Die Internet-Krawallos!

Von Hatern und Trolls!

Früher haben wir uns auf ein Bier getroffen, gelabert, gestänkert und hier und da auch mal eine an die Guschen gehauen. Dabei aber nur selten den Blick für das Wesentiche verloren. Die Friendship musste um jeden Preis geschützt werden. Darum überlegte man sich auch genau, was man dem anderen an den Kopf wird. Schließlich musste man ihm dabei in die Augen schauen. Direktes Feedback!

Doch seit dem Einzug des Internets fühlt sich anscheinend jeder dazu berufen, mindestens einmal am Tag der Welt zu zeigen, dass man den vollen Durchblick hat. Im Ergebnis bedeutet das: jeder macht jeden an. Eben schnell unter einem Pseydonym ( Nickname ) das Profil erstellen, und schon kann das Hating beginnen. Themen gibt es genug, und wenn mal tatsächlich Flaute angesagt ist, na, dann erzeugen wir doch selber einen Shitstorm, und freuen uns über die ganzen Deppen, die einem auf den Leim gehen. Ist mir auch schon passiert.

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Und wer jetzt glaubt, die Biker-Szene sei davon ausgenommen, der irrt gewaltig. Im Gegenteil, die kommt mir beinahe wie die größte Waschmaschine der Welt vor. Kaum hat die „Blöd“ oder was weiß ich eine brisante Meldung rausgehauen, können wir in den Portalen uns an den Spekulationen ergötzen. Da wird gemutmaßt, was das Zeug hält. Die genauen Fakten kennen dabei die wenigstens User.

Plötzlich gibt es nur noch Insider, die Jungs, die alles und jeden kennen, immer auf dem aktuellsten Stand sind. Die haben sogar mit dem Toten noch vor der Blöd gesprochen. Das sie sich damit nicht selten in Schwierigkeiten begeben, scheint man in Kauf zu nehmen oder es wird einfach verdrängt. Der Unterschied zu früher besteht nämlich darin, dass der Text für immer im Netz steht. Rausreden ist dann nicht mehr.

Unter Nicknames wird im Netz gepöbelt was das zeug hält.

Unter Nicknames wird im Netz gepöbelt ohne Ende. Der Respekt geht verloren! Leider betrifft es auch viele Biker!

Der gelangweilte Biker ohne Job hat somit endlich eine Spielwiese bekommen, auf der er sich mal so richtig austoben kann. Meistens sind es genau die Leute, die auf einer echten Biker-Party niemals die Schnauze aufmachen würden, weil ihnen je nach Gegenüber viel zu oft die Muffe geht. Sie wissen um die direkten Folgen.

Einer der Gründe, warum ich persönlich nicht auf Nicknames stehe. Wenn ich einen Kommentar im Netz abgebe, überlege ich mir vorher, ob ich es genauso auch am Tresen sagen würde oder nicht. Wenn letzteres wahrscheinlich ist, lasse ich es gleich. Spekulationen erzeugen nur Unruhe, sie ergeben halt kein objektives Bild. Egal wieviele Biker deiner Meinung folgen, solange die Fakten nicht klar sind, bleiben es Spekulationen. Wer mit seinem echten Namen unterwegs ist, der ist auch authentischer.

Ganz geil sind die Kerle, die permanent stänkern. Immer Anti! Ich glaube, die nennt man Troll. Durchaus bezeichnend, denn tatsächlich sind das oft so zierliche Kleinwüchsige oder dickbäuchige Volldeppen, die stets auf gerader Macker machen. Auf den Biker-Partys hat man sie noch nie gesehen, im Netz kennt sie jeder. Und wenn sie dann wirlich einmal sich den echten Blues geben, reden sie davon Monate, und gehen dir halt mit diesem Ego-tripp auf den Sack.

Ich weiß ja nicht wie ihr das seht, aber ich verdiene mir meinen Respekt lieber durch das persönliche Agieren in der Live-Szene. Das Internet nutze ich im Kern nur für das nachträgliche Publizieren meiner Erlebnisse. Klar gibt es Ausnahmen, aber wenn die Ausnahme zur Regel wird, gibt es bald kaum noch echte Biker, mit denen man Seite an Seite fahren kann. Wie denn auch, sie hängen ja alle im Netz.

Das Fratzenbuch ist Segen und Fluch zugleich. Wenn ich einen Macker on the Road getroffen habe, mit dem ich in Kontakt bleiben möchte, er aber nicht im eigenen Kiez lebt, ist es eine tolle Möglichkeit, die Friendship am Laufen zu halten. Ihn reinweg im Netz wirklich kennen zu lernen, dass halte ich für ausgeschlossen.

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Reines Dummgelaber, weil mal wieder der Schalk im Nacken sitz, finde ich völlig ok. Das mache ich auch, aber inhaltliche Auseinandersetzungen mit echter Substanz sowie Nachhaltigkeit, die sind selten. Dazu ist das Netz viel zu schnell. Eben haben wir noch über den vermeintlichen Vorfall beim Caveman MC diskutiert, natürlich fleißig spekuliert, da rumst es in einer anderen Ecke, und schon wenden wir uns ab.

Deshalb war es für mich eine Grundvoraussetzung, warum der Rocker-Talk live stattfinden sollte. Da muss man Gesicht zeigen, nix mit respektlosem Geschwafel und Diffamierungen unter dem Nickname. Und siehe da, es wurde trotz unterschiedlichster Ansichten miteinander auf vernünftige Weise gesprochen. Die Onlinestellung der Videos dokumentierte nur das tatsächliche Geschehen. Auf dieser Basis ist eine Diskussion dann auch völlig ok, weil jeder dasselbe sieht und hört.

Vielleicht sollte ich im Magazin ja mal eine Biker-Paywall einrichten. Dann dürft ihr mich gegen eine Gebühr so richtig beleidigen. Fünf Euro für Penner, 20 Euro für Arschloch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich damit dann fett Kohle mache, und in der Hängematte auf den Bahamas lässt sich dieses auch wunderbar aushalten. Eigentlich ziemlich krass, dass es sowas wirklich gibt.

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.