Interview: United Tribuns!

Jahrelang hat mich das Thema Streetgangs nicht die Bohne interessiert. Sie sind kein Bestandteil der MC-Szene und fertig, ob sie nun rockerähnlich auftreten oder nicht. Das ist ganz klar ein Aspekt des Mainstreams, der sich nur allzu bereitwillig dieser Rhetorik bedient, um immer wieder diesselbe Sau durch das Dorf zu treiben. Ebenso sind deren Kontakte zu einzelnen MC’s für die Club-Szene eher irrelevant, weil diese Kontakte eben punktuell auch nur mit diesen Clubs stattfinden. Wäre da nicht die Macht der Presse.

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Nun haben wir eine Phase erreicht, wo ich klar feststellen muss, dass die Streetgangs auch unter den Rockern zu einem wesentlichen Gesprächsstoff geworden sind. In den Foren und Portalen wird heftigst diskutiert, wobei der Schwerpunkt klar auf dem Aspekt Kontra liegt. Dabei fällt immer wieder nur ein Name: United Tribuns!

Ok, als Publizist nehme ich das zur Kenntnis und reagiere darauf. Insofern war es für mich naheliegend, mit dem Pressesprecher der United Tribuns, Fritz Lemberger, Kontakt aufzunehmen, zumal einige Chapter mittlerweile das MC-Patch tragen. Fritz hat meine Fragen beantwortet. Hier das Interview!

Fritz Lemberger ist Pressesprecher der United Tribuns und gab mir Auskunft! Er hat MC-Erfahrungen!

Fritz Lemberger ist Pressesprecher der United Tribuns und gab mir Auskunft! Er hat MC-Erfahrungen!

1. Wieso brauchen die United Tribuns überhaupt einen Pressesprecher?

Weil es in der Vergangeheit Aussagen gegeben hat, die man besser anderes formuliert oder umschrieben hätte, denn etwas zu denken ist das eine, schreiben und reden das andere. Da muss man wortgewandt sein und sich auch artikulieren können, ist nicht jedermann Sache.

2. Hast Du Wurzeln in der MC-Szene. Wenn ja, welche?

Ich war bei den Road Eagle München sowie Bandidos München Prospect

3. Wie bist du auf die United Tribuns überhaupt gekommen?

Über einen Freund, der mich vor Jahren fragte, ob ich Lust an einer tollen Sache hätte.

4. Die United Tribuns scheinen zu expandieren. Was darf man zukünftig erwarten?

Sehr viel und top Qualität nach außen!

5. Einige Chapter fahren mit MC-Patch, die meisten nicht. Was soll das Kuddelmuddel?

Wir orientieren uns nicht an der MC-Szene, sondern an uns selber, und da gehen wir neue Wege. Wir switchen zwischen MC und Brotherhood, denn nicht jeder kann sich ein Bike leisten, möchte aber dabei sein!

6. Für mich riecht das danach, dass man in jedem Fall die Manpower behalten will, die man bei einer sofortigen Umstellung auf MC verlieren würde? 

Nein, da liegst Du 100% verkehrt und wir haben noch nie auf Manpower gesetzt, sondern auf Qualität, die gewisse Dinge brauchen.

7. Rechnet ihr mit Widerstand. Wenn ja, wie werdet ihr damit umgehen?

Widerstand wird es immer geben, aber wir machen das mit Köpfchen und Hirn….und Gewalt ist das letzte Mittel

8. Viele Rocker sehen die Streetgangs äußerst kritisch, machen Sie für eine Verschärfung der Gesamt-Lage verantwortlich. Wie siehst du das?

Das ist purer Blödsinn. Die MC’s haben jahrelang nicht reagiert und die Augen zugemacht und das was jetzt gekommen ist, ist die Politik der verschlossenen Augen. Wie in der normalen Politik, aber man sieht ja wohin es geführt hat.

9. Du hast nach dem 1st Rocker Talk zum Thema „Alte Werte, junge Wilde“  ein öffentliches Statement abgegeben. Warum?

Weil ich einen Club oder eine Bruderschaft nicht mit Werten wie vor 40 Jahren leiten kann. Man(n) muss mit der Zeit gehen oder meint Ihr, dass Fahrzeuge wie vor 40 Jahren gebaut
auch die Power von heute noch hätten, sprich am Markt bestehen könnten? Jeder muss sich neu ausrichten, auch ein MC. Wer das nicht tut, hat verloren…

10. Beobachten die UT solche Aktivitäten weiterhin?

Wir beobachten nur uns. Alles andere wird wahrgenommen, aber spielt für unser Tun keine Rolle

11. Was denkt ihr über den Rocker Talk und bestehen Absichten daran teil zu nehmen?

Wir nehmen überall teil, wo wir Respekt erhalten und gerne gesehen werden. *Give respect, get respect *

12. Als Streetgang aber nicht möglich! Und nun?

Sehe ich anders, denn was macht einen MC aus, daher die Gegenfrage. Wir sind keine Streetgang und sehen uns auch nicht so, die Wurzeln sind und bleiben die Bruderschaft und der Weg of Live MC und wir lassen uns dahingehend von niemanden aufhalten und werden auch niemand fragen, ob wir das dürfen.

13. Eine radikale Expansion bedeutet in der Regel eine Verwässerung der Werte-Struktur einer Brotherhood. Wie wollt ihr das verhindern?

Vielleicht in anderen Subkulturen, aber nicht bei uns, da wir strukturell sowas von ausgeglichen sind und eine dermaßen stabile Truppe haben, mit Boki und Nermin sowie Vorstand, über die einzelnen Präsidenten hinaus. Diese Leute sind der Erfolg von UT!

14. Agieren die Chapter autarc oder werden UT zentral gesteuert?

Jeder Chapter ist autarc

15. Wenn die UT sich langfristig in der MC-Szene etablieren wollen, und ich rede hier von Akzeptanz, nicht von der Anzahl an Chaptern, warum gibt man dann der Presse eigentlich so viel Futter, damit diese wieder die übliche Schublade aufmachen kann?

Wir geben der Presse nichts, das machen andere Personenkreise und die MC’s schon selbst. Nur wie gesagt, es ist nicht zeitgerecht, dass ein MC uns sagen möchte, was wir zu tun haben, Das zieht bei den Clubs wie den Free Willis oder Free Biker Crews, aber nicht bei UT. ( Ende Interview )

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Mein Kommentar!

„In der Kürze, liegt die Würze“, sagt man doch so. In diesem konkreten Fall bin ich jedoch keineswegs schlauer geworden. Fritz hat taktisch klug geantwortet, lässt damit aber viel Freiraum für Spekulationen. Ich denke, es wird ihm egal sein. Das die United Tribuns niemanden fragen, nun, dieser Aspekt ist ja beileibe nicht neu. Tun andere auch nicht. Was mir jedoch auffiel, ist die verbale Trennung von Brotherhood und MC.

Ein MC ist eine Bruderschafft. Das verbindende Element ist neben der gemeinsamen Philosophie und einer klaren Wertestruktur das Bike. Bei den Unitd Tribuns gibt es aber zwei Optionen, nämlich mit oder ohne MC-Patch, je nach finanzieller Möglichkeit. Sorry, da komme ich nicht mit. Jo, du musst heute kein guter Schrauber mehr sein, um dich als Rocker in der Club-Szene zu behaupten, aber letztlich ist es das gemeinsame Cruisen mit den Brüdern und die damit verbundene Pflege echter Freundschaften zu anderen Clubs, was immer noch bei der Mehrzahl der MC’s ganz hoch im Kurs steht. Dieses tragende Element ist bei den United Tribuns mehrheitlich nicht gegeben, so der Status Quo.

Mag sein, dass sich das ändert. Wir reden aber über das Heute. Insofern würde ich den United Tribuns keine Einladung zu meiner Party zusenden, egal, ob sie sich teilweise als MC aufstellen oder nicht. Denn wenn ich ein bestimmtes Chapter einlade, lade ich den gesamten Club ein. Und wenn sich eine Bruderschaft diesbezüglich nicht eindeutig definiert, habe ich an einem solchen Kontakt null Interesse. Da nehme ich es bewusst in Kauf als Oldie zu gelten, der die Zeit verpennt.

So wie sich Fritz eingelassen hat, ist es den Untied Tribuns auch völlig egal, da sie sich nicht an den gewachsenen Strukturen der MC-Kultur ausrichten. Sie machen ihr Ding und fertig. Doch warum treten sie dann in genau der Montur auf, in der es auch die Club-Rocker tun. Warum orientiere ich mich genau an diesem Punkt an den althergebrachten Strukturen, verpasse mir die 1%er-Raute, wenn ich in allen anderen Bereichen anscheinend neue Wege gehe? Vielleicht möchte Fritz mir diese Frage ja noch in einem Kommentar separat beantworten.

Der Talk mit Fritz war respektvoll und absolut freundlich. Meine Motivation? Immer nur über andere zu reden statt mit ihnen, finde ich langweilig. Ok, ich habe den United Tribuns das Wort gegönnt, sie haben sich eingelassen, doch letztlich habe ich nichts erfahren, was einen zweiten Kontakt zwingend notwendig macht. In einem Punkt gebe ich Fritz absolut recht; die Zeiten haben sich geändert und auch ohne die United Tribuns führt der Zeitgeist zu neuen Einflüssen in die MC’s hinein.

Ich bleibe an dem Thema dran. Wer weiß, eventuell ergibt sich zu einem späteren Zeitpunkt eine Situation, wo ich erneut den Kontakt zu Fritz aufnehme. „Give Respect, get Respect“ bedeutet ja auch nicht immer derselben Meinung zu sein. Übrigens, Fritz fährt Harley.

Ich bedanke mich bei Fritz für das Interview! Kommentare dazu sind in sachlicher Form auf unserer Facebook-Seite absolut erwünscht! Ebenso kann der Beitrags-Link in anderen Szene-Foren übernommen werden. Allerdings stehen diese dann auch dort für einen respektvollen Umgang mit dem Thema gerade!!!!

Mein Kommentar war ebenfalls Bestandteil der Korrekturlesung. Eher unüblich, aber Respekt ist keine Einbahnstraße. Wenn er das Visier hochklappt, tue ich das auch!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.