Der Bodensatz: Kein Selbstläufer!

Warum einfach, wenn es auch schwer geht?

Heutzutage ein Benefiz erfolgreich zu gestalten, ist weitaus schwieriger als in den 70ern bis 90ern. Das gilt insbesondere für Rocker und Biker. Dank der fortlaufenden Stigmatisierung unserer Szene und der damit verbundenen permanenten medialen Präsenz, muss man sich darauf einstellen, dass man Hürden überwindet, die einem das Engagement zeitweise echt verleiden können.

Die Motive werden oftmals eher unterschwellig in Frage gestellt und selbst wenn dies nicht der Fall ist, möchte man am liebsten in keinster Weise mit dem Klientel Rocker in Verbindung gebracht werden, weil man defintiv mit Anfeindungen innerhalb der eigenen Community rechnet. „Was hast Du denn mit diesen Leuten zu tun?“. Schon mal gehört?

Von daher ist es sicherlich am besten, sich möglichst eigenständig aufzustellen und straight einen eigenen Weg zu gehen. Doch irgendwann kommt man an eine Grenze, spätestens dann, wenn eigene Aktionen vom Good Will Dritter abhängig sind. Im Projekt Der Bodensatz spüren wir das hautnah. An diesem Punkt wird es oftmals derbe, weil das eigene Selbstverständnis kein Verständis für bürokratische Hürden zulässt.

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Bis zu einem gewissen Punkt lässt man sich darauf ein, aber irgendwann geht ganz einfach die Lampe an, und das führt zu einem irrationalem Verhalten, weil man persönlich angepisst ist. Da spielen sich irgendwelche Leute als Moralapostel der Nation auf oder stellen sich ob ihres eigenen Engagements in die erste Reihe der Humanität, statt Hilfe und Unterstützung, hagelt es Vorbehalte und Kritik. Und meistens haben sich diese Leute mit der echten Substanz, also dem, was man vor Ort an Aktuhilfe leistet, wie man mit der Zielgruppe umgeht, welche Motive einen leiten, in keinster Weise beschäftigt. Schön, wenn dann überhaupt mal mit einem gesprochen wird.

Die Protagonisten werden oftmals nicht ob ihrer Persönlichkeit beurteilt, sie sind einfach nur das, was man in ihnen zu sehen glaubt. So wurde zum Beispiel der Name unseres Projektes bereits mit den Nazis in Verbindung gebracht. Als ich das hörte, fiel ich aus allen Wolken. Und siehe da, es gibt tatsächlich Hinweise darauf, dass zu Zeiten der NSDAP gewisse Personen als Bodensatz betitelt wurden. Nun, in unserem Fall ist die Bedeutung ganz einfach. Ich dachte an den Bodensatz in der Kaffeetasse, das was nicht genießbar ist = Obdachlose in unerer Gesellschaft.

In Bremen war Bodensatz bisher 4 x aktiv, am 15. Januar erstmalig in Oldenburg!

Das alles zieht sich beinahe wie ein roter Faden durch die verschiedenen Instanzen. Mir zeigt es an sich nur auf, dass die Gesellschaft mit Rockern nichts zu tun haben will. Der Staat sieht es genauso, handelt entsprechend, weil er sich sicher sein kann, dass ein Engagment von Rockern niemals faktisch, sondern in der Regel reinweg emotional beurteilt wird.

Da niemand hinter die Fassade schaut, kann sich der Staat des uneingeschränkten Stillschweigens und mangelnder Reflektion seitens der Bevölkerung sicher sein. Das ganze vermischt sich mit in der Tat unrühmlichen Aktionen innerhalb der Szene, die schlagzeilenträchtig aufgebauscht werden. Nur aus diesem Grunde geht sowas wie die Verschärfung des Vereinsrechtes einfach mal eben so durch.

Bodensatz

Bodensatz ist ein geschlossene Gruppe, tritt aber in sozialen Medien transparent auf.

Seit 2010 ist die Zahl der Wohungslosen rapide gestiegen. Man spricht von derzeit 345.000 und hinzu gesellt sich eine Dunkelziffer der amtlich nicht erfassten Fälle, die sicherlich mehr als 5% ausmacht. In einem Land, dass sich mit der geringsten Arbeitslosenquote und einer stabilen Wirtschaftskraft im internationalen Vergleich selber den Status einer führenden Wirtschaftsmacht verleiht, das durch Angela Merkel als Land der grenzenlosen Humanität 2015 in den Fokus der Welt geführt wurde, dürfte ein derartiger Anstieg gar nicht passieren, doch ist er die traurige Wahrheit.

Dieses Motiv steht sinnbildlich für die Situation von Obdachlosen!

Dieses Motiv steht sinnbildlich für die Situation von Obdachlosen! Sie sind der Bodensatz!

Jährlich gehen 100.000 Wohnungen mit Sozialbindung verloren, es werden aber nur 25.000 neu erbaut. Die Regierung hingegen sieht darin keinerlei Zusammenhang mit der Wohnungslosigkeit von Menschen, sondern verweist auf die zum Teil erheblichen Suchtprobleme des Klientel, die zu einem sozialen Abstieg führen, damit erst in die Obdachlosigkeit. Message? Sie sind ja selber schuld!

Die Wahrheit geht an der Realtität völlig vorbei. In Ballungszentren wie München, kann sich selbst die Mittelschicht Wohnraum nicht mehr leisten, aber der Staat sieht keinen Zusammenhang zur Obdachlosigkeit. Klar, offiziell leben ja nur ca 45.000 Menschen direkt auf der Straße. Dafür macht man halt keine Klientel-Politik. Schämt euch! Wann wollt ihr anfangen, bei 450.000?

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Natürlich beginnt die Spirale der Entsozialisierung bereits vorher, aber letztlich stellt der Staat nicht die erforderlichen Gelder zur Verfügung, um einer bestehenden Entwicklung bereits im häuslichen Bereich entgegen zu wirken. In großen Städten gibt es selten mehr als einen Streetworker, der die gesamte Szene beackern muss. Wo sind die Planstellen? Statt neuer, müssen diese teilweise um die bestehenden Stellen kämpfen. Ergebnis? Die Menschen fallen von der sozialen Leiter und bilden damit den Bodensatz einer Gesellschaft, die sich zwar stets betroffen zeigt, in der aber letztlich der Obdachlose keinerlei Lobby besitzt. Das ist wie mit den Rockern. Es gibt sie, aber man will an sich mit ihnen nichts zu tun haben.

Der soziale Wohungsbau hat radikal abgenomen. Kein Grund für Wohnungslosigkeit?

Der soziale Wohungsbau hat radikal abgenomen. Kein Grund für Wohnungslosigkeit? Pah!

Im Gegensatz zu den Obdachlosen nehmen Rocker jedoch noch sehr aktiv am gesellschaftlichen Leben teil, bringen sich ein, sind Kollegen, Väter, sogar Patrioten. Ich habe die Möglichkeit etwas zu tun, also tue ich das. Dabei spielt es für mich bezüglich der Aktuhilfe keine Rolle, welcher Gesinnung meine Mitstreiter zuzuordnen sind, solange sie das für sich außerhalb unserer Aktionen handhaben. Wichtig ist nur, keinerlei Einmischung durch rechte oder linke Radikale oder Gruppierungen, die uns für eine PR missbrauchen wollen. Und , keine Kutten bei den Aktionen.

Am Ende des Tages überlasse ich es auch der Beurteilung des Obdachlosen selbst, von wem er sich in welcher Form helfen lässt. Die sprechen genauso über derlei Aspekte und sind vom Kopf oftmals ziemlich fit. Sie haben genauso ihre Probleme mit gesellschaftlichen Zwängen, wie Rocker. Anstatt sich darin zu ergötzen. in Debatten und Diskussionrunden das Thema zu theoretisieren, sollten die Politiker doch mal ihre Ärsche dahin bewegen, wo es richtig kalt und perspektivlos ist. Auf der Straße! Aber bitte nicht so eine PR-Nummer für das TV!

Meinungen in sachlicher Form erbeten.

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.