Feuerherzen Teil 2: Was war los?

Nachdem wir Teil 1 gesetzt hatten, entbrannte auf Facebook ein Sturm der Entrüstung. Damit hatte ich gerechnet. Wenn man im Zusammhang mit Charitiy kritisch berichtet, so emotionalisiert dieses doppelt. Auf der einen Seite fühlt man sich persönlich ob seines Engagements angegriffen, andererseits ist es nicht gerade eine Wohltat für das Ego, wenn der Zweck einer Veranstaltung nicht erreicht wurde. Da fragt man sich schon, wofür man all die Stunden gebuckelt hat. Ich kann das absolut nachvollziehen!

Um es letztmalig klar zu stellen: Allen Beteiligten gebührt Respekt für Ihren Einsatz. Das wurde von mir auch nie in Abrede gestellt. Jedoch Vorwürfe, ich würde an der falschen Stelle Aufklärungs-Journalismus betreiben, lasse ich so absolut nicht gelten, da wir im Magazin nicht investigativ tätig sind und dieses auch nie für uns reklamiert haben. Ebenso wenig will ich mich rächen! Für was denn bitte auch?  Ein derartiges Motiv würde voraussetzen, dass ich mich mit dem Veranstalter im Streit befinde. Das ist ebenso nicht der Fall! Oder läuft das was im Hintergrund?

Top-Anzeige

Ungenügende Recherche? Hm…darüber kann man immer reden. Der Veranstalter hat die Vorgabe gemacht, das sämtliche Einnahmen an Herrn Schnellert gehen. Gemeint war aber tatsächlich der potentielle Gewinn, der leider aufgrund der erheblichen Kosten nicht erzielt wurde. In diesem Punkt stelle ich zunächst fest, dass Feuerherzen falsch kommuniziert wurde. Ich finde schon, dass der Besucher einer derartigen Veranstaltung ein Recht darauf hat im Vorfeld zu erfahren, wie mit den Einnahmen verfahren wird. Und zwischen Einnahmen und Gewinn gibt es einen erheblichen Unterschied. Das kann man auch nicht einfach so als Erbsenzählerei abtun.Ein solches Verfahren setzt meiner Meinung nach immer eine Bilanzierung voraus.

Zudem unterliegen Benefiz-Events auch konkreten steuerlichen Aspekten. Wenn sowas über einen e.V. läuft und durch das Benefiz der Gesamterlös des e.V. die Freigrenzen überschreitet, kann die Nummer gewaltig in die Hose gehen. Wie sieht es bei dem Verkauf von Waren vor Ort mit der Umsatzsteuer aus? Alles wichtige Aspekte.

Aussage „Sämtliche Einnahmen!“

Dieser Aspekt ist für die Medien hoch interessant. Denn unter der Voraussetzung das ein Gewinn erst erzielt werden muss, um den Zweck des Benefiz zu erreichen, hätte ich im Vorfeld garantiert nachgefragt, ob eine Bilanz erstellt wird, um den erzielten Erlös überhaupt öffentlich nachvollziehen zu können, bevor ich das Event mit einem Bericht im Vorfeld unterstütze. Zwar habe ich mir schon bei dem gesamten Paket an Bands und Drumherum die Frage nach dem Risiko gestellt, doch die Aussage war klar und eindeutig. Alle Einnahmen an den Verunglückten. Einer der Beteiligten des Events hat mir bestätigt, dass auch er immer davon ausgegangen ist, dass alle Einnahmen an Jens Schnellert gehen und dieses intern so kommuniziert wurde. Aha! Nun, im Bericht des Weser Kuriers vom 07.Januar wurde von Hera vorgegeben, dass erst die Kosten von Technik und Halle bezahlt werden und der Rest dann 1 zu 1 an Schnellert geht. Was denn nun?

Wir hätten ja auch helfen können?

Nun, dass setzt zunächst voraus, dass ich involviert bin. Denn wenn ich erst wenige Wochen vor dem Event überhaupt Kenntnis davon erhalte, springe ich garantiert nicht auf einen bereits fahrenden Zug auf, zumal Hera sehr viel Wert darauf legt eine Privatperson zu sein und ich als kommerzieller Werbeservice völlig andere Ansätze habe, die zu einem so späten Zeitpunkt nicht in das Konzept integriert werden können und vermutlich auch nicht gewünscht sind. Zudem mache ich meine Klamotten lieber direkt mit den Betroffenen und halte den Wasserkopf klein, um hohe Kosten zu vermeiden. Der Weg über die Spende ist m.E. weitaus effektiver.

Der Veranstalter!

Mittlerweile hat Hera sich schriftlich gemeldet und mir die Umstände und teilweise die Kosten auch im Detail erläutert. Sie hat Sponsoren generiert, Verhandlungen geführt, Künstler akquiriert und etliche Leute ins Boot geholt. Für die komplette VA-Technik auf zwei Bühnen inkl. ganztägiger Betreuung und Stagehands, wurden zum Beispiel nach der Preisreduzierung durch den Dienstleister € 5890 bezahlt. Vollkommen ok! Die Halle ist entgegen gekommen, hat teilweise die Versorgung übernommen und auf Standmieten der Tavernen verzichtet. Schön! Aber alles eine Selbstverständlichkeit im Zusammenhang mit Charity!

Wäre ja auch noch schöner, wenn die Beteiligten reguläre Sätze verlangen würden. Denn dann bräuchte sich niemand den Gutmensch-Button anheften! Entweder hänge ich mich da voll rein, weil ich die Sache toll finde oder ich mache mein Business! Ich kann mich noch bestens dran erinnern, als hier in der Region nach dem großen Tsunami in Süd-Ost-Asien plötzlich etliche Gastronomen Charity-Events gemacht haben und stolz verkündeten, sie würden einen Motto-Tag machen und 10% der Einnahmen spenden. Natürlich sollten wir vorbei kommen und Fotos von der Scheck-Übergabe machen. Wir haben das seinerzeit im Verlag konsequent abgelehnt. Haben die nicht alle Latten am Zaun. 90% werden einbehalten, die Bude ist voll, und der Gastronom verdient an dieser Nummer auch noch Geld. Nicht mit uns. Und warum immer diese Fotos? Ganz einfach, weil es in der Öffentichkeit gut aussieht! Positiv für das Image! Etliche Charity-Klamotten werden an sich nur gemacht, um sich selber in ein besseres Licht zu rücken! Der Zweck heiligt die Mittel.

Hera hat in diesem Fall nach eigenem Bekunden sogar selber Kohle verloren. Finde ich schon arg. Wie hoch der Betrag ist, keine Ahnung. Sollte die Szene mal darüber nachdenken, ob man gemeinschaftlich ihren Verlust ausgleicht. Sie hat sich den Arsch aufgerissen. Also nicht reden, sondern handeln und ihr wenigstens den wirtschaftlichen Verlust ausgleichen. Nur eine Idee!

Top-Anzeige

Fazit!

Tolle Idee, viel Einsatz. Leider kein Erlös! Doch wenn es die Mittelalter-Szene gestärkt hat, dann ist das ja auch schon ein Gewinn. Doch ist diese Szene wirklich harmonisch? Nach dem ersten Artikel bekam ich direkt aus der Szene nämlich nicht nur Vorwürfe gegen mich zu hören, nein, da wurden auch absolut kritische Stimmen zum Event laut. Natürlich immer alles unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit. Schade, dass hätte dem Thema gut getan, wenn sowas öffentlich eingestellt wird. Irgendwie kann ich aber auch nachvollziehen, dass man es sich nicht mit den eigenen Leuten verscherzen will. Gemeinsame Interessen halt!
Herr Schnellert hat nach Aussage von Hera viel Wert darauf gelegt, dass keiner der Beteiligten auf Kosten sitzen bleibt und die Auslagen erstattet werden. Kann man natürlich so sehen und das die Ansicht des Betroffenen besonderes Gehör findet, kann ich verstehen. Nur stelle ich mir gerade vor, wie unsere Szene reagiert, wenn ich einen Charity-Run veranstalte und den Bikern ihr Benzingeld ersetze und am Ende nichts übrig bleibt. Die hätten mich vermutlich an Ort und Stelle geteert und gefedert. Zu Recht.

Der Betroffene

Was habe ich denn auf der Event-Homepage über den Verunglückten selber gefunden: Zitat!

„Anfang September diesen Jahres passierte das Unglück. Der in der Mittelalter-Szene als „Abraxas“ bekannte Jens Schellert ( korrekt Jens Schnellert laut Impressum ) verlor während eines Bühnenauftritts seine linke Hand. Eine Katastrophe für den Musiker und Feuerkünstler. Um dem Kollegen und Freund zu helfen, wurden Spendenaufrufe auf Mittelaltermärkten initiiert und die verschiedenen Gruppen überlegten, was noch getan werden kann.“

Das hätte durchaus ein wenig mehr Input über den Menschen Schnellert sein dürfen, nein müssen, immerhin war doch er der Anlass. Oder?

 

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.