Politisches: Europa – Was läuft da falsch?

Ich habe mir die Frage gestellt, warum die Populisten und Parteien am Rande des rechten Spektrums immer mehr Zulauf erhalten und bin für mich zu einer recht einfachen Erkenntnis gelangt: Europa hat keine eigene Identität. Zwar ist der Wunsch nach den Vereinigten Staaten von Europa nach wie vor bei vielen Menschen gedanklich stark ausgeprägt, doch die letzten 10 Jahre haben eindeutig gezeigt, dass es diesem Kontinent an einem gemeinsamen Werte-Gerüst fehlt.

Mit Beginn der Griechenland-Krise deutete sich dieses spürbar an, die Flüchtlingswelle ließ ab 2015 keine Zweifel mehr zu. Die Menschen brauchen Identität und Europa kann ihnen diese mehrheitlich nicht geben. Klar, die Europäische Union bietet ein Mehr an Freizügigkeit, sie ist aber im wesentlichen auf der Basis der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen entstanden. Diese erleichtern uns zwar das Leben auf dem Kontinent, führen aber keinesfalls dazu, dass die verschiedenen Nationen gemeinsame Werte aufbauen. Geld ist für mich jedenfalls kein Identitätsmerkmal.

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Was verbindet uns mit Europa?

An sich ist es ganz einfach. Denkt doch einmal konkret darüber nach, was euch mit Portugiesen, Spaniern, Franzosen und anderen Mitgliedern der Europäischen Union tatsächlich verbindet und schreibt es auf. Wundert euch nicht, wenn das Blatt recht leer bleibt. Ok, der Freiheitsgedanke ist sicherlich bei vielen im Kopf vorhanden, doch ist dieser aufgrund der internationalen Entwicklung eindeutig dem Wunsch nach mehr Sicherheit gewichen, insbesondere in der Bundesrepuplik Deutschland. Er schwimmt an sich nur noch passiv mit.

Auch mein Blatt blieb zunächst recht leer. Erst als ich aus der Position des Deutschen in die des Rockers überging, änderte sich das. Schlagartig fiel mir ein, dass mich mit vielen Bikern und Rockern in ganz Europa unendlich viel verbindet. Aspekte wie Kameradschaft, Brüderlichkeit, Leidenschaft, Loyalität, Cruisen, Partys feiern, Freundschaften aufbauen und pflegen, mein Blatt füllte sich zunehmend. Unter dem Strich waren jeodch alle Aspekte sehr stark von Emotionen geprägt.

Wirtschaftlich relevante Vorteile fielen mir kaum ein. Und genau da liegt des Pudels Kern. Wir werden alle in ein nationales Wertegerüst hinein geboren. Dieses ist geprägt durch eine jahrhundertelange Entwicklung in unserem Land, die sich lediglich dem jeweiligen Zeitgeist anpasst. Wir durchlaufen verschiedene Stadien, von der Krabbelgruppe bis hin zum Studium, und stets werden die Menschen von den allgemein gültigen moralischen Normen begleitet.

Ein Rocker stellt irgendwann für sich fest, dass er sein Leben nicht mehr von diesen Normen diktieren lassen will. Er entscheidet selber, welche von der Gesellschaft akzeptierten Vorstellungen des Miteinanders von ihm getragen werden und welche eben nicht. Diesen Drang nach Individualität drückt er u. a. durch seine Kutte aus und in einem MC ist es das verbindende Element weniger Gleichgesinnter, die für sich ihre individuellen Werte durch ein gemeinsames Colour nach außen kommunizieren.

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Das Versäumnis der Politk!

Die Poltik hat es über all die Jahrzehnte versäumt die Menschen mitzunehmen. Stattdessen wurde permanent versucht die Bürger darauf einzuschwören, der jeweils aktuelle politsche Wille sei der richtige Weg. Das ist klar gescheitert. Nie wurde es geschafft, ein echtes gemeinsames Wertegrüst aufzubauen, eine echte europäische Schnittmenge. In Zeiten der Pandemie wird das besonders sichtbar.

Ich bin davon überzeugt, das eine Europäische Union emotional betrachtet nur dann funktioniert, sofern in den Ländern der nationale Gedanke stark ausgeprägt und erhalten bleibt. Wir sind eine Nation und wollen als solche auch verstanden werden. Natürlich muss der Deutsche auf die Errungenschaften seiner Heimat stolz sein dürfen, ohne dass er als Nazi beschimpft wird. Wir brauchen endlich wieder ein Fundament, welches vom Patriotismus unter voller Anerkennung der individuellen Werteentwicklung in anderen Ländern getragen wird. Das ist doch das Kernelement des inklusiven Nationalismus, der nach meinem Verständnis nichts mit dem rassistischen Gedankengut rechtsradikaler Spinner zu tun hat.

Vermutlich ist ein hohes Maß an gelebten Patriotismus das beste Fundament, damit ein Kessel Buntes auch ein gemeinsames Lied anstimmen kann. Sobald aber wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen, ist das Gift für jede Form von Identität. Dann obsiegt das Streben nach Macht und Einfluss. Auch unsere Szene bietet uns etliche Beispiele dazu. Im Juni 2018 fand in Deutschland der World Viking Run statt. Viele Rocker aus ganz Europa und anderen Kontinenten kommen dort zusammen, weil sie ihre emotionale Verbindung zur Mythologie und den Werten der alten Wikinger verbindet.

Afd, Le Penn, Wilders & Co haben deshalb einen hohen Zulauf, weil sich die Menschen von den Etablierten verlassen fühlen, sie die Politik nicht mehr erreicht. Insgeheim haben sie das Gefühl, dass ihre Werte und Interessen nicht mehr nachhaltig vertreten werden, obwohl die wirtschaftlichen Indikatoren ja bestens sind. In einer Zeit des Wohlstandes wählen sie den Protest. Eigentlich völlig absurd, doch so ist der Alltag.

Wir reden nur noch über das, was uns trennt, die Gesellschaft spaltet sich weiter. So geht die deutsche Identität den Bach herunter. Sorry, wenn mir ständig die europäische Verbalkeule vorgehalten wird, ich aber in meinem eigenen Land eine Identitätskrise durchlaufe, kann es kein gemeinsames Europa geben. Solltet jetzt jemand auf die Idee kommen, das ich anti-europäisch bin, so kann er das gleich vergessen. Ich war durch mein Leben als Rocker schon in so vielen Ländern unterwegs, dass es mir völlig latte ist, ob der Mann am Tresen neben mir ein Muslime, Jude oder Christ ist, denn was uns verbindet kriegen wir schneller heraus, als es den Politikern jemals gelingen könnte.

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.