Fahrverbote: Werden wir verlieren?

Chance verpasst?

Nachdem es einer Gruppe von Anmeldern von Motorraddemos sowie den Vertretern von einigen Vereinen gelungen war in Malsfeld bei Kassel ein gemeinsames Positionspapier gegen die Forderung nach einem Fahrverbot zu erarbeiten, welches auf den jeweiligen Seiten mit absoluter Mehrheit von den Mitgliedern angenommen wurde, hat sich die Truppe nunmehr komplett zerlegt. Gemessen an dem, was am Tisch bereits anvisiert wurde, zum Beispiel die Gründung eines übergordneten Gremiums oder eines Dachverbandes ist das insofern erschreckend, weil es keinesfalls die Sacharbeit war, die zu Verstimmungen führte und letztlich die Gruppe platzen ließ.

Zu den Gründen!

Auf der Demo in Berlin (FioR) hatte ich noch in meiner Rede davon gesprochen, dass sich nun im Interesse aller Motorradfahrer gute Leute zusammen finden müssen, um eine gemeinsame Strategie auszuarbeiten. Tatsächlich hatte ich anfänglich das Gefühl, dass diese Truppe einen Teil dazu beitragen kann. Ich habe mich getäuscht, vielleicht hätte ich es auch einfach besser wissen müssen. Vom Start weg musste man sich damit auseinander setzen, das gewisse Protagonisten nicht gut miteinander können. Ich musste da einiges kitten, bevor man überhaupt dazu bereit war sich an einen Tisch zu setzen. Aber es hat funktioniert.

Am Tisch selber war der Fokus klar auf das Positionspapier gerichtet. Alle haben sich eingebracht und abgenickt, alle waren damit einverstanden. In den Gruppen wurde das Papier trotz einiger Verwirrungen über die ein oder andere Formulierung mit mindestens 90% in den Votings angenommen, meistens sogar mit 100%. Eine bessere Arbeitsgrundlage konnte man nicht haben. Allerdings wurde das Papier jedoch zu keiner Zeit in einen echten öffentlichen Diskurs gestellt. Es gab das Voting und mehr fand erkennbar nicht statt. Das habe ich kritisiert und die Gruppen dazu ermahnt die einzelnen Aspekte öffentlich zu diskutieren, die User darauf einzuschwören. Das fand einfach nicht statt.

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Keine Sachebene gefunden!

Stattdessen ging wieder das Kleinklein los und ehemalige Mitstreiter kriegten sich in die Haare, distanzierten sich voneinander, andere schlugen in die gleiche Kerbe. Zu keinem Zeitpunkt außerhalb des Meetings in Malsfeld stand die Sachebene im Fokus, im Gegenteil, in der WhatsApp-Gruppe fand keinerlei sachlicher und auf die Zukunft ausgerichteter Austausch statt. Am Ende gingen die ersten von Bord, wir waren über Wochen nicht einmal in der Lage einen neuen Termin für das zweite Meeting anzuberaumen. Das ist kläglich. Dabei kamen bereits Gruppen auf mich zu, die sich dem Positionspapier ebenfalls anschließen wollten und auch Freedom is our Religion war grundsätzlich dazu bereit, seine Position als Gast in einem Meeting darzulegen.

Nun reden wir hier nicht über einzelne Mitglieder aus den Gruppen, sondern über Leute, die gewisse Führungsrollen für sich in Anspruch nehmen. Wenn selbst diese nicht in der Lage sind die Sachebene voran zu stellen, dann sehe ich wengistens aktuell kein ernsthaftes Potential, dass man einen gemeinsamen Protest hinbekommt. Wie denn? Mit dem Tanz auf dem Karussel der Eitelkeiten? Mitnichten! Der strittige BVDM e.V. tut es und hat das notwendige Netzwerk, auch der Moto e.V. baut sich m. E. recht gut auf. Aber dann ist schon Ende im Gelände.

Vielleicht haben wir ja Glück und der Andi Scheuer setzt sich langfristig durch. Ich bin da allerdings äußerst skeptisch. Denn bisher hat er nur weitere Verbote abgelehnt und sich zu dem 45er STVO reinweg überhaupt nicht positioniert. Und sein Einfluss wird voraussichtlich mit der nächsten Bundestagswahl enden.

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Viele reden nun aber sogar von einer Partei, die unsere Interessen vertreten soll. Ja nee, ist klar. Und was tut diese dann? Sich selber zerfleischen und auf dem Marktplatz der Eitelkeiten einen nach dem anderen selbst zerlegen? Wer politisch etwas erreichen will, der muss wissen, wie das Spiel fuktioniert und sich darauf einlassen. Oder er hat ein regelrechtes Bollwerk an Fakten und Basics im Rücken, welches er ins Felde führt. Von alledem sind wir derzeit meilenweit entfernt.

Und daher gehe ich davon aus, dass wir den Kampf verlieren werden. So muss ich also weiter solo agieren und hoffe, dass der Biker Talk 2021 neue Impulse setzen kann. Doch auch hier ist eine gewisse Passivität absolut erkennbar. Nicht in der MC-Szene, da funken die Drähte, aber bezogen auf den Rest der Player, die ggf. noch erkennen müssen, dass ein verantwortliches Handeln voraussetzt, das man sein Ego hinten anstellt.

Ich habe mit mir gerungen, ob ich den Beitrag schreibe, aber ich bin stets transpartent gewesen, im Positiven wie im Negativen. Der Biker Talk 2021 wird mit Sicherheit eine hohe Beachtung erzielen, denn ich gehe davon aus, dass die Aufrufe der Videos deutlich höher als bisher ausfallen werden, da sich der Talk nun themaitisch der gesamten Motorradszene hin öffnet. Aber hohe Klickzahlen sind nicht alles. Für mein Ego fällt mir schon was anderes ein.

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.