Fahrverbote: Ich bin ein schwarzes Schaf!

Zwecks Vorbereitung des Biker Talks 2021 stelle ich immer mal wieder Artikel online, die ich in der Vergangenheit zu dem Thema temporäre Fahrverbote eingestellt habe. Dieser ist vom 22. Juni 2020.

Seit Wochen bin ich in etlichen Motorradforen unterwegs und versuche die Stimmung an der Basis für die angedachten Fahrverbote einzufangen. Es zeichnet sich ab, dass auch ein nicht geringer Anteil der Motorradfahrer Leute wie mich dafür verantwortlich macht, dass der Bundesrat am 15. Mai die Drucksache 125/20 beschlossen und dem Bundestag zur Entscheidung vorgelegt hat.

Tacheles!

Ich fahre eine 99er Road King mit kleinem Twin, habe eine Vance & Hines-Anlage unter dem Arsch und wenn es am Ende keine Fish Tales wären, könnte man einen Tischtennisball bis zum Motorblock durchwerfen. Ich fahre also offen und gehöre damit zu den sogenannten schwarzen Schafen. Mal ganz unabhängig davon, dass damit noch lange nichts darüber ausgesagt wird, wie ich in den relevanten Points tatsächlich unterwegs bin und ob überhaupt, so frage ich mich immer wieder, warum sich Biker nahezu reflexartig zum Steigbügelhalter des Gesetzgebers aufspielen und Leute wie mich für die Entschließung verantwortlich machen. Einige sprechen sogar davon, dass man uns ächten solle. Viel Spaß!

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Kaum jemand kommt auf den Gedanken, dass die Motivation der Lärmminderung zwar nachvollziehbar ist, die Forderung selber aber keinesfalls den rechtsstaatlichen Prinzipien entspricht. Für Leute wie mich gibt es bereits Strafen und Maßnahmen. Ob die Kontrolldichte ausreichend ist, nun, dass ist wahrlich nicht unser Problem, aber eines ist für mich klar, eine Kollektivhaftung muss persé immer in Frage gestellt werden, insbesondere dann, wenn es Optionen außerhalb von Verboten und Einschränkungen gibt.

Lärmdisplays haben bisher nahezu ausnahmslos ihre Wirkung erzielt. Teilweise wurde mit dem Einsatz solcher Displays der Verkehrslärm insgesamt um über 30% reduziert. Also auch der Lärm, der durch Motorräder verursacht wird. Anscheinend sind also die Biker keineswegs mehrheitlich ignorant und unerrreichbar. Prävention funktioniert also und Lärmdisplays weisen das effektiv nach. Somit können diese auch mich erreichen. Reagiere ich darauf, wird durch meine Anpassung der Fahrweise der Lärm reduziert. Tun das viele, wird er insgesamt noch mehr reduziert. Damit ist zwar meine Anlage immer noch offen, aber den Anwohnern an relevaten Punkten wurde effektiv geholfen.

Ich habe eine Zeit lang behinderte Menschen transportiert. In den kleinen Ort Falkenburg bin ich mit dem Transporter immer so um die 70 km/h in die Ortschaft rein. Dort stand allerdings ein Geschwindigkeitsdisplay. Nach zirka 14 Tagen hatte ich die Geschwindigkeit automatisch angepasst. Als die Displayanzeige später offline war, behielt ich das passive Fahren dennoch bei. Über das Unterbewußtsein hatte mich die Message erreicht. Was will ich Euch damit sagen? Nun, es gibt Optionen den Interessen der Anwohner gerecht zu werden, ohne das man eine gesamte Community für das Fehlverhalten einer Minderheit faktisch bestraft. Diese Minderheit kann und muss weiterhin individuell sanktioniert werden. Die Instrumente dazu gibt es jas bereits.

Ob den Ländern der flächendeckende Einsatz dieser Displays oder anderer geeigneter Maßnahmen ein Investment wert ist, interesiert mich nicht. Wer Verbote favorisiert, um Geld zu sparen, der hat m. E. eine äußersrt merkwürdige Sichtweise auf den Aspekt der Verhältnismaßigkeit bzw. der Wahl des geringsten Mittels. Und stellt euch mal vor, obwohl ich ein schwarzes Schaff bin, erlaube ich mir den Hinweis darauf, da ich grundsätzlich auf dem Standpunkt stehe, dass selbst im 21. Jahrhundert der Staat soweit irgendwie möglich ohne Verbote agiert.

Ich werde am 04. Juli an einer Demo teilnehmen. Wo, das weiß ich noch nicht. Jeder, der die Position des Staates einnimmt, kann mich dort gerne ansprechen und wir geben uns ein verbales Battle. Aber ihr solltet dann etwas mehr im Köcher haben, als eine bloße Schuldzuweisung. Dann reden wir mal über den Klimawandel, die Verkehrswende, das geringste Mittel, die Individualität des Menschen, den Individualitätsgrundsatz, usw.. Mal sehen was ihr dann noch so drauf habt. Für meine Tüten seid ihr jedenfalls nicht zuständig, sondern die Rennleitung. Und wenn es mittlerweile in der Bikerszene legitim ist auf andere mit dem Finger zu zeigen, dann muss ich mich dafür schämen ein Biker zu sein!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.