Im Fokus: Die Biker Union e.V.!

Die Biker Union e.V. (BU) bezeichnet sich selber mit aktuell 4000 Mitgliedern als die größte Interessenvertretung der Biker und Rocker in Deutschland. In 1986 als Dachverband der Motorrad-Rocker gegründet, fanden seinerzeit nur sehr wenige freie Biker den Weg zur BU. Mittlerweile hat sich die Mitgliederstruktur deutlich geändert. Nur noch sehr wenige MC’s bzw. einzelne Mitglieder sind auch Mitglied in der BU, die freien Biker dominieren aktuell eindeutig das Geschehen.

Hausgemachte Querelen, Veränderungen in der Club-Landschaft sowie in der zivilen Gesellschaft sind nach eigenem Bekunden die Ursachen für diesen Wandel. Fakt ist, obwohl von den Zahlen her tatsächlich die größte Interessenvertretung für Biker ist es der BU nie gelungen eine breite Akzeptanz zu erzielen. Im Gegenteil, in der gesamten Club-Szene spielt die Biker Union keine Rolle mehr. Den Rest an Vertrauen verspielte man mit dem Versuch den Begriff Rocker aus der eigenen Sprachregelung zu entfernen, ein großer Fehler, der in der Mitgliederversammlung von 1999 korrigert wurde. Doch da war das Band zu den Clubs bereits zerschnitten.

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Ich bin jetzt im 13ten Jahr in der Club-Szene aktiv. Tatsächlich findet die BU in den Clubhäusern nicht statt. Auf Messen oder größeren Events findet man hier und dort einen Info-Stand, es gibt zahlreiche BU-Stammtische, doch ein aktives Wirken als Interessenvertretung findet in der Club-Szene substantiell nicht statt. Zuletzt wurde die BU heftig gescholten, als es im Rahmen des Gesetzes zur Verschärfung des Vereinsgesetzes erst nach heftigem Protest eine Verlinkung zu der von der Bikers News eingereichten Petition im Inennausschuss des Bundestages kam.

Bei der 2ten und 3ten Lesung war denn auch ein Vertreter der BU anscheinend in Berlin anwesend, doch wenn ich heute die Homepage besuche, so finde ich dort keine weiteren Ausführungen zu einem Gesetz, dessen Verabschiedung durch die Unterzeichnung des neuen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zwar sehr wahrscheinlich, aber der Kampf dagegen noch keineswegs ausgestanden ist. Hier hat die BU m. E. eine große Chance verspielt, verlorenes Vertrauen zurück zu erarbeiten.

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Zugegeben, bei der alljährlichen Sternfahrt oder auch anderen Aktivitäten der BU lassen sich die Clubs merklich nicht blicken, aber hier geht es um staatliche Maßnahmen und massive Eingriffe in die Grundrechte, eine ganzheitliche Diskriminierung von Rockern per Gesetz, und wenn das nicht zwinend auf der Agenda der größten Interessenvertretung für Biker und Rocker mit politischem Anspruch ganz oben steht, dann fällt mir dazu echt nichts mehr ein.

Die Statements der derzeit akut betroffenen MC’s oder Aussagen der Bikers News sowie anderer Szenegänger finde ich jedenfalls auf der Homepage der Biker Union nicht. Und die Aussage von Teddy Bach zu diesem Thema, Szene-Beauftragter der BU, reicht hinten und vorne nicht aus, um davon sprechen zu können, dass die Biker Union als größte Interesenvertretung den gesamten Prozess begleitet und mit eigenen Aktivitäten und Aussagen in irgendeiner Form zu beeinflusen versucht habe.

BU Sternfahrt

Absolut zu dünn, zumal man selber auf die guten Kontakte zur Politik hinweist. Hier dazu ein Auszug aus der Erklärung der BU zur Petition vom 24.November 2016:

„Diese Petition kann nur ein – wenn auch wichtiger Anfang – sein. Dank unserer politischen Erfahrung und unseren politischen Kontakten steigt mit jeder Unterschrift die Chance, die Gesetzesänderung doch noch verhindern zu können.“

Sorry Leute, wo habt ihr denn diese guten Kontakte und eure Erfahrungen genutzt, um die Gesetzesverschärfung zu verhindern, egal wie aussichtslos die Sache auch erscheinen mag? Eine Sternfahrt mit einer klaren Message gegen diese Gesetzesnovelle hätte nicht zwingend viele Tausend Biker mehr auf die Straße gebracht, wobei ich mir da noch nicht einmal sicher bin, aber es wäre ein klares eigenständiges Statement gewesen. Ok, ein paar poltische Kontakte wären vermutlich dadurch drauf gegangen, aber ihr seid ja auch nicht die Interessenvertretung der Parteien. Oder?

Die verkehrspolitische Arbeit ist wichtig, und da will ich der Biker Union durchaus einen straighten Weg unterstellen, aber wenn man in einer deratigen Situation nicht den Arsch hoch bekommt, keine klare Kante zeigt, dann sollte man sich eher überlegen, ob man das Wort Rocker wieder aus der eigenen Sprachregelung entfernt.

Am 09. April findet die gemeinsame Saisoneröffnungsfahrt von 6 BU-Stammtischen statt. Wer daran interessiert ist, steigt hier ein: www.bikerstammtisch-norderstedt.de/

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.