Die Petition: Das vermeintliche Wir!?

Der Rohrkrepierer!

Mann oh Mann, mit diesem desolaten Ergebnis hätte ich echt nicht gerechnet. Das es kein Selbstläufer wird, die 50.000er-Marke der Petition gegen die Verschärfung des Vereinsrechtes zu erreichen, war mir klar, ebenso, dass selbst eine erfolgreiche Petition das Votum des Bundestages vermutlich nicht ändern wird. Aber keine 6000 Online-Ziechnungen am 01.12. sind erschreckend wenig.

Ok, Petitionen haben ohnehin in der Vergangenheit an sich nie politische Prozesse aufgehalten, aber wenigstens wäre es ein positives emotionales Zeichen gewesen. Und nun kommt es mir vor wie die Bankrotterklärung der Szene. Über welches Wir will man in Zukunft noch reden?

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Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht möglich das Scheitern umfassend zu erklären, aber die vielen Kommentare im Netz lassen Schlussfolgerungen zu, warum sich die Petition als Rohrkrepierer heraus gestellt hat. Ich fange mal an:

  1. Das geschieht den großen Clubs ganz recht.
  2. Ich gebe meine persönlichen Daten nicht her.
  3. Man ändert ja doch nichts.
  4. Mich betrifft es nicht.
  5. Ich verlasse meine Deckung nicht.
  6. Die Clubs-Szene interessiert mich nicht.

Auch der Bandidos MC Germany nahm Stellung!

Schlussfolgerungen!

Widmen wir uns mal etwas intensiver dem ersten Punkt. Wenn mir jemand in der Vergangenheit auf die Füße getreten ist, ist es völlig nachvollziehbar, dass ich dem nicht auch noch zur Seite springe und ihm dabei helfe, sein Color zu erhalten. Die persönliche Schmach wirkt schwer. Auch wenn es vordergründig um die Einschränkung von Bürgerrechten geht, wem das passiert ist, der interessiert sich einen Dreck dafür, insbesondere, wenn er im ersten Angriff der Maßnahme nicht betroffen ist.

Er empfindet die Verschärfung des Vereinsrechtes eher als eine Art Genugtuung, weil es aus seiner Sicht genau die richtigen Leute trifft. Ich bin mir sicher, dass dies einer der Hauptpunkte für das Scheitern ist und letzlich dazu führte, dass insbesondere die MC’s und deren Umfeld sich massiv zurück hielten. Das es mich zukünftig selber treffen kann, spielt keine Rolle, denn ich bin ja gerade unterwegs und habe nichts zu befürchten. Nun, wenn das auch für alle eure Brüder gilt, mag das sogar zutreffen. Wengstens für eine Weile.

Natürlich verzichte ich nicht auf die Wahrnehmung meiner Rechte, selbst dann nicht, wenn mir jemand auf die Füße getreten ist. Denn der Staat verabschiedet ein Lex Generales, dass mich in Zukunft selber treffen kann, ohne das ich in die Nähe der Organisierten Kriminalität eingestuft werde. Wenn er Kutten aus der Öffentlichkeit verbannen will, dann wird er sich in Zukunft noch viel mehr einfallen lassen. Wir haben nur das große Glück, dass unser Rechtssystem recht schwerfällig ist und derartige Prozesse dauern.

Lange Rede, gar keinen Sinn. Ihr könnt das Posten von Bikers-United-Bildchen einstellen. Das dadurch im Netz oftmals ausgedrückte Wir-Gefühl scheint mehr ein geflügeltes Wort zu sein und drückt wohl eher den Wunsch nach einer positiven Veränderung der Situation in der Szene aus. Der Verlauf der Petition hat ganz klar aufgezeigt, dass es dieses Wir nicht gibt. Und vermutlich ist man auch in Zukunft besser beraten, sich um die eigenen Belange zu kümmern, seine Energie in den Club zu investieren, als gegen Windmühlen zu kämpfen.

Erste Beratung des Bundestages!

Die Zukunft!

Oder man fängt damit an, ein reales Wir zu erarbeiten. Das setzt aber voraus, dass sich einige Leute echt mal einen Kopf darum machen, wie man zukünftig agiert. Selbst der Platzhirsch Bikers News war trotz massiver Bemühungen nicht in der Lage, die Petition voran zu treiben. Fips konnten einem ja fast leid tun. Die meisten Rocker-Medien haben kaum echte Unterstützung geleistet, wenn überhaupt, nur die Post der Bikers News geteilt. Auch hier gibt es klare Ressaintements. Ein Wir gab es auf Seiten der Szene-Medien jedenfalls nicht!

Warum bündelt man nicht die Kraft der Szene-Medien, erschafft eine gemeinsame Plattform zum Erarbeiten echter Substanz, geht pro aktiv auf den Bürger zu und erzählt denen da draußen mal etwas von den Fakten, die nicht im Mainstream auftauchen, weil es der eigenen Story nicht dient. Daran sollte doch jeder Interesse haben. Jedenfalls interpretiere ich so die meisten Kommentare.

Erstes Statement von Tilmann Ziegenhain!

Gemeinsame Medienarbeit?

Mit dem damaligen Rocker Talk wollte ich in diese Richtung. Man redet über das, was einen wirklich verbindet, nicht über das, was trennt. Und so oft wie ich das Wort Lügenpresse lese und höre, wäre das doch ein echter Anfang. Zumindestens ist es ein Pendant gegenüber den Massenmedien. Und natürlich muss die Szene daran mitarbeiten. Wenn man über längere Zeit in einem Gremium gemeinsam etwas erarbeitet hat, dann kommt ggf. der Zeitpunkt, wo man auch selbstkritisch Tacheles spricht. Denkt an Down Under.

Die dortige Entwicklung ist für die Republik absolut denkbar. Nur dauert es bei uns halt immer weitaus länger, bis der Staat in deratige Prozesse ensteigt. Zum Glück. Das Scheitern der Petition hat mir aufgezeigt, das wir es entweder so belassen wie es ist, oder sich die Szene mehr öffnet und die richtigen Schlüsse aus dem Rohrkrepierer zieht. Es gibt bereits Pläne, dass die bloße Migleidschaft in einem 1%er-MC als absoluter Kündigungsgrund vor Gericht Bestand haben wird. Schon jetzt ruft die Rennleitung bei Arbeitgebern an.

Jetzt können wir natürlich alle darauf rumreiten, das sei verfassungswidrig, oder man denkt mal in die Zukunft und befasst sich rechtzeitig mit dem, was der Staat sich noch alles einfallen läßt. Vor einer Petition muss der sich nämlich nicht fürchten, schon gar nicht nach diesem Desaster.

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.