Mallorca und die bösen Buben

Da zappe ich gestern Abend so im TV und siehe da, das Format Panorama macht das Fass Mallorca, Hells Angels und Frank Hanebuth auf. Panorama ist ein Nachrichtenformat mit gutem Ruf und für seinen Entdeckungs-Journalismus bekannt. Die Redaktion hat schon etlichen Leuten gewaltig und auch sehr erfolgreich auf den Zahn gefühlt. Gestern allerdings war ich ziemlich enttäuscht. Am Ende des Beitrages habe ich mich tatsächlich gefragt, worin denn bloß deren Botschaft bestand. Da wurden Beamte der spanischen Polizei umfassend interviewt, die sich allerdings in keinster Weise konkret äußern durften, um die aktuellen Ermittlungen nicht zu gefährenden. Ihre Botschaft: Wir haben sehr viel in der Hand, äußern uns aber nicht.
Fazit: Null Substanz!

Ein Gastronom, der am Ballermann sein Geschäft betreibt, erzählte, dass man versucht habe mit ihm und anderen Gastronomen auf legalem Weg Kontakt aufzunehmen, was jedoch abgelehnt wurde, so dass dies gar nicht erst zu konkreten Gesprächen führte. Die Folge: Es kam zu Schlägereien auf der Party-Meile. Hm, ist mir ja ganz neu, dass die betrunkenen Touris sich dort gelegentlich mal was auf die Mütze hauen und zudem wurde in keinster Weise ein sachlicher Beleg für einen konkreten Zusammenhang zu den abgelehnten Gesprächen erbracht.
Fazit: Wenig Substanz

Bis hierhin war das somit schon mal ziemlich dünn. Prompt brachte man Geschäftspartner ins Gespräch, natürlich allesamt unseriös, um vermeintliche Verbindungen zu präsentieren, ohne jedoch faktische Nachweise erbringen zu können. Stattdessen wurde ein Mann aus dem Hochadel präsentiert, der sich dazu auslies, dass einer dieser genannten Geschäftspartner auf seine Kontakte mit den Hells Angels verwies und er, wohlgemerkt subjektiv, daraus ein gewisses Bedrohungpotential schließe.
Fazit: Aha!

Aufgelockert wurden die Interview-Passagen mit Bildern von Frank Hanebuth und seinen Brüdern im Freizeitdress. Mal wurde er von hinten, mal von vorne und mal von der Seite mit der Acht auf dem Rücken gezeigt.
Hätte ja einmal gereicht, aber vermutlich brauchte es den Wiederholungseffekt, um das Bedrohungspotential zu suggerieren, welches aufgrund von Fakten in dem Bericht nicht dargestellt werden konnte.
Fazit: Ich wartete immer noch auf echte News!

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An dieser Stelle schaltetet ich völlig ab. Von den Boulevard-Zeitungen bin ich es ja gewohnt, dass die Berichterstattung ehrer oberflächlich und reisserisch ist, aber von den sogenannten seriösen Formaten erwarte ich defintiv einen gut recherchierten und sachlichen Journalismus und nicht irgendeine übel riechende Verbal-Suppe.

Das Zauberwort heißt Fakten und Beweise. Insbesondere, da die Unschuldsvermutung gilt. Was letztlich unter dem Strich von den Vorhalten übrig bleibt und im Rahmen der juristischen Auseinandersetzungen tatsächlich durch Beweise belegt werden kann, müssen wir abwarten. Aktuell kam es zu weiteren Razzien und Festnahmen. Deren Ergebnis ist noch nicht bekannt.

Das Dilemma für die Betroffenen ist der Umstand, dass die Untersuchungshaft in Spanien deutlich länger angeordnet werden kann, als in der Bundesrepublik, wo diese auf maximal sechs Monate festgelegt ist. In dieser Zeit muß der Staatsanwalt die Klage erheben oder der Untersuchungshäftling muss aus der Haft entlassen werden. Damit stehen die Ermittlungsbehörden hier unter einem deutlich höheren Ermittlungsdruck. Ich kenne das spanische Rechtssystem nicht und schon gar nicht die Methoden der spanischen Polizei, aber ich stelle mir ernsthaft die Frage, was die Spanier wirklich in der Hand haben, damit es unter dem Strich zu dem Beweis der vorgeworfenen Straftaten kommt, zumal die Maßnahmen dort sehr stark nach Aktionismus riechen. Oder sind die Beamten dort einfach nur schlauer, als deren deutsche Kollegen.

Fragen über Fragen. Auf die Antworten müssen wir wohl noch warten! Hier der Report.

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_3/rocker507.html

 

 

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.