Die Kutten-Hopser!

Man lernt nie aus. Du gehst deinen Weg, wähnst dich auf der richtigen Spur, doch plötzlich verlierst du die Basics aus den Augen. Einflüsse von außen fließen auf dich ein, du verlierst die Balance und am Ende musst du erkennen, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen Fremd- und Eigenwahrnehmung gibt. Und wenn dir keiner in den Arsch tritt, dann merkst du es wohlmöglich nie.

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Das Ende ist die Wand, an der entweder dein Ego zerschellt oder an der du dich aufrichtest. Was dann passiert ist oftmals der schmale Grad zwischen einer emotionalen Impulshandlung und einer wohlbedachten Entscheidung. Ich denke, nicht wenige haben in einer derartigen Situation alles hingeworfen und sich einen neuen Spielplatz gesucht. Denn natürlich ist es bequemer den bestehenden Modus aufrecht zu erhalten, als die Balance zurück zu gewinnen. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich ist gelegentlich hart.

Das Problem besteht nämlich daran, dass selbst die klare Erkenntnis auf der falschen Spur zu sein, keine unmittelbaren Lösungen nach sich zieht. Du musst erst den Schalter finden. Das ist dann so, als wenn man in einem dunklen Raum den Lichtschalter sucht. Du weißt zwar, wie du in den Raum hineingekommen bist, den Schalter findest du aber trotzdem nicht sofort. Man muss sich erst einmal orientieren. Ich denke, ihr merkt wovon ich spreche.

Ich glaube, nicht wenige Member eines Clubs haben unter diesen oder ähnlichen Umständen den Club verlassen. Manche fühlten sich freier, viele machten im selben Modus unter anderen Farben weiter. Neues Spiel, neues Glück! Dadurch ändert sich jedoch rein gar nichts. Das Problem verlagert sich nur auf eine andere Ebene. Am Ende ist man verbrannte Erde und am eigenen Ego gescheitert. Sowas passiert dann aber nicht nur im MC, nein, es überträgt sich auf alle Lebensbereiche.

Ich bekomme von außen viele Feedbacks, die Range des Magazins verbreitert sich ständig, die Gespräche werden intensiver. All das sind Eindrücke, die es richtig zu verarbeiten gilt. Das Hirn rattert ständig, die vielen Infos ballern dich zu, deine Kapazitäten sind aber begrenzt. Private Angelegenheiten stehen zurück. Die Kontrolle über sich selbst schwindet. Das dann folgende Dilemma verursacht schlaflose Nächte. Eigentlich will man nur raus. Wer sich jetzt dieser Situation anpasst, wird für kurze Zeit vermutlich nach Innen positive Signale setzen, doch entsprechen diese mehr einem Taktieren, als einer klaren Ereknntnis.

Veränderungen brauchen Zeit. Und diese Zeit muss man den Leuten geben und ihnen gelegentlich die Hand reichen. Wer dem Gegenüber ständig das Gefühl gibt ein Arschloch zu sein, muss sich nicht wundern, wenn er sich auch so verhält. Das gilt im übrigen auch für die Kritiker. Sie haben dir zwar ein klares Signal gegeben, sind aber ja selber im Kritiker-Modus gefangen. Immer druff kann nicht die Lösung sein.

Ich vergleiche das mal mit einer deutschen Eiche. Der Baum hat Äste auf verschiedenen Ebenen. Nennen wir diese mal Hangeround, Probe, Member, Sec, usw. Du sitzt auf dem Member-Ast einer starken deutschen Eiche, machst dein Ding, merkst aber nicht, dass du dich immer weiter nach außen bewegst. Es besteht die Gefahr, dass der Ast bricht und alle mit nach unten fallen. Deine Brüder erkennen das, bemerken aber auch, dass du nicht wieder zurück kommst. Irgendwas zieht dich nach außen. Die Gefahr steigt.

Stellt euch den Stammbau als MC vor. Weit hergeholt?

Stellt euch den Stammbaum als MC vor. Ein Baum, eine Familie! Zu weit hergeholt?

Sie lösen das Problem, in dem sie dich auf den darunter liegenden Probationary-Ast setzen. Da ist mehr Platz und man ist trotzdem in Sichtweite. Du verstehst die Welt nicht mehr. Dein Umfeld gibt dir zu erkennen, dass diese Entscheidung notwendig und richtig war. In dir kochen die Emotionen hoch. Und nun passiert folgendes: Gleich daneben steht eine andere Eiche, größer und dicker. Man beobachtet von dort das Schauspiel. Sie fangen an dir die Hand zu reichen. Da dir dein Platz auf dem Probationary-Ast so gar nicht gefällt, greifst du irgendwann zu und wechselst auf die andere Eiche. Ändern tut sich dadurch nichts, der Ast ist nur dicker!

Ich habe diese Leute mal im Magazin Kutten-Hopser genannt, weil sie von Baum zu Baum springen, von Juppe zu Juppe. Respekt werden sie dafür niemals ernten, im Gegenteil. Doch was tut man in einer solchen Situation?

Was andere tun, kann ich nicht beurteilen. Ich kann euch nur sagen, wie ich es sehe. Der Platz auf dem Probationary-Ast ist immer noch ein Bestandteil derselben starken deutschen Eiche. Jeder hatte seinen Gründe, warum er auf genau diesen Baum geklettert ist. Und wenn man sich 10 oder mehr Jahre auf diesem Baum wohlfühlte, kann ja plötzlich der Baum nicht schelcht sein. Also, Situation analysieren und in kleinen Schritten zum Wir zurückfinden.

Und was können die Leute über dir tun?

Kommen wir zurück zum dunklen Raum. Vielleicht ab und an die Tür kurz einen Spalt öffnen, damit etwas Licht reinkommt und die Orientierung leichter fällt. Denn letzlich geht es nicht darum, wie oft man im dunklen Raum gegen die Wand gelaufen ist, sondern das man wieder zur Tür gelangt, welche dir den Weg zurück auf den Member-Ast öffnet. Doch zuerst muss man die Dunkeheit ertragen.

„Dieser Baum ist mein Fels in der Brandung, ich will keinen anderen. Mein Platz ist hier, nirgendwo sonst. Ob ich unten oder oben sitze, es bleibt mein Fels!“

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.