MC werden keine schriftlichen Verträge gemacht, es gilt das persönliche Wort. Und darum wird es auch persönlich reguliert.

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Natürlich erfordert ein solches Denken auf der anderen Seite auch eine genaue Abwägung der individuellen Möglichkeiten. Wenn der Mann im Grunde nicht in der Lage ist, eine entsprechende Summe aufzubringen, dann sollte sich die Maßnahme auch nur an dem schwächsten Glied orientieren. „Sieh zu, wie du damit klar kommst“ kann nicht das Motto sein. Nicht die Schwachen müssen den Starken hinterher hecheln, sondern die Starken müssen eben etwas mehr bringen. Ganz besonders schlimm ist es, wenn die Starken die Schwachen für ihre persönlichen Zwecke vereinnahmen. Ein No Go!

Die Lobbyisten in unserem Staat haben doch schon längst jede Bodenhaftung verloren. Investmentbanker machen Ihre eigenen Gesetze, der Staat stänkert ein wenig, lässt aber jede nachhaltige Bestrafung von kriminellen Machenschaften in der Kapital-Wirtschaft vermissen. Im Gegenteil: Sie werden mit Bonis und Abfindungen auch noch geehrt.  Ein Netzwerk von Intrigen und Machenschaften, gestützt durch eine mehr als zweifelhafte Moral-Struktur in der Gesellschaft. Beinahe bekommt man den Eindruck, dass derartige Vorfälle ethisch anders bewertet werden. Liegt es ggf. daran, dass es alle tun und man sich damit den Mantel der Legalität überstülpt? Wenn es alle machen, kann es ja nicht so schlimm sein.

Der Umgang miteinander in einer Bruderschaft erfordert ein hohes Maß an Empathie und sozialer Verantwortung. Tausende Member leben das Tag für Tag. Und das werden sie auch in Zukunft tun! Und die das nicht tun, die will ich nicht!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.