Die Ernennung von Schulz zum SPD-Spitzenkandidaten für die diesjährige Bundestagswahl und der damit verbundene massive Anstieg an Zustimmungswerten in den ersten Prognosen nach seiner Ernennung ließ vermuten, dass es ggf. doch noch zu einem spannenden Duell mit der Union um die Kanzlerschaft kommen könnte.
Doch was davon ürig geblieben ist, sind einige mickrige Prozentpunkte mehr gegenüber dem bisherigen Prognose-Tiefstand, die es nahezu unmöglich erachten lassen, dass es an der Spitze zu einem Wechsel kommt. Angela Merkel scheint alternativlos zu sein.
Und was Schulz am Sonntag in dem sogenannten TV-Duell abgeliefert hat, war denn auch alles andere als eine Werbung für konträre Positionen. Im Gegenteil, in den meisten Punkten sind sich Schulz und Merkel einig und verfolgen annähernd die gleichen Ziele. Na super, da lässt der Ober-Sozi die einzige Chance liegen, um der Kanzlerin massiv und mit klarer Kante entgegen zu treten. Für den Union-Wähler gibt es daher keinen Grund am 24. September sein Kreuz bei der SPD zu setzen.
Vieles spricht dafür, dass es für weitere vier Jahre zu einer großen Koalition kommen könnte, angeführt von der Union mit der SPD als Junior-Partner. Na toll. Haben wir uns das nicht alle gewünscht. Nicht einmal die erst kürzlich gestartete Bildungs-Offensive konnte Schulz in dem TV-Schlafwagen verkaufen, das Thema Klima fand überhaupt nicht statt. Und an dieser Stelle müssen sich beide Kandidaten den Vorwurf gefallen lassen, dass sie nichts ins Felde geführt haben, um potentielle Wähler rechts von der Union wieder zurück in das Boot zu holen.
Schulz spricht in seinen Reden und Interviews permanent von der sozialen Gerechtigkeit, war aber im Duell nicht im Ansatz in der Lage dieses mit harten Fakten zu unterfüttern oder wenigstens die zum Teil erhebliche soziale Ungerechtigkeit der Politik der Union an den Pranger zu stellen. Und Merkel machte das, was sie am besten kann. Schön um die Klippe mit inhaltslosen Phrasen herum segeln, die alle weiteren Optionen offen lassen.
Der Messias der SPD hat sich als laues Lüftchen entpuppt, Merkel war nie ernsthaft in Bedrängnis. Wir müssen uns wohl oder übel damit abfinden, dass Merkel weiterhin dieses Land regiert. Spannend bleibt nur die Frage, wen sie sich an die Seite stellt. Meine Prognose lautet Jamaika. Und was sagt ihr?