Schuld sind die Streetgangs!?

So langsam platz mir echt mal der Arsch. Die Foren und Chats der Rocker-Plattformen im Netz sind voll mit Vorwürfen gegen die sogenannten Streetgangs. Beinahe bekommt man den Eindruck als stünde der Untergang des Abendlandes kurz bevor, und als letzte Bastion nehmen die marodierenden Horden nun die Rocker-Szene in Beschlag und zerstören uns dadurch die zuvor ach so heile Welt althergebrachter Riten und Bräuche, die wir vor deren Einzug in die Szene natürlich intensiv gelebt und brüderlich miteinander geteilt haben.

Ich gebe zu, den ersten Absatz habe ich ganz bewusst so scharf angesetzt, damit jetzt auch wirklich jeder mal sein Hirn einschaltet, etwas in sich geht, um sich dann vielleicht mal in etwas reflektierterer Form zu äußern. Fakt ist, sie sind da und begehren ihren Platz, um den sie ganz sicher kämpfen werden. Sollen sie machen, denn Streetgangs sind so ganz und gar nicht mein Thema und ich frage mich schon seit geraumer Zeit, warum Ihnen überhaupt ständig eine Plattform gegeben wird. Ah, es geht um Rotlicht und kriminelle Geschäfte? Ja, das ist natürlich etwas anderes. Da müssen wir doch mitmischen und uns weiter schön das Maul wund reden, spekulieren und der Welt da draußen erklären, dass wir Rocker überhaupt nichts mit denen gemeinsam haben. Ich muss gar nichts erklären!

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Ich sage euch mal eines. Wenn wir die Streetgangs aus dem verbalen Spiel nehmen, sehen die Kommentare zu Ereignissen in der Szene noch genauso aus, nur stehen dann dort andere Namen, undzwar die Namen der großen Clubs. Es hat sich nämlich an sich nichts geändert, außer, das man jetzt einen Schuldigen gefunden hat, der von einer breiteren Mehrheit als zuvor getragen wird. Auch der Rocker nimmt weiter an dem medialen Spiel um Aufmerksamkeit teil, investiert seine Zeit lieber in stundenlanges Kommentieren der Bad News, anstatt sich auf den Hobel zu setzen, um sich bei leichtem Wind genau die Freiheit zu nehmen, die jedem von euch zusteht und die wir nach wie vor durchaus leben können, wenn wir es denn wollen.

Bei meinen Besuchen  in den Klubhäusern und auf den kleinen und großen Bikertreffen, sind die Streetgangs aber komischerweise nur selten ein Thema, an sich überhaupt nicht. Ich frage auch nicht danach, denn sie sehen sich selber nicht als Rocker, ergo brauche ich auch keinen Rocker danach zu fragen, was er davon hält. Ignoriert es doch einfach. Das geht nicht, denn es gibt ja Konflikte mit anderen MC’s. Stimmt, und wenn ihr Member in dem Club seid, dann soltet ihr euch darum kümmern. Wenn aber nicht, was macht ihr euch so dermaßen oft Gedanken um deren Probleme.

Mal angenommen, von heute auf morgen fliegen die ganzen News mit einem Bezug zu den Streetgangs aus dem medialen Wald. Und dann? Werdet ihr es vermissen? Natürlich nicht. Es geht doch einzig und allein um ein Bedürfnis, das an sich alle Rocker mit dem Spießbürger aus der zivilen Mitte teilen: Sensationslust! Merkt ihr eigentlich nicht, dass ihr damit der Presse total auf den Leim geht. Ihr haltet die doch selber im Spiel. Wenn die Reports und Artikel doch alle so schmierig sind, dann ignoriert sie. „Wir haben aber doch die Pflicht, unsere Kultur zu schützen!“. Stimmt. Und wie führe ich den Kampf? Indem ich mich ständig mit derlei Aspekten beschäftige, oder indem ich meinen Energie und Leidenschaft in den Club und/oder in die reale Szene trage?

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Wann seid ihr das letzte mal auf Tour gewesen, habt eine Biker-Party besucht, an einem Biker-Benefiz oder Run teilgenommen, ward mit eurem MC unterwegs oder habt selber etwas an den Start gebracht? Mit dieser Frage spreche ich natürlich nur die Leute im Netz an, die auch eine Karre haben, vermutlich um die 50% ( Grins….), der Rest interessiert nicht. Ihr sucht nach Antworten? Na, dann stellt euch vorher aber die richtigen Fragen! Warum mache ich das alles? Was gibt mir dieser Lifestyle? Stattdessen fragt ihr euch, warum einige Kerle etwas von dem ach so großen Kuchen abhaben wollen, der niemals auf eurem Tisch stehen wird.

Ob Biker News, Rockerportal, Rockerpage, Rocker.net, Rocker News oder was auch immer, ignoriert es. Und wenn ihr nun Angst habt, dass ihr dadurch Leser verlieren werdet, dann stellt euch die Frage, ob das die Leser sind, die unsere Szene braucht, um das eigene Schiff wieder flott zu bekommen. Ich bezweifle es! So, ich fahre jetzt zum Chopper Freesen MC 78 und gebe mir eine geile Zeit unter den Besuchern der Sommerparty. Was ihr macht, ist euer Ding. Beitrag folgt in Bälde.

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.