Nachdem ich mein Bike eingefahren hatte, wollte ich natürlich das Leistungsmoment testen. Also ab auf die Bahn und rauf in den höheren Drehzahlbereich. Bis 130 Km/h lief die Roadking glatt durch, doch ab 140 Sachen fing der Ofen plötzlich an zu ruckeln. Was denn nun? Ich tippte intuitiv darauf, dass mein Bike nicht genügend Sprit bekommt und der Vergaser ggf. verdreckt sei. Letztlich kam dabei heraus, dass die Karre mit einer 175-Düse einfach zu dünn belegt war. Mit der neuen 195er-Düse läuft das Bike nun optimal und zieht sauber durch. Glück gehabt!
Die Aktion machte mich aber sensibel. Vermutlich der Grund, warum ich im Talk mit Marco Meyburg von MM Performance Weyhe zu dem Thema Vergaserreinigung etwas intensiver nachfragte. Was mir Marco dazu erzählte gab mir das Gefühl, dass er ein guter Anpsrechpartner in Sachen Vergaserreinigung sein könnte.
Das Problem!
Immer mehr ältere Motorräder springen schlecht oder gar nicht an oder laufen nicht auf allen Zylindern, weil ein oder mehrere Vergaser verdreckt sind. Das erste Anzeichen dafür ist häufig, dass euer Motorrad immer länger mit Choke gefahren werden muss, weil es ohne Choke aus gehen würde. Der Grund sind dann verdreckte Lehrlaufdüsen, die zu wenig oder kein Benzin mehr durchlassen. Der Motor bekommt dann im unteren Drehzahlbereich nur noch Benzin, welches über den Choke zugeführt wird.
Auch setzen sich die kleinen Kanäle durch die das Benzin durch die Vergaser läuft mit der Zeit zu, da hilft es dann nicht nur die Schwimmerkammern abzuschrauben und die Düsen durchzupusten. Seitdem der Biosprit eingeführt wurde, ist das alles noch schlimmer geworden. Manche Vergaser sehen von innen aus wie ein Feuchtbiotop. Das einem da kein Frosch entgegen hüpft ist reiner Zufall.
Potentielle Lösung!
Eine vernünftige Lösung ist es, den Vergaser komplett zu zerlegen und mit Ultraschall reinigen zu lassen. Dabei werden die Vergaserteile in ein vorzugsweise beheiztes Ultraschallbad mit spezieller Reinigungsflüssigkeit gehangen, wo sie schonend gereinigt werden bis sie aussehen wie neu. Das Prinzip der Ultraschallreinigung basiert auf der aus der Physik bekannten „Kavitation“.
Bedingt durch sich ständig ändernde Druck- und Unterdruckzustände im flüssigen Medium platzen an den Werkstücken anhaftende Gasblasen und setzen dabei ein hohes Maß an Energie frei. Der Schmutz wird förmlich abgesprengt, ohne den Vergaser zu beschädigen. Man kann natürlich auch nur mit destillierten Wasser reinigen, was aber nur bei sehr leichter Verschmutzung den gewünschten Effekt erzielt. Bei stark verschmutzten Vergasern gibt man spezielle Reiniger dazu die den Dreck besser lösen, das Material aber nicht angreifen. Gute Ultraschallgeräte kann man bis 80 °C aufheizen, was die Reinigung noch mal verbessert.Meist reichen 40°C völlig aus.
Vorsicht!
Einige reinigen mit Geschirrspülmittel als Zusatz, weil es preisgünstiger ist. Das kann nach hinten losgehen, wenn man den Reiniger nicht wieder komplett aus den Vergasern gespült bekommt. Es kann sich dann mit dem Benzin eine gallertartige Masse entwickeln, die den Vergaser mehr verstopft als vor der Reinigung. Ein Motorrad bei dem die Vergaser zerlegt, im Ultraschallbad gereinigt und anschließend synchronisiert wurden springt sofort an und läuft viel besser. Meist kann man dann den Choke schon nach wenigen Sekunden wieder raus nehmen.
Kosten!
Diesbezüglich ist nun eure eigene Marktanalyse gefragt. Da Marco mir aber so bereitwillig Auskunft erteilt hat, habe ich bei ihm gleich mal nach seinen Konditionen gefragt: 1. Die Reinigung eines von euch gebrachten zerlegten Vergasers kostet schlappe 30 Euro. 2. Bei einem 4-Zylinder-Motorrad kostet der Ausbau inklusive zerlegen, reinigen, zusammenbauen und synchronisieren ca. 250 bis 350 Euro, plus evtl. neue Dichtungen oder Teile für die Vergaser.
Ob sich das lohnt? Nun, bei den potentiellen Gefahren, die ein verdreckter Vergaser mit sich bringt, sollte die Antwort darauf recht einfach sein. Also entweder baut ihr das Teil auseinander oder ihr lasst gleich den Fachmann ran. Und sollte euch der Weg zu Marco führen, freue ich mich auf euren Erfahrungsbericht. Danke an Marco für die Kooperation!
Ach so, kleiner Tipp bei leichten Verunreinigungen der Düse oder dem Düsenkanal. Corega Tabs Plus! Was lacht ihr, hab ich von Marco. Als gelernter Werkzeugmacher im Flugzeugbau wird er schon wissen, wovon er spricht.
Kontakt: www.mmperformance.de/