Rotenburg Race Days: Absage!

So richtig reibungslos liefen die Rotenburg Race Days in den letzten Jahren nie ab. Immer wieder flackerten irgendwelche Störfeuer auf. Doch letztlich fanden sie ohne nennenswerte Probleme statt, bis der bisherige Veranstalter endgültig nach dem letzten Event das Handtuch warf. Zu wenig Umsatz. Da schien es bereits so, dass die Rotenburg Race Days endgültig gestorben sind.

Denkste, denn Sven Klut aus Bremen übernahm in diesem Jahr das Zepter. Und er ist beileibe kein Neuling in der Drag-Racing-Szene, gehört er doch der Dutch Hot Rod Association ( DHRA ) an, die sich auf diese Art Rennsport spezialisiert hat und einen sehr guten Ruf als Veranstalter genießt.

Bis 2015 lief die Nummer durch. Danach übernahm Sven Klut die Veranstaltung.

Bis 2015 lief die Nummer durch. Danach übernahm Sven Klut die Veranstaltung. Nun die Absage!

Was macht die DHRA?

Street Legal Drags ist ein Drag Racing-Programm für “Street Legal” Autos und Moorräder und basiert auf Dragstrips (z. B. Flughäfen) und/oder Rennstrecken statt. Wir fahren nach dem Groll Prinzip. Dies bedeutet, dass jeder seine/ihre eigenen Gegner wählt. Qualifiziert wird sich nach Heads-up (ein gleichzeitiges starten), im Wettbewerb werden in der jeweiligen Klasse im „Bracket Racing“-Verfahren Eleminationsläufe ausgetragen, inkl. Handicap Läufen. Dies bedeutet, dass jeder Fahrer seine eigene Zeit auf der ¼ Meile hat, die er genau treffen muss, dieses wird “Bracket racing” genannt. ( Auszug Homepage DHRA )

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Vorweg!

Derzeit kursieren etliche Gerüchte: Bürgermeister Andreas Weber soll persönlich Front gegen das Event gemacht haben, die angebliche Verbindung des Veranstalters zu den Hells Angels soll eine Rolle gespielt haben, das Event habe ohnehin der Stadt Rotenburg a.d.Wümme nie etwas eingebracht und die Bürger stören sich vehement am Lärm der Veranstaltung. Das sind nur einge Aspekte, die fleißig diskutiert werden.

Wissen können es nur die beteiligten Protagonisten selber. Also habe ich mit Sven Klut Kontakt aufgenomen und ihm meine Fragen direkt gestellt. Nachfolgend dann das Statement des Bürgermeisters zu der Absage.

Das Mail-Interview!

1. Wie lange seid ihr bereits in der Orga gewesen, bis es zur Absage kam?

Ich habe vor ca. 3 Monaten alles übernommen.

2. Wie wurde die Absage offiziell begründet?

Hier der Wortlaut der Mail an mich:

Sehr geehrter Herr Klut,

aufgrund erheblicher Widerstände seitens der Behörden, der Gesellschafter und der Bevölkerung sind wir leider nicht in der Lage, Ihnen das Flugplatzgelände für die Veranstaltung „Rotenburger Race Days“ zur Verfügung zu stellen.

3. Wie erklärst Du dir den Umstand, dass es bereits 10 Race Days dort gab und plötzlich ausgerechnet der Flughafen-Status sowie der Lärm- und Klimaschutz dagen spricht?

Druck vom Gesellschafter Stadtwerke, Bürgermeister Andreas Weber sitzt im Aufsichtsrat.

4. Welche Qualifikationen habt ihr als Veranstalter mitgebracht?

Wir veranstalten seit über 25 Jahren Dragracing in ganz Europa. Unsere Mitarbeiter sind lizensiert vom DMSB, Knaf und SFI. Haben sogar einen Mitarbeiter bei der FIA. Arbeiten auch für die NHRA in den USA. Du wirst keinen Veranstalter finden, der mehr Qualifikationen vorweisen kann als die DHRA.

5. Wie lief die Kommunikation mit der Stadt?

Mit dem Ordnungsamtleiter Herrn Rütter sehr positiv, auch unterstützend. Aussage von Herrn Rütter: „Wenn ich ihm einen geeigneten Platz biete, dann wird es auch genehmigt“. Der Herr Meier vom Flugplatz und auch der Herr Kolb haben mir im Vorfeld auch jede erdenkliche Unterstützung zugesagt. Haben nun aber keine andere Wahl gehabt.

6. Thema Gerüchte. Gibt oder gab es substantielle Beziehungen zum Hells Angels MC?

Gibt es definitiv nicht. Ob es diese mal gab, weiß ich nicht.

7. Geht ihr den Klageweg oder ist die Nummer durch?

Der Klageweg wird geprüft, aber für dieses Jahr sind wir durch.

8. Sind die Rotenburg Race Days damit gestorben?

Nein, ich habe immer gesagt das ich die Racedays nicht aufgeben werde und das tue ich auch nicht. (Ende Interview)

Natürlich habe ich auch Bürgermeister Andreas Weber angeschrieben und um die Beantwortung meiner Fragen gebeten. Er  hat reagiert. Hier seine Antworten:

1. Welche Aspekte sprachen aus Sicht der Stadt gegen die Veranstaltung in 2016?

Es liegt kein gültiger Mietvertrag mit den Flugplatzbetreibern vor. Daher hat die Stadt auch keine Veranstaltung abgesagt oder verboten. Wir haben den Betreibern aber als klimafreundliche Kommune und Mitglied im Klimabündnis mitgeteilt, dass das positive Image, was wir zurzeit für den Flugplatz weiter zu entwickeln bemüht sind, unter Lärm und Abgasbelastung leiden kann und die Start- und Landebahn in Mitleidenschaft gezogen wird, was in der Vergangenheit schon zu Problemen geführt hat. Andere Flugplatznutzer haben in der Vergangenheit über die Störung des Flugbetriebes insgesamt Beschwerde geführt. Die Flugplatzbetreiber haben dem Nutzungsersuchen von dem Interessenten nicht zugestimmt.

2.Hat die Stadt durch Abgaben, Steuern, Miete, usw von dem Event bisher profitiert?
Nein.

Die Boliden auf vier und zwei Rädern werden wir in 2016 in Rotenburg a.D.Wümme nicht erelben!

Die Boliden auf vier und zwei Rädern werden wir in 2016 in Rotenburg a.D.Wümme nicht erelben!

Schlussfolgerungen!

Das ein derartiges Event mit Lärm verbunden ist, liegt auf der Hand. Doch befindet sich der Flugplatz nicht in unmittelbarer Nähe zu einem Wohngebiet. Zudem hat es die Rotenburg Race Days bereits 10 mal gegeben. So stark kann also der Druck der Bevölkerung nicht gewesen sein. Die Stadt musste ja auch in der Vergangenheit stets die Interessen der Bürger, auch die einer Minderheit, mit den Interessen der Stadt an öffentlichen Veranstaltungen in Einklang bringen. Und ab und an überwiegt halt das öffentliche Interesse eines Events. Da muss der kritische Bürger dann halt damit leben.

Der Flugplatz, anliegend ein Gewerbegebiet. So ganz viele Bürger können da ja nicht wohnen. Wie repräsentativ sind somit die Beschwerden?

Der Flugplatz, anliegend ein Gewerbegebiet. So ganz viele Bürger können da ja nicht wohnen. Wie repräsentativ sind somit die Beschwerden?

Das die Rotenburg Race Days der Stadt bisher nie etwas eingebracht haben, bezweifle ich ganz stark. Die Stadtwerke, Bürgermeister Weber sitzt im Aufsichtsrat, sind als Gesellschafter am Flugplatz beteiligt. Von einer Platzmiete, laut Sven wurden 4000 Euro vereinbart, profitiert somit auch die Stadt und der Gesellschafter. Und was ist mit den Einnahmen der örtlichen Betriebe wie Tankstellen, Geschäfte und Gastronomie durch die anreisenden Besucher und die Teilnehmer. Umsatz generiert Steuern. Ist das alles Peanuts? Zudem stellt sich die Frage, ob die Stadt selber das Event aktiv promotet hat, um selber Impulse auf die Stadt zu lenken.

Witzig finde ich, dass die gesamte Maschine erst einmal anlief, der Veranstalter voll in die Orga einstieg, sich mit dem Ordnungsamt intensiv auseinander setzte, bevor es aus dem Rathaus so eine heftige Gegenwehr gab. Mir kann niemand erzählen, dass es in den Behörden keinen Laufzettel gibt, wodurch der Bürgermeister recht früh Kenntnis von dem Vorhaben erhielt oder der zuständige Sachbearbeiter sich mit dem Rathaus in Verbindung gesetzt hat, um das Vorhaben zu besprechen. Das gilt auch für Hernn Kolb vom Flugplatz. Oder hat hier jemand ohne echte Entscheidungsbefugnis Verhandlungen geführt und dem Veranstalter das Gefühl gegeben, die Nummer sei save?

Was die Absage anbelangt hat Weber formal vermutlich recht. Die Stadt hat die Race Days nicht abgesagt. Der Wiederstand führte zur Absage durch den Veranstalter. Letztlich ist das aber nur ein Wortspiel. Den Grund für die Absage hat eindeutig die Stadt geliefert und nicht Sven Klute. Wenn das Ordnungsamt kein Go gibt, erfolgt ein negativer Bescheid. Das ist eine Absage an das Anliegen des Veranstalters!

Eine solche Veranstaltung ist immer mit einem baurechtlichen Verfahren verbunden. Und wenn der Veranstalter die notwendige Qualifikation mitbringt und die Auflagen erfüllt, muss das Amt die Nummer genehmigen. Tut sie das nicht, kann der Veranstalter das Vorhaben im Klageweg durchsetzen. Macht für 2016 in der Tat aber keinen Sinn mehr, es sei denn, Sven kann eine Eilentscheidung herbei führen, welche aber direkt von dem Status Quo des Antrages abhängt. Er sollte sich das gut überlegen. Ich empfehle den direkten Diskurs und eine frühzeitige Ansage für 2017.

Fazit!

Die Reaktionen in der Szene sind heftig, sogar ein Petition gib es bereits, obwohl diese m. E. kaum Aussicht auf Erfolg hat. Unten setze ich aber den Link. Im Rathaus gibt es regelmäßig eine öffentliche Bürgerfragestunde mit dem Herrn Bürgermeister. Nun, das wäre eine Möglichkeit sich direkt schlau zu machen. Denn die Begründung in der Mail finde ich alles andere als ausreichend. Der Veranstalter hat das Recht darauf zu wissen, welche Aspekte substantieller Art gegen das Event sprechen. Widerstand? Was heißt das konkret?

Svens Antwort zum Thema Hells Angels ist eindeutig, daher fange ich jetzt auch nicht an darüber zu spekulieren, ob der MC oder ein einzelner Member im Hintergrund mitmischt. Ist ohnehin ein alter Hut. Und selbst wenn es so wäre, ist das faktisch kein Grund, solange der Veranstalter einen soliden Job macht, Verträge eingehalten und Absprachen erfüllt werden.

Eine Absage aus faktischen Gründen hinsichtlich der Sicherheit der Teilnehmer oder der Nichteinhaltung von Auflagen hätte ich verstanden. Davon ist aber keine Rede. Von einem Aufschrei der Bevölkerung im Vorfeld habe ich nichts in Erfahrung bringen können. Mir kommt die ganze Nummer sehr fragwürdig vor und es riecht sehr stark danach, dass die Rotenburg Race Days an den Empfindlichkeiten des Bürgermeisters gescheitert sind, der kurz vor den Komunalwahlen einfach mal den starken Mann raushängen lassen wollte.

Weber spricht von Lärm. Nun, wie es das Ferdinands Field Festival für elektronische Musik Anfang August auf dem Flugplatz geschafft hat, diesem Aspekt Rechnung zu tragen, wäre echt mal interessant. Techno mit 50 db und die Flugplatznutzer haben mitgetanzt?

Petition: www.openpetition.de/petition/online/wir-wollen-die-racedays

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.