Brothers MC: Das Spenden-Dilemma!

Die vom Brothers MC Germany am gestrigen Samstag durchgeführte Charity-Veranstaltung, musste bereits im Vorfeld eine derbe Schlappe hinnehmen, da die vom MC auserwählten gemeinnützigen Organisationen, das Bielefelder Mädchenhaus sowie ein Kinderhospiz, die zu erwartenden Spenden ablehnten. Natürlich hat dieser Umstand einen Medienrummel erzeugt, die beiden Organisationen mussten im Netz derbe Kritik über sich ergehen lassen.

Grundsätzliches!

Es ist defintiv wünschenswert, wenn sich Menschen für andere Menschen einsetzen und das Engagement von Rockern scheint in den letzten Jahren zugenommen zu haben. Das diese im Bereich Benefiz teilweise anders bewertet werden, ist uns nicht neu. Die Stigmatisierung einer ganzen Subkultur ist in vollem Gange und führte bereits in der Vergangenheit dazu, dass man ähnliche Vorhaben anderer Clubs blockierte. Man bekommt unweigerlich den Eindruck, dass Spenden von Rockern mit einem Makel belegt sind, deshalb oftmals abgelehnt werden. Insbesondere, wenn es sich um Onepercenter handelt, denen immer wieder die Nähe zur OK nachgesagt wird.

Da gemeinnützige Organisationen sehr stark von Spenden abhängig sind, kommt es einem auf den ersten Blick fast schon arrogant vor, wenn die Vereine auf Spenden verzichten. Doch ganz so einfach ist es nicht. Daher versuche ich mal anhand dieser konkreten Aktion das Thema aufzubröseln.

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Hingeschaut!

Das Mädchenhaus und das Kinderhospiz erhalten neben Spenden staatliche Zuwendungen, ohne die sie ihre Arbeit gar nicht leisten können. Insofern gibt es natürlich Wechselwirkungen, die es zu bedenken gilt. Das kann dem Rocker an sich egal sein, denn er bietet lediglich eine Spende an. Doch wenn er eine offizielle Charity-Veranstaltung durchführt, sollte man davon ausgehen, dass es im Vorfeld der öffentlichen Ankündigung substantielle Gespräche mit den auserkorenen Vereinen gab, da diese ja auf dem Flyer benannt werden. Davon gehe ich jedenfalls aus.

Daher habe ich das Mädchenhaus angeschrieben und konkret nachgefragt. Die schnelle Antwort der Geschäftsführung überraschte mich. Ich zitiere:

"Sehr geehrter Herr Petersen, 
über die Veranstaltung wurde im Vorfeld nicht mit uns gesprochen, noch gab es persönlich Kontakte oder eine Zusage unsererseits, wir haben von der Veranstaltung lediglich aus der Presse gehört bzw. 
sind von dritten auf die Veranstaltung hingewiesen worden. Wir hoffen, dass wir Ihnen damit weiterhelfen, wir werden uns aber darüber hinaus nicht weiter zum Thema äußern." (Ende Zitat)

Wie jetzt? Da wurde vorher kein persönliches Gespräch geführt? Also auf die Idee, eine öffentliche Charity-Veranstaltung zu stemmen, ohne mit den vermeintlichen Partnern im Vorfeld gesprochen zu haben, käme ich nicht. Denn derartige Reaktionen sind ja bekannt, ergo würde ich mich zunächst einmal absichern, dass ich das angestrebte Ziel überhaupt erreiche. Denn am Ende des Tages möchte ich etwas bewegen. Vom MC habe ich bisher dazu kein Feedback erhalten.

Wieso wusste das Bielefelder Mädchenhaus nichts von dem Charity des Brothers MC?

Wieso wusste das Bielefelder Mädchenhaus nichts von dem Charity des Brothers MC?

In Bremen beackern wir auf sehr kleiner Flamme das Projekt „Der Bodensatz“, helfen punktuell Obdachlosen mit Sachspenden und versuchen Ihnen für einige Stunden eine schöne Zeit zu bereiten. Natürlich wurde im Vorfeld gesprochen. Mit der inneren Mission Oldenburg und Bremen, mit dem zuständigen Bremer Streetworker und bevor die erste Aktion lief, haben wir unsere Ziele benannt und das Projekt vorgestellt. Das Magazin begleitet unsere Aktivitäten, damit sich jeder ein Bild machen kann.

Wo ist die Substanz?

Die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Arbeit der beiden Vereine vermisse ich beim Brothers MC gänzlich. Zwar sind diese im Ursprungs-Flyer benannt worden, aber Informationen zu Ihrer Arbeit fand ich auf den Seiten des MC nicht. Da werde ich grundsätzlich immer skeptisch, da ich es zu oft erlebt habe, dass man versucht mit dem Deckmantel des Benefiz Promo zu machen. Positive Beispiele gibt es aber. Denkt mal zurück an die Aktion des Gremium MC Rhein-Area, der sich der an Krebs erkrankten kleinen Dilara annahm und das Thema meines Erachtens sehr gut kommuniziert hat. Die Aktion hatte ein Gesicht!

Schlussfolgerungen!

Natürlich kann mir das alles auch am Allerwertesten vorbei gehen. Es stellt sich dann nur die Frage, wie ernsthaft der Benefiz-Gedanke ausgeprägt ist, wenn ich mein Selbstverständnis als Rocker vor den beabsichtigen Zweck stelle. Am Ende soll es doch um die Hilfe gehen. Zudem kommt es emotional auch nicht schlecht, wenn man dem System ein Schnippchen schlägt, in dem man es mit Argumenten und Inhalten kontert.

Sorry, das wurde einfach schlecht gemacht. Ich kann dem Brothers MC nur raten, dass er das Spendenergebnis dieser Party ordentlich kommuniziert. Denn nicht wenige sprechen davon, dass es eigentlich nur darum geht, sich in den Fokus der Öffentlichkeit zu stellen. Sollte dieses der Fall sein, würde das natürlich den Medien neues Futter geben, die Motive von Rockern in Frage zu stellen. Und das könnte dann anderen zum Verhängnis werden, wenn sie versuchen etwas anzuschieben.

Der Artikel geht bewusst erst nach der Party online, da ich potentielle Spender nicht abschrecken wollte. Ich bitte den Brothers MC darum, uns das Spendenergebnis und den Spendenempfänger mitzuteilen.

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.