Am vergangenen Sonntag war die Gruppe „Der Bodensatz – Biker & Friends helfen Obdachlosen“ gleich zweimal aktiv. Zunächst in Bremen, später am Abend in Oldenburg. Doch bevor in diesem Jahr die erste Aktion in Bremen steigen konnte, musste man eine heftige Pille schlucken. Dem Streetworker Jonas, er beriet die Gruppe vom Start weg seit Ende 2015, wurde mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit Bodensatz untersagt. Eine Begründung dieser Maßnahme wurde ihm ebenfalls verboten. Puh, damit hatte die Gruppe die Schnittstelle zur Szene verloren. Was tun?
Man entschied sich gar nicht erst mit Spekulationen zu beginnen, sondern in jedem Fall die Verlässlichkeit in Bremen aufrecht zu erhalten. Eine Verschiebung der Aktion kam daher nicht in Betracht. Das die Arena am Schlachthof in Findorff aktuell wegen der dortigen Bauarbeiten auch nicht zur Verfügung stand, erhöhte den Druck. Wo gehen wir hin? Schlussendlich führte man die Aktion ab 11.00 Uhr auf dem Parkplatz nahe dem Freizeitheim Findorff aus, dort, wo sonst der Findorffer Wochenmarkt ausgerichtet wird.
Da die Banhofsmission in Bremen die Auslage der Einladungs-Flyer der Gruppe verweigerte, war mit einem großen Ansturm nicht zu rechnen. Jonas fiel aus, und auch mit zwei Verteilungs-Aktionen fängt man das nicht mal eben so auf. Wichtig war daher, dass es gelingt direkt in der Szene zwei Verbindungsleute zu gewinnen, mit denen man in Zukunft die Aktionen in Bremen vorbereiten kann und die dann unter den Obdachlosen und Bedürftigen die Termine kommuniziren. Mit den Kalle und Peter konnten genau die Leute gewonnen werden, die man dafür im Auge hatte. Sie waren sofort bereit die Gruppe zu unterstützen.
Insofern kann man der Aktion des Arbeitgebers von Streetworker Jonas sogar etwas Gutes abgewinnen, denn die Obdachlosen beurteilen die Leute von Bodensatz für das was sie auf die Beine stellen und wie sie Bodensatz real erleben und nicht auf der Basis von Vermutungen und Spekulationen. Hier siegte der echte Umgang über vermeintliche Ressentiments. Ein Beleg dafür, dass Bodensatz voll akzeptiert wird.
Gerade in dieser schwierigen Situation hat sich die Gruppe zudem selber top präsentiert. Man stand geschlossen hinter Bodensatz und trotz des schlechten Wetters fanden auch eine Handvoll Obdachlose den Weg zu Kaffee, Tee, Würstchen und Lebkuchen. Fast 50% der Kleiderspenden fanden dankbare Abnehmer. Einer der ersten Gäste war ein Mann aus Albanien. Er hatte am Bahnhof von der Aktion erfahren. Trotz schlechter Deutschkenntisse bekamen wir ihn satt und konnten ihn recht gut ausstatten. Happy und sichtlich gerührt wird man ihn sicher wieder sehen!
Ein Trio aus Bremen-Nord stellte sich auf der Aktion persönlich vor. Sie zeigten großes Interesse Bodensatz auch in Vegesack zu etablieren. Einen Berber aus der nördlichen Enklave der Hansestadt hatten sie daher direkt mitgebracht. Das Gespräch verlief durchaus substantiell, von daher wird man sich in naher Zukunft über das Vorhaben unterhalten. Wie auch in Oldenburg wird es in Zukunft für Bremen Meetings geben, in denen das weitere Vorgehen, jetzt halt auch mit den beiden Bremer Obdachlosen im Boot, besprochen wird. Dieser Kontakt ist abnorm wichtig, zumal Kalle sich in der Rocker-Szene durchaus auskennt.
Fazit!
Von staatlicher Seite ist zukünftig keine Bewegung mehr zu erwarten. In Zeiten von Insignienverboten und einer fortlaufenden Stigmatisierung muss Bodensatz halt den schwierigen Weg gehen. Doch genau das ist es, was diese Gruppe ausmacht. Das Credo „Nicht labern, sondern handeln!“.wird von etichen gelebt, undzwar beständig das gesamte Jahr über. Wenn jetzt noch einige bisher passive Mitglieder von Bodensatz sich aufraffen können, diese Aktivposten vor Ort zu unterstützen, traue ich Bodensatz in der Tat zu, dass es irgendwann nicht nur bei einer Aktuhilfe bleibt, sondern auch strukturelle Angebote geben wird.
Bodensatz lädt in seine Gruppe nicht ein. Wer Interesse an der Truppe hat, meldet sich selber an. Politische Ideologien werden nicht geduldet, Migranten nicht gegen Obdachlose in Stellung gebracht. Der Fokus liegt ausschließlich auf der Berber-Szene und deren Bedürfnisse. Erfreulich, dass dieses bisher großflächig akzeptiert wurde und es bisher auch keinerlei ideologoische Versuche gab, Bodensatz zu missbrauchen.. Schaut doch einfach mal rein. Derzeit läuft in Oldenburg noch an jedem Sonntag ab 17.00 Uhr die Kältehilfe. In Bremen kriegt man das derzeit noch nicht auf die Kette, ist aber in jedem Fall für den Winter 2017/2018 fest eingeplant.
Warum ich regelmäßig über Bodensatz berichte? Nun, wir sind das offizielle Sprachrohr! Natürlich sind alle anderen Themen zum Aspekt Biker-Benefiz ebenso willkommmen. Hinter dieser Gruppe stehe ich aber halt zu 100% persönlich.
Kriechen ist akzeptabel, Fallen ist akzeptabel, Kotzen ist akzeptabel, Tränen sind akeztabel, Schmerz ist akzeptabel, Verletzungen sind akzeptabel,