Custom Bike Show 2022: Interview mit der Messe!

Aus Sicht der Custom Bike Show!

Nachdem am Sonntag mein Bericht über meine Eindrücke zur Custom Bike Show 2022 im Magazin veröffentlicht wurde, erfolgte darauf auf meiner Seite im Fratzenbuch ein umfangreiches Echo. Tatäschlich fielen die meisten der unmittelbaren Kommentare tendentiell negativ aus. „Zu wenig Aussteller“, „Zu teuer“, „Lohnt nicht mehr“, so der allgemeine Tenor sinngemäß.

Insofern war es gar nicht mal überraschend, dass ich am Montag einen Anruf von Herr Reibchen, dem zuständigen Geschäftsführer der Custom Bike Show erhielt. Er war nicht sonderlich begeistert über meinen Bericht. Nun, so sind halt meine Wahrnehmungen gewesen. Ich beurteile das, was ich sehe, lese und höre. Nach einer anfänglichen Kontroverse unterbreitete ich ihm das Angebot, sich persönlich mittels eines Mailinterviews im Magazin zu äußern. Nennt man Fairplay und er war sofort einverstanden. Steigen wir daher mal direkt ein.

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Das Mailinterview!

Herr Reibchen, mein Bericht „Eindrücke & Meinungen“ zur Custombike Show 2022 kam bei Ihnen in Teilen nicht so gut an. Warum?

Weil er unserer Meinung nach nicht den Tatsachen, unseren Erfahrungen und denen unserer Aussteller und Besucher entspricht.

Durch etliche Kommentare auf meiner Facebookseite sowie direkte Postings fühle ich mich in meiner Grundintention bestätigt. Haben sie andere Erkenntnisse?

Ja, da haben wir andere Erkenntnisse. Im Social Media melden sich ja, wenn etwas angestoßen wird, was in die negative Richtung geht, zunächst die Personen, die das genauso sehen. Aber auf diversen Seiten, ob nun auf unseren Seiten, auf der von Garage 21 und bei unseren Ausstellern wird die Messe positiv beurteilt.

Dass wir in Jahren nach Corona nicht sofort eine genauso vollständige Show, wie es vorher der Fall war, auf die Beine stellen konnten, dürfte jedem klar sein. Außerdem ist es so, dass die Anzahl der Postings nicht unbedingt ausschlaggebend für die Gesamtmeinung ist.

Was sagen zum jetzigen Zeitpunkt die Aussteller zum Verlauf?

Ich muss sagen, bis zum heutigen Tag haben wir mit 90 % der Aussteller gesprochen. Hier ist die Show durchweg positiv angekommen. Es wurden gute Gespräche geführt. Es waren intensive Gespräche und es war Publikum da, welches sich wirklich für das Thema „Customizing“ interessiert hat.

Wie erklären Sie sich die offensichtlichen Diskrepanzen in der Wahrnehmung von Ausstellern und etlichen Besuchern?

Eine offensichtliche Diskrepanz von Ausstellern und Besuchern kann ich wie bereits gesagt nicht bestätigen. Wir haben das Konzept der Custombike grundsätzlich geändert und haben dies unserer Meinung nach auch im Vorfeld dokumentiert.

Die Custombike ist eine Idee unseres Hauses vor 25 Jahren, die zusammen mit dem High Performance Verlag durchgeführt wurde. Unter der Regie des Huber Verlages ist diese in den letzten Jahren zu einer sehr großen Veranstaltung in der Breite geändert worden. Aufgrundder Änderung in den Massenbereich hinein, war es teilweise nicht mehr möglich mit Kunden an die Motorräder zu gehen oder überhaupt noch Fachgespräche zu führen. Die Menge der Besucher spiegelt auch nicht grundsätzlich wieder, ob die Veranstaltung erfolgreich ist.

Deswegen haben wir gesagt, wir nehmen die Aussteller, die nicht Customizer sind oder das Thema „Customizing“ ergänzen oder einfach von der Produktqualität nicht so gut sind, dass wir sie gerne dabei haben, heraus. Dass das jetzt nach Corona natürlich noch viel schwerer als vor Corona ist, ist vollkommen klar. Es war ein rundes Thema: Customizing, eine große Bike Show mit exzellent umgebauten Motorrädern, tolles Zubehör, ein abwechslungsreiches und ganztägiges Bühnenprogramm sowie ein Biker-Build-Off voller Nervenkitzel. Wir können sagen, es war ein rundum gelungenes Bild.

Dass der erhöhte Eintritt natürlich auch dazu beigetragen hat, etwas Unstimmung bei den Besuchern zu bringen, ist vollkommen natürlich. Wir wollen damit dokumentieren wie hochwertig diese Veranstaltung ist. Wir sind kein Motorradmarkt oder Flohmarkt! Dafür haben wir mit der Erhöhung des Eintrittspreises die Parkgebühren abgeschafft.

„Die Custombike Messe in Bad Salzuflen war für CCE ein voller Erfolg. Sehr schön aufgeteilt und hervorragend organisiert. (…) Im nächsten Jahr sind wir wieder dabei und werden an Europas bester Messe für Custombikes teilnehmen.“

Axel Scherer, Marketing Manager, Custom Chrome Europe

Welche Aspekte führten im Kern zu einer deutlich reduzierten Anzahl an Ausstellern?

Die von Ihnen besprochene deutliche Reduzierung der Anzahl an Ausstellern bezieht sich auf das Gesamtbild. Wir haben aber insgesamt alles wie eben beschrieben, was zum Thema Customizing gehört, versucht zu erhalten. Wir haben letzten Endes 1 ½ Hallen aus dem Programm gestrichen, wobei hier wiederum die Fläche keinen Ausschlag geben kann. Es waren vorwiegend Cateringflächen und Bühnenflächen, die heraus genommen wurden. Über 20.000m² Ausstellungsfläche auf zwei Hallen verteilt und auch die Reduzierung der Anzahl an Ausstellern ist nicht ausschlaggebend für die Qualität dieser Veranstaltung. Es waren genug gute und zur Custombike gehörende Aussteller vorhanden. Die Aussteller, die sich jetzt aufgrund von Corona, oder der wirtschaftlichen Lage oder der Unsicherheit, ob noch Maske getragen werden muss oder nicht, nicht zu dieser Veranstaltung gemeldet haben, sind sämtlich mit uns in Kontakt. Wir sind sicher, auch diese Aussteller nächstes Jahr wieder bei uns begrüßen zu können.

Warum wurde dieses sowie eine Veränderung der Messeausrichtung 2022 nicht im Vorfeld von der Pressestelle kommuniziert?

Die Veränderungen der Messeausrichtung wurden im Vorfeld kommuniziert. Allerdings sollte dies bereits 2020 und 2021 so durchgeführt werden. Die Absagen 2020 und 2021 haben uns alle schwer getroffen und wir sind dann vielleicht nicht mehr so ins Detail mit der Kommunikation über die Neuausrichtung der Veranstaltung gegangen, wie wir es hätten machen müssen.

Wie geht es jetzt weiter? Womit muss der potenzielle Besucher in Zukunft rechnen?

Er muss mit dem rechnen, was wir im Vorfeld beschrieben haben. Es wird eine hochqualitative Customizing-Show geben. Wir sind in diversen Gesprächen, das Biker-Build-Off und andere Bereiche nochmal auf eine höhere Ebene zu heben. Das Konzept ist: „Hochwertige Motorräder, hochwertige Parts, geschmückt mit gutem Drumherum; #custombikeshow“

Was ist ihnen noch wichtig mitzuteilen?

Wir möchten darauf hinweisen, dass diese Events sehr, sehr wichtig sind für diese Szene. Die momentanen politischen Bestrebungen, alles was im Bereich Motorrad oder auch Auto mit Benzin und mit Spaß verbunden ist zu unterbinden, benötigen eine starke Stimme nach außen. Dieses Forum und dieses Netzwerk soll auch dazu dienen zu zeigen, wie geil dieses Hobby ist, wie viel Spaß es macht Motorräder umzubauen, diese technisch auszuloten und einfach Freude an diesem Produkt zu haben. Wir müssen unserer gesamten Szene eine Stimme verleihen. Wir sind grundsätzlich dafür Energie zu sparen, maßvoll mit allem umzugehen, denn natürlich haben wir keinen „Planet B“. Es muss aber schon kontrolliert und vernünftig und nicht mit der Brechstange durchgeführt werden. (Ende Mailinterview)

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Anmerkungen!

Zunächst einmal muss ich eingestehen, dass mir in meinem vorherigen Beitrag ein faktischer Fehler unterlaufen ist, da ich die von mir erworbenen Produkte im 1. OG noch unter der Regie des Huber Verlages im After Market verordnet hatte. Es waren jedoch Lifestyleprodukte (Merch/Leder), die nicht in den After Market fallen, ergo gar nicht im 1.OG angeboten wurden. Insofern war hier der Hinweis der Geschäftsführung am Telefon völlig korrekt.

Die weiteren Aussagen von Herrn Reibchen deute ich nun so, dass die Custom Bike Show wieder Back to the Roots gehen möchte, Motto „Mehr Custom, weniger drumherum!“. Wenn damit die Erhöhung der Quote von reinen Fachanbietern im Custom Sektor sowie dem dazugehörendem After Market sowie der Ausbau des Fachpublikums gemeint ist, so steht das zwar m. E. im Gegensatz zu der Intention der Custom Bike Show, so wie man diese vom Huber Verlag organisiert zuletzt wahrgenommen hat, spiegelt aber das neue Konzept des Messezentrum wieder, was nunmehr ganz klar den fachlich interessierten Besucher in den Fokus nimmt.

Diese konzeptionelle Veränderung war mir im Voreld allerdings nicht klar. Wie auch? Durch die Absagen in der Pandemie kam es ja nicht mehr zu einem inhaltlichen Austausch mit meinem damaligen Ansprechpartner. Dieses hätte daher in jedem Fall erneut durch eine gezielte Info für 2022 deutlich gemacht werden müssen. Hätte ich diese Info gehabt, wäre ich  im Vorfeld darauf eingegangen. Das hätte einen Filtereffekt erzeugt und die Intention der Custom Bike Show 2022 wesentlich konreter dargestellt, so vermutlich auch keine falschen Erwartungen geweckt.

Wenn die Aussagen von bisher 90 % der Aussteller laut Herrn Reibchen zum Verlauf 2022 positiv sind, dann ist ja alles in Butter und das neue Konzept hat bei den Ausstellern gegriffen. Tatsächlich habe ich mittlerweile auch einige Statements erhalten, sinngemäß von „Gut gelaufen“, „Es hat Spaß gemacht“, „Wir hatten gute Gespräche“ bis hin zu „Klares Minusgeschäft, egal, was kommt“. Letzteres ist die Ausnahme,

Im Beitrag „Eindrücke & Meinungen“ hatte ich bereits erwähnt, dass ein Rückgang der Aussteller insgesamt nicht zwingend zu einem schlechteren Messefazit führen muss, da sich die Besucherquote pro Stand durch in Summe weniger Stände ggf. sogar erhöht. Insofern wird dieser Aspekt von Herrn Reibchen ja quasi bestätigt. Wenn nun die Fachgespräche am Stand auch noch gestiegen sind, würde das die neue Intention der Messe bestätigen.

Ich will jetzt hier gar nicht auf alles eingehen und anfangen mich zu rechtfertigen. Meine Wahrnehmungen sind halt meine Wahrnehmungen und ich kann in meine Berichterstattung nur das einfließen lassen, was mir an Infos angedient wird. Auf Basis der aktuellen Gespäche mit der Messe selbst werde ich in 2023 mit einem neuen Blickwinkel erneut die Custom Bike Show besuchen, empfehle der Messe jedoch dringend, das veränderte Konzept auch in der Öffentlichkeit deutlich zu machen. Schaulustige sind nach wie vor willkommen, sofern sie die Custom Bike Show nicht mit einem Swap Meet vergleichen.

Fazit!

In einigen Punkten gehe ich mit Herrn Reibchen nicht oder noch nicht konform, aber in einem Punkt bin ich mit ihm zu 100 % einer Meinung, nämlich, dass die Custom Bike Show in jedem Fall erhalten werden muss. Es braucht Präsenzveranstaltungen. Und diese in der heutigen Zeit auf die Beine zu sellen, ist ein echter Kraftakt. 2023 wird sich zeigen, ob das neue Konzept der Messe nachhaltig greift. Wer sich von den Ausführungen von Herrn Reibchen angesprochen fühlt, darf dieses gerne kommentieren und wer weiß, ggf. ändert sich das Meinungsbild einiger Kommentatoren auf Basis seiner Auskünte sogar.

Kontakt: https://www.facebook.com/CustombikeShow

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.