In diesem Jahr bin ich ganz bewusst bereits Freitagmorgen mit dem Zug zu den HMT gefahren. Der Transit mit dem Metronom ist weitaus entspannter als das Rüberjuckeln mit dem Auto über die A1. Für mich ist das jedes Mal ein nerviges Kopfkino.
Was ging ab?
Ich hatte darauf spekuliert, dass die Messehallen am Freitagmorgen direkt nach dem Start noch relativ leer sind, es somit einfacher sein würde, mit einigen Ausstellern ins Gespräch zu kommen. So ganz erfüllte sich meine Erwartung nicht, denn zu meiner Überraschung füllten sich die Hallen von Stunde zu Stunde, was zu einer m. E. bereits kurz nach dem Startschuss guten Frequenz an vielen Ständen führte.
Erster Talk!
Am Stand von LiMus Via blieb ich direkt hängen. Betreiber Holger Schroth hatte ich im Onlinemagazin bereits vorgestellt und die HMT waren eine gute Gelegenheit für den ersten Face-to-Face-Kontakt. Holgers Kerngeschäft ist die individuelle Herstellung von Clubschmuck, der gegossen und nicht gelasert wird. Das Verfahren verleiht dem Schmuck eine klare Optik und ermöglicht es, dass sämtliche Details auch auf kleineren Oberflächen passgenau rüberkommen.
Da er Clubs anspricht, habe ich ihm direkt das Motorcycle Jamboree bei Berlin als potenzielles Event für eine Präsentation als Aussteller empfohlen, denn die Clubdichte ist dort immens hoch und die Besucher verweilen über mehrere Tage auf dem legendären Bikerevent. Ich bin gespannt, ob er meiner Empfehlung folgt. Falls ja, dann muss er unbedingt seine Lady mitnehmen, denn sie ist äußerst sympathisch, kommunikativ und versprühte letzten Freitag einfach gute Laune.
Es wurde voller!
Der Talk mit Holger und seiner Lady dauerte eine Weile. Als es für mich weiterging, waren die Hallen bereits ordentlich gefüllt und an den Ständen herrschte teilweise Hochbetrieb. Insofern entschied ich mich, erst einmal einen kompletten Gang durch alle Hallen zu absolvieren. Ich hetze ohnehin nicht mehr wie ein Vertriebsterrier über die Messen.

Freitagmorgen standen die Stände eindeutig im Fokus, was die Leere in diesem Foodbereich belegt. Gut für die Aussteller, wenn Fachpublikum am Start ist.
In dem Areal der Hamburger Tattoo Tage stieß ich dann auf Enrico, Member des Boundless MC Nomads und schwups stand der nächste ausgedehnte Talk in Sachen Szene an. Unser Cappuccino lag zwar mit 4,5 Euro im oberen Preislevel, aber Enrico war mir die Einladung wert. Die Gespräche mit ihm sind stets substanziell, wir ticken in vielen Bereichen ähnlich. Ich mag den Typen einfach.
Zusammen schlenderten Enrico und ich zu den beiden anderen Hallen hinüber. In der Action-Area lief gerade eine Rennen mit Bikes, für die bis zu 28 PS auf dem Hinterrad erlaubt sind. Es roch ordentlich nach Benzin und nach den Einführungsrunden ging es mächtig ab. Alter Falter, die Jungs hatten es echt drauf und duellierten sich durchgehend. Das war mehr als eine Show, das war hoch ambitioniert.
In der gegenüberliegenden Ausstellungshalle fixte mich erneut die Horex-Ausstellung an. Horex ist eine deutsche Motorradmarke, die in 1923 gegründet wurde und bis 1960 verschiedene Modelle herausbrachte. Danach war erst einmal Schluss. Es gab zwar in den 2000ern noch den Versuch einer Wiederbelebung, aber der Marktanteil war einfach zu gering, um den Status eines Exoten verlassen zu können. Dennoch, die Bikes sind nostalgisch und für Detailverliebte einfach schön anzusehen, zudem eine gute Basis für individuelles Feintuning..
Nachdem ich meine Komplettrunde abgespult hatte, überlegte ich, welche Motorradmarken ich spontan vermisste. An sich waren mit Ausnahme von Ducati fast alle namhaften Hersteller vertreten, nicht zwingend durch die Company, aber wenigstens mit einer Vertretung, sogar KTM zeigte Flagge.
In Sachen Harley Davidson fehlte allerdings der Publikumsmagnet Harley Hamburg Nord, was mich schon ein wenig wunderte, da dadurch die Marke aus Milwaukee auf diesen HMT deutlich weniger Gewicht einnahm. Der Stand von Harley Lübeck konnte das Fehlen der Hamburger Platzhirsche jedenfalls nicht kompensieren.
Food & Drinks!
Über die Preisstruktur für Food und Drinks muss man sich nicht groß auslassen. Es ist bekannt, dass Messepreise über dem durchschnittlichen Niveau liegen. Insofern kann sich ja jeder den Bauch vor dem Messebesuch vollschlagen. Dennoch waren die Foodareas zur Mittagszeit teilweise voll besetzt. Hier und da erspähte ich auch ein Angebot zu einem Preis, der für die Gastronomie mittlerweile nahezu normal ist. Ein Fischbrötchen für 5 Euro und eine Cola 0.33 Liter für 3.5 Euro kann man noch verkraften.
Gegen 13 Uhr stellte ich fest, dass ich mal wieder durch die Szenetalks nicht ansatzweise das geschafft hatte, was ich mir ursprünglich vorgenommen hatte. Aber, bei dem Besuch der HMT geht es mir stets auch um das Treffen von Szenegängern, die einem nicht ständig über den Weg laufen. Insofern sind für mich die HMT ein Meeting-Point. Wenn ich also von den HMT keinen Auftrag für das Onlinemagazin mitnehme, so ist das für mich völlig ok, da ich Präsenzveranstaltungen nach wie vor für extrem wichtig erachte. Zudem gibt es für dei Akquise ja noch die Ebene nach den HMT.
Hamburger Tattoo Tage!
Das Thema Tattoo mit den HMT zu verbinden war seinerzeit eine geniale Idee, denn die meisten Biker sind für das Thema Fleischtapeten hochaffin und immerhin kommt so ein 2-für-1-Effekt zum Tragen, da beide Events ohne Barriere zu einem Preis besuchbar waren. Subjektiv hatte ich das Gefühl, dass die Hamburger Tattoo Tage räumlich sogar stärker präsent als Anfang 2024 waren. Für mich jedenfalls eine sinnvolle Ergänzung, zumal die vielen Tätowierer darauf hindeuten, das sich das Event in Kombi mit den HMT etabliert hat.
Die Zukunft der HMT!
Ich kann mich noch sehr gut an meine ersten HMT in 2014 als Aussteller in der damaligen Clubmeile im ersten Obergeschoss erinnern. Nach dem Aufbau schlenderte ich durch die beiden großen Ausstellungshallen, in der neben dem gesamten Erdgeschoss auch das 1. Obergeschoss nahezu komplett mit Ständen belegt war. Diese Zeiten kommen aber nicht wieder.
Die Möglichkeiten der Vermarktung in den Social Medias stehen in direkter Konkurenz zu Präsenzveranstaltungen, unabhängig von der Größe der Messe. Als Norddeutschlands größte Motorradmesse spührt man das ganz gewaltig. Warum sollte man auch einen vierstelligen Betrag investieren, wenn man damit eine Facebook-Kampagne mit langer Laufzeit wunderbar durchfinanzieren kann und einen höheren Streufaktor erzielt? So denken mittlerweile halt viele Marktteilnehmer.

Red Beard Custom lockte mit einem Eyecather. Man achte auf das Werkzeug in den Koffern, welches hydraulisch ausfahrbar ist. Der Stand bot auch gefällige Asseccoires!
Unabhängig davon, dass die meisten Betriebe das gar nicht konsequent praktizieren, darf man sich einmal vorstellen, was es für die Motorradszene bedeutet, wenn der Markt sich nur noch via Facebook & Co darstellt. Die Motorradszene lebt von Emotionen und Face-to-Face-Kontakten, von der Haptik und Optik der Maschinen und Produkten aus dem After Market, eben all dem, was nach wie vor auch auf den HMT vielerorts bei den Ausstelellern zu beobachten ist.
Konsument Gnadenlos hat natürlich das Recht über das Gesamtangebot, den Eintrittspreis oder die Foodpreise zu meckern, folglich den HMT den Abgesang vorauszusagen, aber er sollte sich selbst fragen, was er dazu beiträgt, dass die Motorradszene lebt oder eben immer anonymer wird. Den HMT bleibt auf der anderen Seite nichts anderes übrig als kreativ in die Zukunft zu schauen und Synergien zu suchen, die den Besuch attraktiv und noch leistbar machen. Einfach wird das nicht, denn tatsächlich ist mit einem Eintrittspreis von 20 Euro an der Tageskasse das Ende der Fahnenstange in Sicht!
Was ich nicht nachvollziehen kann ist das Gemecker über fehlende Angebote, da die HMT ein in Rubriken aufgegliedertes Ausstellerverzeichnis führt. Guckt da doch einfach hinein und du weißt direkt, wer eben nicht da ist. In Sachen Marketing hat die HMT jedenfalls Gas gegeben. Bereits am Freitag waren Kamerateams am Start und haben Aussteller zu Wort kommen lassen. Auch das gibt einen guten Überblick und man kann seine Entscheidung zum Besuch für den Samstag oder sonntag reflektieren.
Fazit!
Mit Hin- und Rückreise (mit dem Niedersachsenticket) war ich in Sachen HMT 2025 über 8 Stunden unterwegs und habe den Besuch nicht bereut. Den jetzigen Standard müssen die HMT allerdings zwingend aufrecht erhalten, besser noch erhöhen, aber für 2026 steht die Messe in jedem Fall wieder auf meiner Agenda. Wer weiß, vielleicht erneut mit einem Stand vom Motorcycle Jamboree in der Clubmeile. Darauf hätte ich jedenfalls mal wieder Bock und es würde der Clubmeile ja auch ordentlich Sprit verleihen, auch ohne meine Farben. Zwinker!
Abschlussimpressionen! (Zum Vergrößern anklicken)
Sehenswerter Netzfund!