Stigmatisierung von Rockern: Die Folgen!

Vielen unseren Lesern ist es durch eigene Erfahrung kaum bekannt, auf welche Art und Weise Rocker mittlerweile in der Republik stigmatisiert, und bedingt dadurch mit erheblichen Nachteilen belegt werden. Von daher werde ich in einer losen Folge immer wieder auf dieses Thema eingehen. Wir starten heute mal mit den Auswirkungen im privaten Umfeld. Meine persönlichen Erfahrungen fließen dabei mit ein, ich dokumentiere aber rein hypothtisch, um jegliche Privatsphäre zu schützen.

Wer stigmatisiert wird, spürt es in allen Bereichen des Lebens!

Wer stigmatisiert wird, spürt es in allen Bereichen des Lebens! Privat, im Beruf, in der Beziehung!

Stellt euch vor, ihr habt eine neue Freundin. Alles läuft bestens, die Hubschrauber im Bauch sind verdächtig groß, ihr schwebt auf Wolke 7. Kommunikation, das Miteinander, der Sex, alles top. Auf den Punkt gebracht: Ihr seid verknallt! Gratulation!

Doch plötzlich hagelt es Störfeuer. Der beste Kumpel der Lady reagiert nicht mehr, zeigt nach langem Nachhaken, dass er mit dieser Beziehung ganz und gar nicht einverstanden ist, und stellt die Herzdame des Rockers quasi indirekt vor die Wahl. Er oder ich! Wohlgemerkt ohne den Rocker zu kennen. Die bloße Zugehörigkeit zur Szene reicht anscheinend aus, um eine darartige Reaktion auszulösen. Damit wäre der Fall dann erledigt.

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Die Lady selber ist völlig fassungslos, kann den gesamten Zirkus überhaupt nicht verstehen, will sich aber aufgrund der engen Beziehung mit dem Kumpel mit dem Thema auseinandersetzen. Kaum möglich, wenn man bis dato reinweg nur positive Erfahrungen mit dem neuen Lover gemacht hat. Mit diesem völligen Gegensatz klar zu kommen, ist definitiv nicht einfach.

Denn zum einen wird die neue Beziehung dadurch atmosphärisch erheblich gestört, zum anderen stellt sich die Lady die Frage, was ging mit dem Kumpel eigentlich all die Jahre wirklich ab. Ob man will oder nicht, es drängt sich dann der Verdacht auf, dass der Kumpel der permanenten negativen Berichterstattung erlegen ist, so dass er komplett fremdgesteuert jedem Rocker unterstellt, er sei notorisch gewalttätig und würde der Lady früher oder später irgendein Leid zufügen. Stellt sich nur die Frage, warum er sich kein eigenes Bild von dem Typen macht. Schlechte Erfahrungen in der Vergangeheit mit anderen Typen gibt es, aber nicht mit Rockern.

Optional ist es natürlich auch drin, dass der Kumpel eigene Ambitionen hat, und nunmehr seine Felle wegschwimmen sieht. Ich persönlich würde in beiden Fällen sofort die Konsequenzen ziehen, und den angeblich besten Kumpel entsorgen. Für seine Ignoranz wäre zum Abschied dann auch noch eine Ohrfeige drin, obwohl ich mir darüber im Klaren bin, dass dies seinem Urteil über Rocker sogar noch Nahrung gibt. Egal, irgendwann ist ja mal gut!

Von meinem Kumpel erwarte ich, dass er sich für mich freut, völlig egal, ob er meine neue Herzdame mag oder nicht. Solange es mir gut geht, geht es auch meinem Kumpel gut. Ein Auge wird er ohnehin immer auf mich haben! Geht das Ding in die Hose, steht er zu mir. Tut er das nicht, muss er auch mit den Konsequenzen leben. Schließlich muss ich auch damit klar kommen, dass ich ihn ihm etwas gesehen habe, was er tatsächlich nicht ist.

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Für die Lady ist es derweil nicht so einfach. Sie gerät im schlimmsten Fall in einen Konflikt. Auf der einen Seite will sie die Beziehung ohne Einflüsse von Außen aufbauen, die Zweisamkeit genießen, auf der anderen Seite aber auch den Kumpel nicht verlieren. Beides zu behalten bei andauernder Ignoranz beinahe unmöglich. Für Außenstehende ist es nun recht einfach zu sagen, sei froh das du den Penner los bist. Der kennt keine wahre Loylität, ist voreingenommen. Doch die vielen Jahre der Freundschaft wiegen schwer, der Konflikt liegt wie ein Backstein im Magen.

Nun geht das Theater aber weiter. Die Lady hat ja auch einen Vermieter, der ist quasi genauso drauf. Man müsse unbedingt miteinander sprechen. Dazu kommt es, und es hagelt ein Kutten- und Parkverbot im Umfeld der Immobilie. Ok, an dieser Stelle könnt ihr anfangen zu lachen, denn auch der hat noch nicht ein Wort mit dem Mann gesprochen. Rein rechtlich darf er ein Kuttenverbot gar nicht aussprechen, aber als Eigentümer bleibt ja immer noch das Hausrecht. Die Perversion besteht aber darin, dass er von dem Rocker etwas verlangt, was seinen Idealen komplett wiederspricht. Fehlt am Ende nur noch die Aussage: „Wenn Du es ihm Wert bist, wird er das tun!“ Never ever!

Dieses Beispiel ist an sich völlig lapidar, aber es zeigt auf gewisse Art, wie weit die Stigmatisierung von Rockern in der Gesellschaft bereits vorangeschritten ist. Der Individualgrundatz scheint für uns nicht mehr zu gelten. Egal, was im Vorfeld abging oder auch nicht, jeder Mensch hat das Recht für das beurteilt zu werden, was er sagt und tut, nicht für das, was er sagen oder tun könnte. Weiterhin zeigt es klar auf, dass die Kampagne von Staat und Presse ihr Wirkung nicht verfehlt hat. Die Menschen haben Angst vor Rockern, sie sind komplett verstrahlt worden. Auch das ist ein Bestandteil der Strategie gegen die Szene. Der Staat will den Rocker unbedingt entmystifizieren, der Rocker wird mit einem gesellschaftlichem Brandmal versehen.

Es spielt plötzlich keine Rolle mehr, was Du alles in deinem Leben positiv gerissen hast, dass man dich für deine Loyalität und dein Wirken schätzt, die Kutte alleine reicht, um an den Pranger gestellt zu werden. Man will gar nicht mehr mit dir reden. Warum auch, man braucht uns nicht, wir sind entbehrlich. Wenn man sich getäuscht hat, ist es nicht so wichtig, da man ja in diesen Kreisen nicht verkehrt, somit hat man ja auch selber keine Nachteile zu erwarten.

Wenn nun der Rocker völlig angefressen von deratiger Impertinenz und Ignoranz die Nummer auf seine Art klärt und es dem Gegenüber klar zu verstehen gibt, dass er sich in höchstem Maße respektlos verhält, nun, dann können wir ja noch die Rennleitung rufen, und dies der Obrigkeit übergeben, denn auch in diesem Fall hat man nichts zu befürchten, da die eigene Glaubwürdigkeit ohnehin niemals in Frage gestellt wird. Dafür ist der Rocker einfach viel zu sehr Instrument, um die Menschen zu manipulieren, damit für sie dieses kleine bißchen Sicherheitsgefühl im eigenen Umfeld erhalten bleibt.

Der Rocker ist am Ende immer der Gearschte. Denkt jetzt mal weiter und addiert die Repressalien des Staates hinzu, dass alles in einem fortlaufenden Prozess, Jahr ein und Jahr aus. Dann könnt ihr eventuell im Ansatz verstehen, warum wir auf diese Freizeit-Rocker ganz und gar nicht stehen. Denn wenn es darauf ankommt, stehen die nicht zur Szene, um bloß nicht dasselbe erleben zu müssen. In Teil 2 geht es dann mal zur Sache und wir beleuchten das Thema unter dem Aspekt des staastlichen Wirkens und das Eingreifen in Beruf und Grundrechte!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.