HMT 2023: Blick von der Seitenline!

Nachdem ich krankheitsbedingt schon nicht die Motorrad Show Oldenburg besuchen konnte, fielen auch die HMT für mich ins Wasser. Die Rotz- und Schnodderseuche hält sich derart hartnäckig, dass an ein Ausrücken nicht zu denken war. Ergo nahm ich Kontakt mit etlichen Szenegängern auf, damit diese mir direkt von der Messe über deren Eindrücke berichten und Fotos liefern würden. Viele kamen meiner Bitte nach.

Die mehrfach präsentierten Aufbaupläne machten deutlich, dass sich die HMT 2023 reduzierter darstellen würden.

Vorab!

Nachdem Messeveranstalter Dicon bereits die IMO in Hessen sowie die BMT in Berlin mangels Händlerzuspruch absagen musste, schwarmte mir auch für die HMT Böses. Aber, Dicon hat es hinbekommen. Dafür musste man zwar konzeptionelle Kompromisse machen, doch die HMT konnten stattfinden. Nicht als eigenständige Messe, sondern im Verbund mit drei anderen Lifestyle-Messen. Motto? Ein Eintrittspreis für vier Messen.

Das stieß im Vorfeld nicht überall auf Gegenliebe. Denn schnell wurde anhand der Messepläne klar, dass die HMT 2023 ordentlich abgespeckt laufen würden. Nun, was war die Alternative? Eine weitere Absage? Nach den pandemiebedingten Messeverboten hatte ich für diese strategische Entscheidung Verständnis, hoffte gar auf einen gewissen Mehrwert. Jedenfalls hielt ich den Eintrittspreis von 10 Euro am Freitag sowie 15 Euro am Samstag und Sonntag für angemessen.

Am Samstag erreichte die Besucherzahl wohl den absoluten Endstand.

Was ging ab?

Offensichtlich sah es die Szene ebenso, denn nachdem der Freitag bereits recht gut angelaufen war, platzen die HMT am Samstag aus allen Nähten. Fast alle meine Infogeber sprachen von einem regelrechten Run, der bereits um 10 Uhr mit Öffnung der Türen einsetze. Die Hallen quollen zeitweilig derart über, dass es vielen gar nicht so recht gelang, die Händlerstände zu erreichen. Dies erzeugte Unmut, nachvollziehbar, aber wie soll man sich als Veranstalter auf Derartiges vorbereiten, insbesondere unter dem Aspekt zweier Absagen mangels Zuspruch im Vorfeld? Unmöglich! Dicon konnte insofern nur spontan die 1. Etage öffnen, damit die Besucherströme wenigstens etwas umgeleitet werden. Eine echte Entlastung brachte das jedoch nicht, es war einfach megavoll.

Michael W. sprach bereits Samstag von einem tollen Messeergebnis.

Das sich die HMT in Summe eingeschränkt präsentieren würden, war wohl dann doch für viele überraschend, obwohl der Veranstalter stetig Hallenpläne in den Socials präsentierte. Und an dieser Stelle gehe ich mit der Kritik größtenteils nicht mit. Auch der Besucher hat m. E. die Pflicht, sich im Vorfeld umfassend zu informieren. Das Ausstellerverzeichnis ist öffentlich einsehbar, es ist für jeden nachvollziehbar, wer da ist und mit welchem Angebot. Feststellungen wie „Honda fehlte“ oder „Es gab kein Teileangebot mit Blinker und Bremsen“ können insofern nur von Besuchern kommen, die sich eben nicht umfassend informiert hatten. Daher ist deren Enttäuschung für mich auch nicht wirklich nachvollziehbar. Über 15 Euro Eintritt meckern, aber die Messe wie ein Ü-Ei behandeln kann es ja wohl auch nicht sein. Aber so ist Konsument Gnadenlos halt.

Aus der Clubmeile hörte man viel Positives.

Der Anteil an Fressbuden fiel in diesem Jahr im Verhältnis zu den technischen Ausstellern in der Tat hoch aus. Doch auch das war aufgrund der Vorgaben keine Überraschung. Möglich, dass Dicon hier großzügig agierte, Fressbunden bringen gutes Standgeld, aber es fehlten einfach die motorradspezifischen Aussteller, um hier ein optisch besseres Bild und mehr Balance darstellen zu können. Verhungert ist jedenfalls niemand.

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Thema Standgeld!

Eine oftmals geäußerte Kritik im Vorfeld sind die vermeintlich hohen Standgelder, die Aussteller bei dem HMT berappen müssen und anscheinend nicht mehr dazu bereit sind. Das könnte sein, nur stelle ich mir die Frage, warum ich eine Messe plötzlich meide, die mir in der Vergangenheit eine attraktive Präsenz für Marke & Produkt ermöglicht hatte. Hier spielen m. E. durchaus strategische Überlegungen der Hersteller selbst eine Rolle. Und wie weit soll Dicon mit den Standgeldern heruntergehen, damit die Hersteller doch kommen? Messen funktionieren auf Basis einer Mischkalkulation. Runter bis auf den Break-Even-Point macht keinen Sinn, es braucht zwingend einen Gewinn, um auch Rücklagen für zukünftige Events zu schaffen.

Sie haben auch zwei Räder, sind aber eben kein klassiches HMT-Angebot. Die Rad Hamburg.

Ich denke, die Messeveranstalter müssen ihr Angebot mit einem Mehrwert attraktiver machen. Hier könnten digitale Formate eine Rolle spielen. Was kostet ein professioneller Videofilmer, der sämtliche Aussteller auf den HMT einfängt, finanziert über das Standgeld. Oder wie sieht es im Bereich Marketing aus? Kann man eine zustätzliche Plattform schaffen, die es den Ausstellern ermöglicht sich dauerhaft im Netz mit einer coolen Promotion zu präsentieren, sodass die Standgelder sich wirtschaftlicher besser rechnen. Alles nur grobe Gedanken. Hier kann man aber einen Hebel ansetzen.

Die Caravaning war einer der vier Messen an dem Weekend. Alle waren mit nur einem Eintritt besuchbar.

Fazit!

Die HMT wurden 2023 mega gut besucht. Ob sich das in den Auswertungen der Aussteller positiv niederschlägt, muss abgewartet werden,. Masse alleine ist aus deren Sicht kein Garant für eine erfolgreiche Messe. Einige Aussteller (Reisen/Schmuck/Szenemedien/Charity) haben mir bereits Sonntag früh berichtet, dass die mit dem Messerverlauf in Summe sehr zufrieden sind. Im Netz ist die Bandbreite der Kommentare hoch, geht von „Katastrophale Orga“, „Viel zu voll“ bis hin zu „In jedem Fall wieder im Verbund“.

Die spontane Umleitung der Besucher über die erste Etage brachte Samstag nur bedingt Entlastung.

Dicon wird dennoch richtig aufdrehen müssen, um den HMT wieder den Status zu verpassen, den sie als Norddeutschlands größte Motorradmesse lange Zeit  hatten. Es liegt enorm viel Arbeit an. Die konzeptionelle Darstellung mit vier Messen kann in dieser Form m. E. nur ein Kompromiss gewesen sein. Es ist absolut wünschenswert, dass die HMT wieder eingeständig agiert und sich breiter präsentiert. Und das wird sicher auch das Interesse der Dicon sein. Es wird spannend.

Abschließend möchte ich erwähnen, dass Wolfgang „Wolle“ Harder nach zig Jahren seine Tätigkeit für die Clubmeile auf den HMT aufgegeben hat. Er hat mir seinerzeit als ganz junges Szenemedium den Einstieg zu den HMT in der Clubmeile ermöglicht, obwohl ich kein Verein bin. Im weiteren Verlauf hatte ich mich immer wieder mit anderen Szenegängern in der Clubmeile präsentiert. Wolle wird fehlen. Wer nun die Orga der Clubmeile übernimmt, wird sich zeigen. Ich danke Wolle für den jahrelangen Support für die Szene!

Galerie! (Zum Vergrößern anklicken)

Fotos:

© Katja H. aus Munster / Marcus vom Kradblatt Motorradmagazin / Michael W. aus HH / Anke B.

Kontakt: https://www.facebook.com/HamburgerMotorradTage

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.