Reisebericht von Störte 1%!

Viele haben den Traum, einmal im Leben eine Tour durch die Staaten zu absolvieren. Um dieses zu realisieren, bedient man sich oftmals der professionellen Tour-Anbieter. Wir haben bereits einige im Magazin in der Rubrik Touren vorgestellt.

Für Störte 1%, Member Ghostgang MC Wuppertal, wäre jedoch schon der Gedanke daran alleine schändlich. Er wuppt sowas aus Prinzip in Eigenregie. Für mich ist er eine Art Kosmopolit der Rocker-Szene. Bereits im Vorfeld hatte er mir fest zugesagt, mit einer Reise-Beschreibung aufzuwarten. Ein Mann, ein Wort. Hier präsentiere ich euch den ersten Teil seiner Tour-Impressionen:

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Hallo brothers n sisters!

Nachdem sich die Eindrücke jetzt endlich sortieren lassen, will ich nun doch einmal kurz von einer, für meine O`lady Chrissy und für mich, unvergesslichen Reise durch die USA berichten.
Ein Zufall im Internet führte dazu, dass vor zwei Jahren mit Rick und Becky aus Kansas City/ Missouri eine Brieffreundschaft entstand, die letztendlich dazu führte, dass wir uns entschlossen, die beiden dort zu besuchen, und das mit einer Tour zu verbinden.. USA ohne Bike wäre für mich ein `no go`gewesen, und so wurde überlegt wie ich das drüben bewerkstelligen könnte. Leihen oder kaufen?- nein es sollte mein eigenes sein, also gebraucht kaufen! Auch war schon seit langer Zeit für mich klar, einmal im Leben zum Grand Canyon zu fahren. Und das ist auch von KC im mittleren Westen nicht mal eben um die Ecke. (Mit Abstechern ca.1400ML)

Störte 1% mit seiner O'lady Chrissy!

Störte 1% mit seiner O’lady Chrissy!

Ok.Folks!, die Amis sind herzlich und Gastfreundschaft ist dort eine Selbstverständlichkeit. Das bestätigte sich auch diesmal. Ich kannte das schon von meinen vielen Reisen durch die Staaten, aber Rick und Becky gaben uns das Gefühl mit zur Familie zu gehören. Rick1%, ein Urgestein der dortigen MCscene, hatte sich im Vorfeld schon nach Bikes umgesehen, die für mein Vorhaben geeignet sein könnten. Ich schaute mir mit ihm einige Harleys an,Schrott oder zu teuer, aber da war noch eine Indian Spirit BJ 2001 mit S&S Motor, 15000 Ml gelaufen, und die sagte mir: nimm mich mit! (Liebe auf den ersten Blick). Und so stand sie an dritten Tag schon vor Ricks Garage. Bitte fragt mich nicht, wie das abging: innerhalb von vier Tagen gekauft, versichert, `geamitüft`und ne Monatsplakette aus Papier hintendrauf—good job! Wer glaubt, da reicht das Schulenglisch, kommt schnell an seine Grenzen!

Nun hat er sie endlich: eine Indian Spirit!

Nun hat er sie endlich: Eine Indian Spirit mit S&S-Motor.

Noch Packtaschen besorgt; besuchten wir am ersten Wochenende eine Bikerparty in der Nähe, bepackt mit Zelt und Schlafsäcken, sozusagen der Probelauf für den Run zum Grand Canyon. Das wollte ich eigentlich mit Chrissy gemütlich angehen lassen, doch die Brüder, die uns abholten bretterten mit ihren phantastischen Choppern mit zum Teil erheblich über 85 Meilen pro Stunde durch die Rushhour von KC. Und das im Convoy!!
Natürlich erzählten Rick und Becky jedem von unserem Vorhaben: von mitleidigen Blicken, was Chrissy und ihre Rolle als Beifahrerin anbelangte, Zweifeln ob des Gelingens bis zu: Wow that`s cool!, war so ziemlich alles dabei. Wer mich kennt, weiß, daß ich sone Nummer durchziehe, ohne auf die Meinung anderer was zu geben. Ich bin so.

Der Bock ist ready to Rock. Die Highways rufen!

Der Bock ist ready to Rock. Die Grand Canyons rufen!

Montags gings dann los. Rick und Becky brachten uns auf den Freeway 35 Richtung Süden, dann wurde nochmal gewunken und der Verkehr nahm meine volle Aufmerksamkeit in Anspruch.
Schon nach kurzer Zeit war es da, das Gefühl, was ich immer habe,wenn ich auf irgend einer Strasse fahre, bis die Sonne untergeht. Geil, einfach geil!!!
Irgendwann in Oklahoma meldete sich Chrissy`s Hintern, auch wollte sie genau wissen wo wir schon sind. Ihren erschrockenen Gesichtsausdruck werde ich wohl nie mehr vergessen, als ich ihr das bisher Gefahrene auf dem Rand MC Nelly( Straßenatlas der USA) zeigte. Das war NICHTS, von dem was wir in den nächsten Tagen fahren werden, um den Canyon zu erreichen.
Wissentlich hatte ich ihr verschwiegen, wie weit die Plains sind, wie unendlich weit, und noch viel weiter!!!!
Irgendwann am zweiten Tag, es ging schon Richtung Westen, immer auf der Interstate 40, Hitze,Großstadt, well,
in der Peripherie von Oklahoma City durchlebten wir ( ich mehr als Chrissy) den Alptraum schlechthin. Rushhour, Baustelle, links halber Meter weggebaggerte Straße, rechts rasende Trucks, heftiger Seitenwind und 15 Meilen(15!!) tiefe, gefräste Längstrillen! Die Straßenbahnschienen bei uns im Kohlenpott sind da ein Scheißdreck gegen. Leute, das will keiner, und das gönne ich keinem, schwimmen mehr als fahren, und die Karre eierte mit uns immer am Rande eines Sturzes. Meine Nerven waren an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit.-but, Yes we made it!

In der Hochsaison muss man zusehen, wo man bleibt. Kein Problem!

In der Hochsaison muss man zusehen, wo man bleibt. Kein Problem! Platz ist ja fett vorhanden.

Der Campingplatz im Red Rock State Park war Belohnung und Erholung zugleich. Einer der schönsten Campingplätze auf denen ich jemals eine Nacht verbracht habe. Und die Nacht war angenehm warm, und die Zikaden sangen ihr Lied, ( wie im Western) all hail the American night!!!!
Der Hintern von Chrissy war mittlerweile der Indikator für unsere Pausen, und so pendelte sich Fahren, Pausen und Tanken ein , in einen für sie halbwegs erträglichen Rythmus. Mein Trost, die Schmerzen hören nach dem dritten Tag auf, erwieß sich bei ihr als Wunsch der nicht in Erfüllung ging. SORRY ! ( Ich erinnere mich hier an die Worte eines Prospekts, der nach nach einem 800 Kilometerritt mal stöhnte: Mensch Störte, mir tut mein Arsch so weh! und ich ihm antwortete: Du fährst zu wenig! Die Augen von ihm waren die selben, die Chrissy machte. Aber wer glaubt, die Lady könnte nicht beißen, der irrt ganz gewaltig. Nicht ein einziges Mal zog sie ihr Unterfangen in Zweifel, nicht ein einziges Mal dachte sie an Aufgeben, nein, sie war Teil des Runs, O`lady eines 1%ers, eben- Deutsche Eiche( ihre Worte)-und-ich liebe sie!

In eineigen Tour-Phasen litten Störtes Nerven unter den desolatan Straßen!

In einigen Tour-Phasen litten Störtes Nerven erheblich unter den desolaten Straßenverhältnissen!

Das uns des Nachts in Texas kurz vor Amarillo bei einem Thunderstorm bald das Zelt weggeflogen war, ist vielleicht eine Nebensächlichkeit. Morgens im Regen bei heftigem Wind von der Seite, und Nebel in den Bergen,( man sah nicht wirklich viel), war da schon ne andere Nummer, und wir froren erbärmlich. Gestern noch 30 Grad und heute fallen einem bald die Finger an. Die kurze Abfolge von Zeit- und Klimazonen fordert halt ihren Tribut.
Oft möchtest du anhalten und einfach nur die Landschaft genießen und ein paar Fotos machen. Aber an den schönsten Stellen, war es auch immer fast lebensgefährlich. Keine Möglichkeit zu halten, weil nicht vorgesehen. Da braucht sich son Trucker nur ne Tasse Kaffee einzuschütten, bisken am Lenkrad wackeln, und mit Sicherheit, fegt dich sein Schwanz von der Bildfläche.

Das Tour-Ziel rückt näher!

Das Tour-Ziel rückt näher! Derartige Parkmöglichkeiten scheinen jedoch rar gesät zu sein!

Ich hatte Öl verloren, doch wieviel es war, konnte ich nicht abschätzen. Die Zeltplätze waren Schotter, und es tropfte aus dem Primärkasten, und ich habe es nicht sorichtig wahrgenommen, und an den Tanken lag immer Öl, viel Öl.
In Flagstaf Arizona hörte ich das Klappern. Ne wat ne Scheiße! Was hatte ich falsch gemacht? Worauf hatte ich nicht geachtet? Irgend etwas war nicht in Ordnung, und es war nicht der Motor! Noch 70 Meilen bis zum Grand Canyon. Chrissy war erledigt, ich war kaputt, völlig genervt von dem Geräusch im Antrieb, kein Platz auf den Campingplätzen, Motels alle ausgebucht ( keiner hatte daran gedacht, daß September Hauptreisezeit zum Canyon ist).
Ok, unser Ziel erreicht: aber genießen konnten wir das am ersten Tag nicht. 30 Meilen entfernt, campierten wir auf einem privaten Campground,aber das war mehr als gut. Langsam kamen wir runter und an, und auch das Problem im Bike war erkannt. Kettenspanner war teils weggebrochen und teils weggeschmolzen. Damit kann man fahren!. Mangels Ersatzteil bastelte ich mir auf dem Campingplatz mit Leatherman und einem Stück von einem alten Abflußrohr aus Plastik einen brauchbaren provisorischen Kettenspanner( mit dem wir es übrigens zurück bis KC schafften). Yes, da war der Grand Canyon, und Chrissy und ich genossen die drei Tage.

Endlich am Ziel. Die Grand Canyons!

Endlich am Ziel. Die Grand Canyons! Mystisch und unendlich zugleich.

Es war Belohnung pur. Werden wir den Weg dorthin wohl nie vergessen, – beim Anblick dieses Stück Erde- es schraubt sich dir ins Hirn- wird dir bewußt, wie klein und unwichtig du bist, als Mensch in diesem Universum!

Als ich an seine Kante kam, hielt ich erst einmal den Atem an, er ist groß, riesig groß, fast hypnotisierend und das Auge verliert sich, unfähig sich zu orientieren, und er ist schön, wunderschön!

Für etliche Biker bleibt der Besuch der Canyons ein Traum!

Für etliche Biker bleibt der Besuch der Canyons ein Traum! Für Störte 1% nicht!

In diesem Sinne
keep on rocking, keep on rolling
Störte1% GFFG

In habe darauf verzichtet in den Text hinein zu redegieren. Es ist Störtes Text, nicht meiner. Lediglich die Fotos wurden von mir mit einer Bildbeschreibung belegt. Wir freuen uns auf den zweiten Teil seiner Tour-Impressionen! Great Stuff!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.