Der Bodensatz: Erfolgreiche Premiere in Oldenburg!

Ich habe schon weitaus relaxter einer Premiere entgegen gefiebert. In Oldenburg waren aber im Vorfeld so viele Hürden zu meistern, dass ich tatsächlich ein wenig Bedenken ob des Verlaufes der ersten Aktion von „Der Bodensatz – Biker & Friends helfen Obdachlosen“ hatte. Bei dieser Geschichte hatte ich den Gruppen-Mitgliedern Peter und Hesse das Zepter überlassen. Peter hatte Oldenburg angeschoben, nun sollte er auch autarc mit Hesse die Nummer rocken.

Und das haben sie mit Bravur getan. Etliche Walks und Gespräche in der Obdachlosenszene, ständiger Kontakt zur Banhofsmission sowie Termine mit den etablierten Organisationen. Ein Schongang war das keineswegs. Wie gut, dass wenigstens die Kooperation mit den 33ern reinbungslos klappte, die für die Premiere ihr Domizil am Bahnhof zur Verfügung gestellt hatten. Arbeiten wir die gesamte Nummer einfach der Reihe nach ab:

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Die Vorgespräche!

Immer wieder hatte Peter den Kontakt zur Diakonie gesucht. Auf allen Ebenen versuchte er, die Leute mit ins Boot zu holen. Sie kennen die lokale Szene, sie können uns ein guter Ratgeber sein. Doch Ressentements führten eher zu einer Blockade, statt zu Synergien. Schlussendlich fand aber in der Banhofsmission ein Gespräch unter 16 Augen statt. Leitung Diakonie, der Oldenburger Streetworker, die Leitung plus Stellvertretung der Bahnhofsmission und vier Vertreter von Bodensatz beäugten sich.

Peter und Hesse vor dem Start. Boxxer kam eigens aus Peine angereist und war begeistert!

Peter und Hesse vor dem Start. Boxxer (rechts) kam eigens aus Peine angereist und war begeistert!

Es wurde relativ schnell klar, wo der Schuh drückt. Für unsere Gesprächspartner war es enorm wichtig, wer wir sind und was wir wirklich wollen. Unter allen Umständen galt es zu vermeiden, dass von Bodensatz eine negative Wechselwirkung ausgeht. Statt sich an diesem Punkt in sein Schneckenhaus zu verziehen, haben wir klar Stellung bezogen und es zumindestens erwirkt, dass die Banhofsmission uns als Verteilerstelle dienen konnte. Ein positiver Anfang. Das funktionierte auch sehr gut, wobei insbesondere der stellvertretende Leiter Kai mit uns danach immer wieder in den Dialog eintrat.

Vor dem Start!

Die Vorbereitungen!

Peter hatte den Kontakt zu den 33ern hergestellt. Ich kannte diese Truppe gar nicht, obwohl sie bereits seit 15 Jahren in Oldenburg aktiv ist. 33 steht für City Crew. Ursprünglich wurden sie als Vereinigung von Türstehern ins Leben gerufen, zwischenzeitlich haben sich jedoch auch Holligans den 33ern angeschlossen. Und das scheint für etliche der Grund gewesen zu sein, um aus allen Rohren zu feuern. Peter und ich haben natürlich intensiv über die 33er gesprochen. Wir sind ja nicht naiv. Schauen wir mal, was passiert hieß fortan das Motto.

Peter und ich empfingen die Besucher!

Peter und ich empfingen die Besucher!

Da wir ohnehin das Credo vertreten, keinerlei Politik in der Gruppe zu dulden, haben wir schlussendlich den Kontakt vertieft. Die Lokation der Männer ist für unsere Projekte ideal. Das war entscheidend. Der Obdachlose und seine Bedürfnisse steht im Fokus. Solange niemand versucht uns zu vereinnahmen, gehen wir den Weg mit. Kommt es zu derlei Versuchen, wird der Kontakt sofort abgebrochen! Dazu gab es zu keiner Zeit Anlass! Und schon gar nicht, als die Antifa sich diesen dämlichen Versuch der pauschalen Verunglimpfung gab.

Im weiteren Verlauf gab es in massiver Form Spendenangebote. Wir mussten die Leute teilweise ausbremsen, denn wir haben kein Lager. Das erweis sich am Sonntag als absolut richtig, denn was da angekachelt wurde, haben wir in über einem Jahr Bremen mit bisher vier Aktionen noch nicht gespendet bekommen. Da die 33er sich am Ende dazu entschlossen hatten,das gesamte Angebot an Speisen und Getränken zu sponsern, waren wir bestens vorbereitet.

Das alles haben wir gar nicht mehr mit zurücknehmen können.

Das alles haben wir gar nicht mehr mit zurücknehmen können.

Der Verlauf!

Bereits unten wurden die Gäste in Empfang genommen. Ein großer Aufsteller zeigte an, wo es lang geht. Alkohol musste abgegeben werden, weshalb sich in der Szene das Gerücht breit machte, die Obdachlosen würden konsquent durchsucht werden. Blödsinn, nur da wo es eindeutig war, haben wir uns erlaubt mal in die Tasche zu schauen und den Gästen beim Verlassen den Alkohol zurück gegeben. Drogen waren selbstverständlich auch nicht gestattet.

Impressionen!

Wir hatten so viele Spenden erhalten, dass wir dadurch das gesamte Foyer in Beschlag nehmen mussten. Die Ladys-Crew orrdnete alle Klamotten in Bedarfsgruppen, Jacken und Hosen wurden an den mobilen Garderoben ordentlich aufgehängt. Auch Hundefutter stand bereit. Die Mädels haben dort einen genialen Job gemacht, denn die Obdachlosen wurde sogar beraten, in der festen Garderobe konnten sie die Sachen anprobieren. Einer der Obdachlosen merkte daher an, dass er sich von dem Angebot beinahe erschlagen fühlte. Im positiven Sinne ob des breiten Angebotes!

Die Art der Präsentation gab sehr gut an. Die Obdachlosen wurden sogar durch das Angebot geführt!

Die Art der Präsentation kam sehr gut an. Die Obdachlosen wurden sogar durch das Angebot geführt!

Es war gut, dass die Zielgruppe stets peu a peu eintrudelte. Quantität ist für uns ohnehin nicht wichtig. Wer Charity an Zahlen festmacht, hat etwas nicht verstanden und buhlt wohl eher um Anerkennung. Wichtig ist, dass ein Angebot verlässlich ist und das wir den Menschen mehr als ein kurzweiliges Happening geben können. Ich rede von Respekt! Kai von der Banhofsmission entdeckte sogar Obdachlose, die noch nie den Weg zu ihm gefunden hatte. Er war ohnehin von dem gesamten Ablauf geflasht.

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Dem Streetworker merkte man immer noch seine große Skepsis an. Aber er war da und hat sich persönlich ein Bild gemacht. Er hatte mit Peter im Vorfeld die Konfrontation gesucht. Peter blieb im Sinne der guten Sache gelassen. Am Ende des Tages drückte der Streetworker sogar sein Bedauern für seine Vorbehalte aus. Auch er zollte uns Respekt für das gesamte Paket!

Eine gesamte Palette Lebkuchen. 50% war weg!

Eine gesamte Palette Lebkuchen. 50% war schlussendlich weg! Obachlose brauchen Substanz!

Was sagen die Obdachlosen?

Es wurde viel mit Ihnen gesprochen. Um möglichst vielen eine Stimme zu geben, hatten wir eine Umfrage ausgelegt. Einzige Frage? „Was wird auf der Straße gebraucht?“

Die Antworten der Obdachlosen sind:

Nützliches? Klamotten, warme Schlafsachen, Socken, Schuhe, Aschenbecher und weitaus mehr Tierbedarf wie Hundeleinen, Hundekörbe, Kissen, Decken, Matten und Maulkörbe, mit denen das Fressen und Trinken möglich ist. Ok, Aufgabe verstanden!

Strukurelles? Duschmöglichkeiten, einen festen Fixpunkt, einen Zwinger am Sandweg.

Emotionales? Mehr Respekt, Hoffnung sowie weitaus mehr Verständnis von Passanten.

Zum Thema Tiere gibt es noch etwas zu sagen. Diese dürfen nicht in die Nachtunterkünfte wie dem im Sandweg. Daher verstehe ich nun auch den Hinweis mit dem Zwinger. Obdachlose trennen sich nicht von ihren Vierbeinern. Das ist derzeit ohnehin ein Thema im Oldenburg und vielleicht ist dieser Hiwneis ein Ansatz für die Verantwortlichen. Zudem wünschen sich einige auch eine frühere Öffnung des Sandweges. Wer Tiere generell nicht mag, sieht das natürlich anders.

Konnten sich ebenfalls frei bewegen. Für Tiere besteht erhöhter Bedarf!

Konnten sich ebenfalls frei bewegen. Für Tiere besteht erhöhter Bedarf!

Die 33er!

Die Crew der 33er wirkte absolut motiviert und bestens vorbreitet. Obwohl Hausherr überließen sie den Obdachlosen und Bodensatz in der gesamten Lokation einen kompletten Freiraum. Alles lief wie am Schnürchen bei reibungsloser Kommunikation. Zahlreich vertreten konzentrierten sie sich auf die Aufgaben, der Rest agierte eher im Hintergrund oder sprach mit den Obdachlosen. Einer aus der Truppe merkte an, dass er das so von den eigenen Leuten nicht erwartet hatte. Die haben die Aktion voll angenommen. Top abgeliefert! Spezielles Lob an die Ladys.

Etlche Obdachlose blieben über Stunden. Sie fühlten sich wohl und absolut save!

Etliche Obdachlose blieben über Stunden. Sie fühlten sich wohl und absolut save!

Fazit!

Ende gut, alles gut? Nun, dass werden wir ja sehen. Schätzugsweise 70 bis 80 Obdachlose sind erschienen, rund 50 interessierte Bürger haben das Event mit oder ohnen Spenden besucht. Die MC’ler haben sich an die Vorgabe „No Colors“ gehalten. Was anderes hatte ich auch nicht erwartet. Ohne die Störfeuer im Vorfeld wären es vermutlich noch einige mehr geworden. Oldenburg hat abgeliefert. Da kommt garantiert etwas nach. Bereits während der Veranstaltung war das klar.

Wenn die 33er uns erneut die Möglichkeit zur Durchführung der nächsten Aktion in Oldenburg geben, würden wir dieses gerne annehmen. Darüber werden sie uns zeitnah informieren. Wir sind da in positiver Erwartung. Der Beitrag darf gerne geteilt werden. Alles, was in welcher Form auch immer ideologisch besetzt ist, fragt aber bitte im Vorfeld um die Erlaubnis. Das gilt insbeondere für Gruppen-Accounts.

Dank der 33er lief die gesamte Logistik absolut perfekt!

Dank der 33er lief die gesamte Logistik für Bodensatz absolut perfekt!

Bodensatz bedankt sich mit Respekt bei allen Unstützern. Wir sind in Oldenburg angekommen! Wir machen weiter!

Übrigens, wenn man einen Obdachlosen verabschiedet, sagt man nicht „Tschüß“ oder „Tschau“, sondern „Pass gut auf dich auf!“. Wieder etwas von den Kollegen gelernt. Die nächste Aktion von Bodensatz ist für den dritten Sonntag in Bremen vorgesehen. Interessierte sind herzlich eingeladen! Alles weitere in der Gruppe.

Kontakt: www.facebook.com/groups/Bodensatz/?fref=ts

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.