Polizeipräsident löst SEK 3 auf!

Früher war alles anders. Die Clubs machten ihre Partys, man war unter sich, und wenn überhaupt, kam das lokale Streifenhörnchen mal vorbei, um nach dem rechten zu schauen. Diese Zeiten sind längst vorbei. Mittlerweile werden nicht nur die Partys der ganz großen MC’s von einer Wagenburg und/oder heftigen Durchlass-Kontrollen belegt. Der HAMC und BMC Germany kann davon ein Lied singen. Und wenn aus polizeilicher Sicht die Bedrohungslage prekär ist, dann rückt auch gerne mal ein SEK aus. Ob die Lage das wirklich erfordert, ist eine andere Frage. In der Regel nicht!

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Das die Kollegen anscheinend ein gesteigertes Geltungsbedürfnis haben, ist hinlänglich bekannt. Die machen nämlich teilweise, was sie wollen. Oft hat man das Gefühl, sie agieren außerhalb der Befehlskette und ignorieren sogar klare gesetzliche Vorgaben. Hauptsache, es rummst gewaltig und das polizeiliche gegenüber wird mächtig eingeschüchtert. Und nun kommt der Kölner Polizeipräsident daher und kündigt die Auflösung des SEK 3 an. Der Grund? Die haben ihre eigenen Kollegen gemobbt bzw. systematisch gequält. Aha!

Der Hintergrund!

Den Bericht vom Ministerium für Inneres stelle ich unten als Direkt-Link ein. Bleibt bitte erst einmal im Beitrag und macht euch hier schlau. Abspringen gilt nicht! Also weiter!

Zwei Mitglieder des SEK 3 haben Anzeigen gegen 10 Kollegen gestellt. Sie sollten jeweils auf dem Boden vor einem sitzenden SEK 3-Mitglieds kniend ein aus einer Tsatsiki-Knoblauch-Chili-Mischung hergestelltes Eis essen, welches zum Kotzen schmeckte, und welches sich zwischen den Oberschenkeln eines der Kommandomitglieder befand. Einer würgte das Zeug hinunter, der zweite Zeuge übergab sich bei dem Versuch. Noch was?

Jipp! Den Zeugen wurde nacheinander eine Tauchermaske übergezogen und durch einen Luftschlauch Alkohol eingefüllt, im Fall des zweiten Zeugen in etwa ein halber Liter Bier, im Fall des Betroffenen ein Bier-Schnaps-Gemisch. Der zweite Zeuge trank das Bier. Der Betroffene hob die Maske an, woraufhin eine der anwesenden Personen zunächst die Maske zurück drückte, dann nahm der Betroffene sie kurzfristig wieder ab, ohne größere Mengen des Bier-Schnaps-Gemischs getrunken zu haben. So geschehen auf einem Ausflug des SEK 3 in Südtirol. nennt man wphl Aufnahmeritual. Die beiden o.g. Vorfälle sind nur Beispiele, der Bericht enthällt ein umfassendes Statement.

Und nun?

Tja, so kanns gehen. Wollen wir die Aktion selber mal nicht extrem überbewerten, denn so manche Kuttentaufe ist auch keineswegs ein Zuckerschlecken. Strafrechtlich wird da jedenfalls kaum etwas zu erwarten seien, weil die beiden Zeugen die Nummer wenigstens teilweise freiwillig mitgemacht haben, so das Ministerium. Zudem gibt es eine Einstellungsbegründung der STA von 06.08.2015. Aha, und wie bewertet man den nicht freiwilligen Teil der Handlungen. Keine Körperverletzung? Keine Nötigung? Riecht ganz stark danach, dass die politischen Würdenträger die gesamte Aktion am liebsten im Keim ersticken. Jetzt übertragt diese Nummer mal auf die Rocker-Szene. Ich kann die Headlines förmlich riechen. „Rocker quälen Proben!“. SEK geht gegen X vor! So sieht das nämlich aus.

Und warum spricht man von einem Betroffenen. Sorry Herr Jäger, ich sehe hier eine klare gefährliche Körperverletzung ( gemeinschaftliches Handeln ), zumal der Betroffene, wohl eher das Opfer, die an ihm begangenen Handlungen als menschenverachtend eingestuft hat. Der hat nur solange gewartet, weil er einem Gruppenzwang unterliegt. Immerhin kackt er die Kollegen an.

Jedenfalls sind vier Mitglieder aus dem SEK 3 geflogen und versehen jetzt ihren Dienst bei der Schupo. Fünf weitere bleiben beim SEK, jedoch nicht in Köln. Nr. 10 ist die große Unbekannte. Ich vermute mal, es handelt sich um den Kommandeur. Na egal. Die Presse hat sich der Thematik angenommen. Die Berichterstattung ist jedoch nicht mal im Ansatz zu spektakulär, wie bei den Rockern. Wird hier etwa mit zweierlei Maß gemessen?

Diese Vermutung liegt verdammt nahe. Denn was wären die Folgen, wenn sich herausstellt, dass derartige Aktionen ggf. bei anderen SEK’s ebenso Usus sind. Dann hätte der Herr Jäger und die anderen IM’s aber ein gewaltiges Problem. Jedenfalls kann man feststellen, dass die Aufnahme-Rituale bei den OMC’s im Verhältnis zu dem des SEK 3 in Köln ein Kindergeburtstag sind. Die Ironie besteht nun darin, dass der Staat nichts unversucht lässt, um dem Bürger zu eröffnen, das Leben der 1%er habe so gar nichts mit der Romantik der Route 66 zu tun, alle seien böse und nun sind es ausgerechnet die Staatsdiener, die sich diesen Klops erlauben.

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Gedanken dazu!

Als Elitetruppe der Schutzpolizei, das Pendant bei der Kripo ist das MEK, nimmt jedes SEK eine gesonderte Stellung ein. Allerdings immer unter dem Aspekt der strikten Einhaltung von Regeln, zu deren Schutz sie ja auch gegründet wurden. Das die gerne mal ihren Jagdtrieb ausleben, völlig aus der Spur geraten, ist den Verantwortlichen mit Sicherheit bekannt. Ich erinnere in diesem Kontext mal an den Vorfall mit dem Hells Angel, der einen SEK-Beamten durch seine Haustür erschoss, komplett an den Pranger gestellt wurde, um dann vom Gericht total entlastet zu werden. Da hatte nämlich das eingesetzte SEK auch richtig Scheiße gebaut und völlig unverhältnismäßig gehandelt.

Hunde werden mal grundsätzlich ab geballert, völlig egal, ob es durch sie eine konkrete Gefahr gibt oder nicht. Und wenn sich Kinder in einem Raum befinden, so geschehen bei einer Razzia eines SEK bei den Bandidos, nimmt man auch nicht gerade Rücksicht darauf, ob das Kind einen Schock erleidet oder nicht.

Wenn also in Zukunft wieder Berichte über Rocker erscheinen, in deren Zusammenhang auch das SEK eine Rolle spielt, dürfen alle Leser durchaus mal etwas länger darüber nachdenken, ob hier nicht einfach nur ein Pseudo-Szenario aufgebaut wurde. In jedem Fall stellt sich die Frage, was wir von top ausgebildeten Polizei-Rambos zu halten haben, wenn sie nicht mal in der Lage sind, ihre eigenen Kollegen respektvoll zu behandeln. Im Gegensatz zur anderen Seite gehe ich aber nun nicht davon aus, dass diese Rituale bei allen SEK’s stattfinden. Trotz aller Vorbehalte gegenüber dem polizeilichen Handeln, gibt es dafür nämlich keine Hinweise. Deshalb stelle ich nicht alle unter Generalverdacht. Nech, Herr Jäger!!!

Bericht des Ministeriums: www.express.de/blob/view/31606876,34729783,data,Bericht+TOP+1.pdf.pdf

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.