Out in Bad! Was steckt dahinter?

Der aktuelle Fall des Ex-HAMC-Members Rezan aus Bielfeld hat den Begriff „Out in Bad“ erneut in den Fokus geschoben. Die Übersetzung ist denkbar einfach: Raus im Bösen!. Der Ausstritt oder Ausschluss aus dem MC im gegenseitigen Einvernehmen ist somit das „Good Standing“!

Die Aussagen von Rezan, sein Video auf Facebook und die nachfolgende Entschuldigung bei seinen ehemaligen Brüdern soll uns an dieser Stelle gar nicht interessieren. Keiner kennt die konkreten Hintergründe, außer die Beteiligten selber. Da wir jedoch beileibe nicht nur von absoluten Szene-Kennern gelesen werden, wollen wir an dieser Stelle einfach nur einmal den Begriff Bad Standing etwas näher beleuchten.

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Die Rocker-Kultur verwendet zum Teil einen besonderen Sprachstil und dieser dient im Kern der Abgrenzung von anderen Subkulturen und der Verständigung innerhalb der Szene. Mit der Aussage Out in Bad weiß jeder einigermaßen informierte Rocker etwas anzufangen und dieses einzuschätzen. Die Sprache der Rocker ist sehr expressiv, direkt und unverblümt. Man bringt die Dinge auf den Punkt.

Bevor ein Out in Bad ausgesprochen wird, muss schon einiges schief gelaufen sein. Ein Bruderdiebstahl, ein klarer Verstoß gegen die Club-Regeln, das Ausspannen einer Member-Frau, die Liste der potentiellen Gründe für ein Bad Standing ist lang. In der Regel wird ein solcher Status aber nicht einfach wahllos entschieden, sondern führt in den Clubs am Tisch regelmäßig zu großen Kontroversen, da eben die Einschätzung des Verstoßes oftmals sehr unterschiedlich bewertet wird. Und das ist auch gut so, um emotionale Über-Reaktionen zu vermeiden.

Verläßt ein Member den Club mit Schulden und werden diese nicht wie abgesprochen beglichen, so kann es durchaus auch zu einem nachträglich Bad Standing führen. An und für sich reden wir über Verstöße innerhalb eines MC, die auch in der Mitte der Gesellschaft geächtet sind. Wer redet denn noch mit dem ehemals besten Kumpel, wenn dieser einem die Frau ausgespannt oder er einen um Kohle betrogen hat.

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Die Konsequenz der Ächtung ist bei den Clubs jedoch wesentlich weittragender. Mit dem Status Out in Bad ist man vogelfrei. Jeder aktive Member des MC kann dich überall auf der Welt angehen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Egal in welcher Form. Das mag vielen Menschen befremdlich erscheinen, ist aber eine an sich in der Szene absolut akzeptierte Form der Ausgrenzung, sofern die Motive des MC nicht darin liegen, einfach nur unbequeme Leute los zu werden. Und genau darin liegt der Hase im Pfeffer. Der Member hat seine eigenen Interessen und Ideale den Interessen und der Ideologie des Clubs unterzuordnen.Wie im Fall von Rezan, der aus seinen politischen Ansichten absolut keinen Hehl gemacht hat und dieses öffentlich kommunizierte. Das entsprach nicht dem Interesse seiner Club-Brüder. Wenn dann noch zusätzlich Geld zum Thema wird, kommt es zum Bruch.

Die Historie zeigt uns auf, dass es insbesondere ehemals führende Member gewesen sind, die mit einem Bad Standing belegt wurden. So zum Beispiel Doc Ruven Cavazos, ehemaliger National Präsident des Mongols MC. Er hat den Club wesentlich geprägt und mit konsequenter Hand geführt. Vermutlich jedoch zu konsequent. Auch in allen anderen großen Onepercenter-MC’s finden wir derartige Führungs-Persönlichkeiten an, die am Ende einer teilweise ehrenvollenund langen Mitgliedschaft Out in Bad gegangen sind.

Der Grund dafür liegt vermutlich in der Tatsache, dass die Kluft zwischen einem verantwortungsvollem Handeln im Sinne der gesamten Truppe und der Ausnutzung der Position zur Durchsetzung egosistischer Motive weitaus geringer ist, als allgemein angenommen. Nicht jeder ist in der Lage einen MC zu führen, und nicht alle sind in der Lage dieses verantwortungsvoll zu tun.

Natürlich sind auch schon einfache Member out in Bad gegangen worden. Da sie jedoch nicht so bekannt waren, führt es auch nicht zu dem ganz großen Aufschrei innerhalb der Szene. Nun könnte man auerhalb dieser ja annehmen, dass ein solcher Status eher peinlich anmuten sollte. Keineswegs! Im Gegenteil, er zeigt die Konsequenz mit der ein MC Verstöße ahndet und sendet an alle Anderen ein klares Zeichen. Jeder Club wird sich stets sehr gut überlegen, ob man einen Mann aufnimmt, der in einem anderen MC mit diesem Status davon gejagt wurde.

Aufgrund der immensen Tragweite des Bad Standings ist es mehr als geboten, sich immer wieder der eigenen Rules und Handlungen bewusst zu werden, damit es erst gar nicht zu einem solchen Status kommen muss! Das gilt für beide Seiten!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.