Das Video von Leipzig: Autch!

Das Video und die möglichen Folgen!

Ich kann mir gut vorstellen, wie aktuell in den Amtsstuben der Rennleitung die Drähte heiß laufen. Schüsse in Hamburg, Frankfurt am Main, Heidenheim und zuletzt Leipzig, da muss doch endlich was in Sachen genereller Kuttenverbote zu machen sein. Nun, für ein viertägiges Einreiseverbot für die Stadt Leipzig hat es ja wenigstens mal gelangt, auch wenn diese Aktion nach dem Polizeigesetz, und damit aus Gründen der Gefahrenabwehr ablief. Das hat jedoch nichts mit dem Vereinsgesetz zu tun, dessen Voraussetzungen für ein Vereinsverbot deutlich strenger gefasst sind. Zudem wirkt die Kelle vom BGH in 2015 noch deutlich nach.

Trotzdem, irgendwann geht das schief. Der Staat fühlt sich permanent durch derartige Anlässe herausgefordert. Die haben das Gefühl, die Rocker tanzen ihnen auf der Nase herum. Hinzu kommt der öffentlliche Druck, denn ein Video im Netz über Leipzig dokumentiert eindeutig, dass es im Kessel gewaltig dampft. Das sorgt für immensen Ermittlungsdruck, zumal die Polizei anscheinend in Leipzig nur zuschaute. Dadurch entsteht in der Öffentlichkeit der Eindruck, sie habe nichts mehr im Griff. Und die Gleichstellung des Outlaws mit einem Kriminellen bekommt zusätzliche Nahrung. Futter für eine weitere Stigmatisierung ist es in jedem Fall.

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Die häufigen Verweise vieler Szene-Gänger auf die Flüchtlings-Problematik nach dem Motto: „Kümmert euch mal darum“ halte ich für dumm und wenig sachbezogen. Das sind reine Ausweichmanöver. Die sogenannten rockerähnlichen Gruppen sind ein akutes Problem, scheinen sie sich einen Furz dafür zu interessieren, ob ihnen ihr Handeln selber schadet. Für die Öffentlichkeit ist es völlig egal, ob man die Männer als Rocker in der Szene akzeptiert oder nicht. Sie tragen Kutte, dass reicht zur medialen Ausschlachtung. Und eine derartige Nummer in aller Öffentlichkeit weckt in den Köpfen der Politiker akute Bedrohungs-Phantasien für die Zivil-Gesellschaft. Da kann man wunderbar ansetzen.

Da hat mal wieder ein Gericht mit unerbittlicher Härte zugeschlagen!

Wie wird das Gericht das Video von Leipzig bewerten?

Nun, was Leipzig anbelangt, kann man feststellen, dass die United Tribuns als Agressor in gewisser Hinsicht sogar als moralischer Sieger das Feld verlassen, da die Schüsse nicht aus ihrem Lager kamen. Die Schüssen werden größtenteils verurteilt. Zudem liefert das Video den Kritikern ein gewalltiges Pfund in der Prognose, dass die Rocker-Szene aus den Fugen zu geraten scheint. Das Schlagwort „Rockerkrieg“ kursiert erneut massiv. Kein Wunder , dass Ober-Ordnungshüter André Schulz von der Polizei-Gewerkschaft wieder gewaltig in das Horn bläst. Und irgendwann wird er erhört werden. Da die United Tribuns keine Rocker sind, kann es aber kein Krieg unter Rockern sein. Übrigens auch in ihrem eigenen Selbstverständis. Was tatsächlich dahinter steckt, lässt sich bestenfalls nur erahnen.

Für den größten Teil der Rocker-Szene ist es derzeit alles andere als easy, die laufende Motorrad-Saison zu genießen. Das Gefühl von Freiheit ist sehr stark von der eigenen Wahrnehmung abhängig. Permanente nagative Einflüsse in der selbst gewählten Subkultur, machen es dem Rocker nicht gerade einfach, sich mit anderen Rockern wenigstens gedanklich zu solidarisieren, vor allem, wenn sie derenen Handeln schon lange nicht mehr als gerechtfertigt ansehen und dieses der Gesamt-Szene nur Probleme bereitet. Die Clubhäuser werden eindeutig weniger von neuen Leuten besucht!

Ich habe mir das Video mehrfach angeschaut, und ganz ehrlich, einem tödlich Getroffenen noch mal eben einen Fußtritt auf den Schädel zu verpassen, ist nicht ehrenvoll, sondern heimtückisch. Allerdings bin ich mir nicht sicher, wie ich mich in einer derartigen Situation verhalten würde. Adrenalin macht hemmungslos, hinzu kommt die Gruppendynamik. Doch heiligt der Zweck wirklich alle Mittel? Egal, was dem Konflikt voraus ging, so darf es nicht weiter gehen!

Was mich etwas stutzig macht ist die Ruhe, mit der der Video-Filmer die gesamte Aktion filmte. Da wackelt nix. Bereits beim Heraustreten aus dem Park lief die Kamera. Ist das wirklich Zufall, oder hatte hier jemand einen Tipp erhalten? Normalerweise hört man auch irgendwelche Kommentare. So ganz spontan wirkt das nicht auf mich. Oder hatte der Filmer einfach nur den sechsten Sinn und erahnte, was er da zu sehen bekommt. Wie auch immer, das Teil ist ein gefundenes Fressen für die Staatsanwaltschaft und die Politik, um der Öffentlichkeit zu belegen, wie gefährlich Rocker sind. Und was halten wir dagegen?

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.