Analyse: Die Petition – Ein Rohrkrepierer?

Mein Kommentar zum aktuellen Stand!

Irgendwie bin ich ganz froh, dass ich mich derzeit in der Spezial-Klinik befinde, um meine Diabetis neu einstellen zu lassen. Die letzen Tage vor dem Check Inn waren recht nervig. Logen ging es auch bei mir in Sachen Petition gegen die Verschärfung des Vereinsrechtes heftig ab.

Neben dem regelmäßigen Austausch mit der Bikers News, habe ich versucht ein allgemeines Stimmungsbild zu erhaschen und mich insbesondere mit den Gruppen unterhalten, in denen viele Freebiker aktiv sind, die aber auch Kuttenträger aufnehmen, Club-Flyer veröffentlichen und damit wenigstens eine latente Affinität zur Club-Szene dokumentieren. Natürlich ist es möglich, sie tun es nur aus Werbeaspekten heraus, um die eigene Gruppe künstlich aufzublähen. Wer weiß das schon? Egal, mir ging es um das Meinungsbild.

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Das Ergebnis!

Zusammengefasst kann man sagen, es interessiert sie nicht bzw. sie fühlen sich emotional in keinster Weise angesprochen. Ist das verwunderlich? Nein! Es spiegelt an sich nur die Unterschiedlichkeit der gesamten Motorrad-Szene wieder. Da gibt es die Hobbyfahrer, die einfach nur am Weekend mit der Karre auf einen Kaffee um den Block fahren, die Offroader und Renn-Junkies, die mit der Club-Szene an sich gar nichts zu tun haben, und schlussendlich die große Gruppe der Free Biker, von denen ein Teil zwar ganz gerne nach Außen ähnlich wie ein MC auftritt, aber an sich offiziell mit der Club-Szene nichts zu tun haben will. Vor allem dann, wenn es brennt. Sie wollen nur Spaß!

Sie nutzen zwar oftmals die Errungenschaften der Szene, besuchen offene Abende, Club-Partys und Biker-Treffen, doch am Ende des Tages wollen sie von dem Hokuspokus des Staates und den Reibereien der Clubs nicht tangiert werden. Ok, ein Patch als Zeichen der Verbundenheit hätten sie dann doch recht gerne, den Begriff Bro kennen sie auch, so ein bisschen MC darf es also dann doch sein und manche sprechen gar schon von einer neuen Szene. Wie finde ich das? Zum Kotzen! Es ist m. E. reines Rosinenpicken.

Wenn es eng wird, ziehen sie den Schwanz ein. Ist das neu? Nein! Die Tragweite der Verschärfung des Vereinsrechtes wird nicht gesehen. Wenn es dem Staat nämlich nicht nur um die vier akut betroffenen Clubs geht, er mit dem Breitschwert Vereinsgesetz sämtliche Kutten aus der Öffentlichkeit verbannen will, dann haben auch sie irgendwann ein Problem, wenigstens, wenn sie den Vereinstatus inne haben und ein gemeinsames Zeichen tragen. Das muss so nicht passieren, ist aber sicherlich keinesfalls reinweg spekulativ.

Da sind mir die Biker lieber, die reinweg ihr Ding machen und sich überhaupt nicht mit der Club-Szene beschäftigen. Denn kommt es zu Entwicklungen wie in den USA oder Down Under, da hat sich das mit dem Fahren im Pack für die Freebiker auch ganz schnell erledigt. Vorbei mit den niedlichen Videos und der Selbstdarstellung. Vielleicht kriegen wir dann noch die gelbe Weste übergestülpt. Unwahrscheinlich? Das ich nicht lache. Das Strategiepapier Rocker kam auch via Skandinavien aus den USA nach Deutschland. Halt nur mit Verspätung. Und die MPU-Prüfung für alle Kuttenträger liegt ja auch schon in der Schublade.

Und die Clubs?

Wir wollen an dieser Stelle nicht verhehlen, dass der aktuelle Status an Zeichnungen der Petition darauf hinweist, das auch die MCler sich keinesfalls einig sind. Vom erforderlichen Quorum sind wir weit entfernt. Zugegeben, es gibt viele Argumente dafür, die Petition nicht zu zeichnen. Für mich war entscheidend, dass der Staat keine individuellen Unterschiede mehr macht und alle Rocker in Sippenhaft nimmt, dass ihm völlig klar ist, dass er substantiell an dem Verhalten derer, die ihn heraus fordern, nichts ändert, aber wenigstens die Kutten nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen werden.

Er verbannt Symbole mit Symbolpolitik. Und was hat das dann mit effektiver Sicherheit noch zu tun? Gar nichts! Wäre es nicht angebrachter die staatlichen Organe so auszustatten, dass diese ihren Job unter den besten Voraussetzungen erledigen können, um die angeprangerte Kriminaliät wirkungsvoll zu bekämpfen? Damit würde man wengistens dem Aspekt der Unschuldsvermutung weiter Rechnung tragen und die originäre Aufgabe der Exekutive unterstützen.

Sorry Leute, ich komme da nicht mehr mit.  Ich will es mal bildlich ausdrücken. Da kannste dir auch ein durchlöchertes Kondom überstreifen, um dir selber das Gefühl von Sicherheit zu geben, obwohl du weißt, es verfehlt seine Wirkung und ist meilenweit von effektivem Schutz entfernt. Oder anders gesagt; die Beamten können den betroffenen Clubs die Kutte ausziehen, ändern wird es nichts, außer das jede Anzeige in die Statisitk von BKA und LKA einfließt.

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Der Ansatz!

Warum verabschiedet der Staat dann ein Gesetz, von dem er eindeutig weiß, dass es substantiell nichts bringt. In der ersten Lesung wurde das im Bundestag genauso gesagt. Für mich liegt relativ klar auf der Hand, das die Rocker nach Außen hin nur dazu benutzt weden, um ziemlich galant für die Änderung des Vereinsrechtes eine breite Basis an Befürwortern zu schaffen. Nur stehen die Clubs nicht explizit im Gesetz. Klar, der aktuelle Impuls sind die Rocker, aber alles was sich dahinter verbirgt, geht weit über den Tellerrand hinaus.

Wenn zukünftig andere Bereiche davon betroffen werden, gilt der §9 (3) genauso. Und spätestens dort ging bei mir die Lampe an. Daher hat meine Entscheidung Pro Petition auch rein gar nichts mit den akut betroffenen Clubs zu tun. Für deren Agieren bekommen sie ohnehin von mir nicht den Persilschein ausgestellt. Und natürlich wirkt die Negativpresse jetzt voll in die Petition mit hinein. Doch die Motivation sich dagegen zu stellen, war eine rein staatsbürgerliche Grundhaltung.

Schaue ich mir die Kommentare an, so fühle ich mich in meiner Meinung durchaus bestätigt, schaue ich in die Petition, kommt es mir jedes mal wie ein Schlag in die Fresse vor. Gestern waren es knapp unter 4000 Zeichnungen. Die Rockermedien sind teilweise auch ziemlich passiv. Bad News werden konsequent veröffentlicht, doch bei einigen Portalen muss ich ziemlich lange suchen, um überhaupt etwas an Inhalt zur Petition zu finden. Eigene inhaltliche Beiträge? Fehlanzeige! Was ist da los?

Von der Biker Union und anderen Interessenvertretungen ist nichts zu erwarten, die setzen klar auf Distanz! Wenn ihr persönlich der Meinung seid, dass die Verschärfung dieses Gesetzes vollkommen ok ist, dann lasst es laufen, wenn nicht, macht euch einen Kopf. Es ist absolut möglich, dass selbst eine erfolgreiche Petition am Votum des Bundestages nichts ändert. Aber wengistens habt ihr dann nicht nur gelabert, sondern entsprechend gehandelt.

Solidarität bedeutet hier nicht, dass ihr den oder jenen MC supportet, es bedeutet ein eigenes Bekenntnis zu dem, was ihr für richtig oder falsch haltet. Und das gilt für MC’s genauso, wie für alle anderen Biker und Rocker auch Die Freebiker haben es jedoch weitaus einfacher, denn sie sprechen nur für sich und nicht für eine Gruppe, in der das MC-Votum erst zusammen getragen werden muss.

Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren. (Benjamin Franklin)

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.