It’s only Rock’N‘ Roll, but i like it!

Über das Leben mit Glanz und Glorie!

Insbesondere während der laufenden Motorradsaison fahren wir von einem Treffen zum anderen. In der Regel erwartet uns auf den Partys Live-Musik von eher unbekannteren Bands, die jede Möglichkeit nutzen, um sich irgendwie einen höheren Bekanntheitsgrad zu verschaffen. Da kann es dann durchaus mal vorkommen, dass man sich für eine läppische Gage von 400 Euro einen Ritt von 800 KM gibt, jedenfalls dann, wenn das Event die Chance bietet in einer Region weitere Auftritte zu generieren, die man sonst vermutlich nicht bekommen hätte, denn die Live-Experience zieht ja bekanntlich am besten.

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Doch was steckt alles dahinter?

So dermaßen viel, dass eine Gage von 400 Euro an sich ein Witz ist und man sich eher fragen sollte, wie man so bescheuert sein konnte, das Angebot anzunehmen. Ich nehme mal als Beispiel unseren Auftritt mit dem Wild Rock Project beim Motorrock 2017 in Werne nahe Dortmund. Tolles und bekanntes Event eines namhaften Clubs mit einem hohen Wohlfühlfaktor, so die Erwartungshaltung. Fünf Mucker rücken also aus dem hohen Norden an, die weitereste Anreise eines Bandkollegen sind 250 KM one Way. Da die Backline nicht gestellt wird, muss man mit minimum zwei Autos fahren, ergo doppelt Sprit berechnen.

Klar gefällt sich jeder Musiker auf solchen Bildern, aber die Motivation ist eine völlig andere!

Es ist Freitag, hohe Staugefahr durch das Fahrzeugaufkommen oder Baustellen. Also düst man zeitig los, denn ca. 90 Minuten vor dem Gig ist noch ein Soundcheck angesagt. Vor der Hinreise zum Veranstaltungsort steuert man den Proberaum an, um das Gerödel aufzuehmen. Endlich geht es los. Bestenfalls haben alle frei bekommen oder ihre Arbeitszeiten liegen so, das man recht entspannt ausrücken kann. Ist das nicht der Fall, erhöht sich der Stressfaktor enorm.

Wenn du ankommst, biste in jedem Fall schon mal ganz locker in Sachen Gig 5 Stunden auf den Beinen. Langsam macht sich die harte Arbeitswoche bemerkbar, der erste in der Kombo gähnt. Dann geht es aber erst richtig los. Backline und Drums auf die Bühne schaffen, aufbauen und sich einspielen, dann der Soundcheck. Wieder runter von der Bühne und warten. Nach 90 Minuten biste endlich dran, der Veranstalter erwartet vollen Einsatz, doch vor dir stehen Rocker und Biker, die so gar nicht dafür bekannt sind einer Band mit ihrem frenetischen Applaus Danke zu sagen. Ist ja uncool! Wie albern!

Nach dem bestenfalls erfolgreichen Gig hast keine Luft mehr, musst aber sofort für die nachfolgende Kombo Platz schaffen, also Gerödel abbauen und in die Fahrzeuge verbringen. Endlich fertig. Viele Bands machen sich dann auf den Heimweg, weil sie einfach völlig im Arsch sind und die 250 KM Rückreise noch vor der Brust haben. Spätestens hier solte jedem klar sein, dass dies alles mit Glanz und Glorie nichts zu tun hat.

Das was man sieht, macht nur den geringeren Teil der Bandarbeit aus!

Warum tut man sich das dann an?

Musik hat enorm viel mit Leidenschaft zu tun. Wenn du diese nicht hast, kannste gleich einpacken. Das beste Beispiel sind Bands mit geringerem technischen Können, die versierte Musiker mal ganz locker an die Wand spielen, weil bei ihnen ob ihrer Leidenschaft der Funke überspringt und das Publikum anfixt.

Bei dem von mir genannten Gagenbeispiel bekommt jeder Mucker in einer fünköpfigen Band 80 Euro. Mit Gewinnabsicht hat das ja nun wahrlich nichts zu tun. Im Gegenteil, manche legen drauf. Umso geiler kommt es dann, wenn einem der Veranstalter abgezählte Bons in die Hand drückt, dir sogar mit Arroganz und übler Laune begegnet, anstatt mit dem gebührenden Respekt für einen Blues, den er sich selber keinesfalls antun würde. Über Mindestlohn brauchen wir da gar nicht mehr reden!

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Der andere Weg!

Ich habe es immer so gehalten, dass die Musiker bei uns im Clubhaus einen soliden Support erhielten. In unserer alten Bude am Bremer Industriehafen bekamen sie einen eigenen Raum, Getränke und Snacks, Handtücher, ausreichend Futter, allerdings vor und während des Gigs keine Spirituosen. Danach war es mir egal.

Ab und an dikutierte der ein oder andere Clubbruder mit mir darüber, warum die jetzt schon den zweiten Teller Erbsensuppe bestellen würden. Gehts noch? Kauft die fucking Dose bei Aldi für 80 cent, streckt die noch etwas mit Cremé Fraiche und Gewürz, regt sich dann aber darüber auf, dass der Mucker, der das Clubhaus gerade zwei Stunden berockt hat und wie ein Schwein schwitzt, Hunger hat.

Leute, wenn die Musiker sich bei euch wohl fühlen und das Gefühl haben, dass ihr Einsatz gewürdigt wird, dann kommunizieren sie das auch. Kommt denen also nicht mit dem Scheiß-Argument, das ihr ihnen eine Plattform bietet oder sie froh sein dürfen, überhaupt gebucht worden zu sein. Hallo, sind wir auf Wacken oder beim Hurricane-Festival, wo ein riesiger Medienhype die Chancen auf eine Entdeckung brachial erhöhen und derartige Argumente durchaus berechtigt sind.

Nee, wir spielen in einer Rockerbude. Das tun wir gerne. Doch geht es dabei ganz sicher nicht um Kohle. Es geht um das Brennen für die Musik, vielleicht ein wenig Narzismus, die Chance etwas Kreatives zu erschaffen, damit Menschen zu begeistern und das alles mit den Bandkollegen zu teilen. Dafür dürfen die Musiker euren Respekt erwarten. Stattdessen gehen manche so weit, dass die Band noch ihre selbst gekaufte PA mitbringen soll, diese mit der zweiten Kombo teilen muss, um dann wegen einem Longdrink am Tresen angemault zu werden. Für solche Typen spiele ich zukünftig nicht mehr.

Irgendeiner im Club ist immer für die Musik zuständig. Er sollte wenigstens Grundkenntnisse haben, damit er überhaupt nachvollziehen kann, warum die Band nicht bereit ist, die PA zu stellen oder dafür wenigstens ein kleines Entgeld verlangt. In jedem Fall sollte er sich darüber im klaren sein, dass jeder Auftritt mindestens 8 Stunden Gesamtaufwand selbst im eigenen Kiez einfordert und die Musiker am Ende ein Taschengeld erhalten, für das jede Putzfrau den Wischmob in die Ecke feuern würde. Warum machen wir das also? Nun……

                        It’s only Rock ‚N‘ roll, but i like it!

P. S. Damit hier keiner auf blöde Gedanken kommt. Beim Motorrock 2017 war es sehr geil und der Support Top! Nachzulesen in einigen Tagen an gleicher Stelle!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.