Der Fall Wuppertal: SEK in der Schusslinie!

Bei dem Einsatz in Wuppertal gegen ein vermeintlich ehemaliges Mitglied des Boxclubs Osmanen Germania muss ja echt einiges schief gelaufen sein. Da rückt die Rennleitung mit Unterstützung des SEK an und ballert den Mann über den Haufen. Einen Mann, der laut Presse per Haftbefehl wegen szenetypischer Straftaten gesucht wurde und als gewalttätig galt.

Persönliche Ansichten!

Stellen wir zunächst einmal faktisch fest, dass die Osmanen Germania keine Rocker sind und damit der MC-Szene nicht angehören. Somit ist der Vorfall in Wuppertal an sich für mich auch kein Thema. Es gibt aber einen Aspekt, den man durchaus etwas näher beleuchten sollte, nämlich den anscheinend völlig misslungenen Einsatz des SEK selbst.

Denn so ganz langsam bekomme ich das Gefühl, dass die Einsätze mit Beteiligung der SEK’s immer öfters aus dem Ruder laufen. Denken wir an die letzte Aktion gegen den Hells Angels MC in Düsseldorf, wo während einer Party in einem öffentlichen Lokal etliche Besucher verletzt wurden. Die Erklärungen der Einsatzleitung im Nachgang zu den Verletzungen der Besucher sowie den erheblichen Schäden am Mobiliar sind mehr als dünn. Ebenso die Begründung für den SEK-Einsatz und dessen zeitlichen Ablauf selbst. Hat die Presse nachgefasst? Mitnichten!

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Und nun spricht man von szenetypischen Straftaten. Aha! Sehr aufschlussreich. Da es einen Haftbefehl gibt, muss man doch lediglich den Grund für dessen Erlass benennen, damit der neutrale Beobachter das Hinzuziehen des SEK in seiner Verhältnismaßigkeit gegenüber dem Anlaß der Verhaftung auch nachvollziehen kann. Wegen einer einfachen Körperverletzung werden die wohl kaum gerufen worden sein. Warum macht man daraus ein so großes Geheimnis? Wie erklärt sich die angebliche Gewaltbereitschaft des Mannes?

Auch die Staatsanwaltschaft hält sich aus ermittlungstaktichen Gründen zurück. Mit den Vorermittlungen gegen den SEK-Beamten wurde die Polizei Essen beauftragt. Nun, dass erweckt zwar den Anschein einer umfassenden und neutralen Ermittlung, von dem Beamten als Tatverdächtiger bzw. Beschuldigter spricht jedoch bisher niemand. Seltsam, aber logisch. Denn diese Begrifflichkeit würde von vorne herein ein strafbares Verhalten nahe legen, welches bei einem Schuss in das Herz von mir unterstellt wird.

Weiterhin finden wir in der gesamten Berichterstattung keinerlei Hinweise darauf, dass der Tatverdächtige den Beamten mit einer Waffe bedroht habe. Warum wurde also hier das ultimativ letzte Mittel angewandt und warum war es nicht möglich, den Mann mit Unterstützung der Kollegen auf andere Art und Weise unschädlich zu machen oder den Schuss auf Arme und Beine abzugeben? Zum aktuellen Zeitpunkt liest sich das für mich jedenfalls eher wie eine Rambo-Aktion.

Das die Polizei und die Staatsanwaltschaft sich bedeckt hält, ist nachvollziehbar. Jede direkte Erklärung steht wie ein Stein gemeißelt und muss durch die späteren Ermittlungsergebnisse gedeckt werden. Bisher gibt es also nur die Mitteilung mit Bezug auf die Ehefrau, dass der Getötete auf denTritt eines Beamten in den Rücken der Frau reagiert hat. Nun, das hätte ich auch. Aber muss man dafür gleich erschossen werden. Und wieso in den Rücken?

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Die Presse kommt wie immer nicht auf die Idee, der Behörde mal massiv auf den Pelz zu rücken und die wirklich entscheidenden Fragen zu stellen. Im Gegenteil, es wird alles unterlassen, was dem neutralen Leser auch nur ansatzweise das Gefühl geben könnte, dass hier die Polizei selber völlig überzogen agiert bzw. versagt hat. Stattdessen fallen Begriffe wie AKP, Verfassungsschutz, Rocker, Bande, das übliche Brett. Selbst wenn das zutreffen sollte, so bahnt sich jetzt bereits an, dass ein erneut völlig unangemessenes Verhalten von SEK-Beamten unter den Teppich gekehrt werden soll.

Die Polizei spricht stets von der Null-Tolleranz-Strategie. Nun, wenn dieses jetzt dazu führt, dass SEK-Einsätze nicht mehr mit der mehr als gebotenen Sorgfalt druchgeführt werden, dann werden wir wohl damit rechnen müssen, dass in Zukunft noch einige mehr liegen bleiben.

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.