Im Fokus: Oldschool vs Newschool!

Wer die einschlägigen Szene-Portale sowie das Fratzenbuch verfolgt, entdeckt immer wieder den Begriff „Oldschool“. Viele Szene-Gänger sehen den Abgesang der Alten Werte kommen, rechnen sich jedoch noch zu den letzten wahren Rockern hinzu. Wenn man dann genauer hinschaut, entdeckt man oftmals den Umstand, dass diese selber erst seit einer Dekade am Club-Leben teilnehmen. Mir stellt sich dann immer die Frage, woher diese Kollegen denn ihren Fundus an Erfahrungen hernehmen.

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Ich jedenfalls werde mich als Club-Member im 10ten Jahr garantiert nicht hinstellen, und anderen Rockern etwas von der alten Schule erzählen, die ich selber nie live erlebt habe. Da steckt mir viel zu viel Rhetorik in der Diskussion. Ich bin froh, dass man mir seinerzeit einen dieser alten Recken zur Seite gestellt hat, der mit mir über die alten Zeiten sprach, den Weg zeigte, mir aber auch den Raum zur eigenen Entwicklung im MC gab.

Was bedeutet überhaupt Oldschool? Wer legt fest, wann ein Rocker die alten Werte lebt, und wann nicht. Immer wieder wird festgestellt, dass der Respekt füreinander nicht mehr gegeben ist. Die sogenannten „Wilden Jungen “ machen nur noch ihr Ding, agieren aus reinem Machtgehabe heraus, und benutzen den Club zur Durchsetzung der eigenen Interessen. Ok, wen dem so ist, können wir ja mit Ausnahme der eben Beschriebenen alle nach Hause gehen, die Juppe an den Nagel hängen, und uns anderen Dingen widmen!

Dann spielt es auch keine Rolle mehr, ob die Streetgangs in die MC-Szene eindringen. Die Alternative wäre eine eigenständige MC-Szene in der MC-Szene. Och nö, bitte nicht! Zudem müssen sich dann auch die Hardcore-Vertreter in Sachen Oldschool die Frage stellen, warum sie das Ruder aus der Hand gaben!

Klar ist, dass die Kluft immer größer wird. Die altgedienten Member haben sich teilweise über Jahrzehnte verbraucht. Sie haben einfach keinen Bock mehr immer wieder diesselben Diskussionen am Tisch zu führen. Viele versuchen nur noch mit Anstand und Würde durchzukommen. Verständlich!

Doch genau darin liegt das Problem. Wenn sie sich nämlich mehr oder weniger bereitwillig in die zweite Reihe zurückziehen, wie bitte sollen dann die geforderten alten Werte wieder an Dominanz gewinnen? Was soll sich so ädern?

Heute mal was zum Thema Oldschool vs New School.

Heute mal was zum Thema Oldschool vs New School.

Auch die endlosen Diskussionen im Netz sind absolut kontra-produktiv. Ich mache im Fratzenbuch eine Gruppe auf, lasse nur die Leute hinein, die mir genehm sind, und meinen Vorstellungen von Oldschool entsprechen. Dazu gesellen sich dann genau die Rocker, die meinem Credo entsprechen. Da ich so verdammt viel Zuspruch erhalte, bewege ich mich in einem relativ sicheren emotionalen Umfeld, Postings und Beiträge der Mitglieder bestärken mich in meiner Auffassung das Richtige zu tun. Stop!

Es ist absolut wichtig, dass Rocker die neuen Medien zur Kommunikation miteinander nutzen. Doch zum Begriff Oldschool passen sie schon mal gar nicht, weil es diese Form der Kommuniktaion in den guten alten Zeiten gar nicht gab. Da hingen nämlich genau diese Leute zusammen ab, haben ständig Partys gefeiert, sind mit den Öfen kreuz und quer durch das Land gebrettert, hier und da gab es auch mal eine auf die Nuss.

An sich müsste man jetzt vermuten, dass die Betroffenen nun für sich selber eine reale Community aufbauen, um die Nummer live wieder anzupacken. Passiert das wirklich? Hier und da schon. Dann kommen aber die ersten Kommentare, dass man die Party nicht mit Juppe anfährt, weil es ja ein neutraler Ort sei, wo man sich trifft. Hat man das früher auch so gemacht? Ich stelle nur Fragen und suche nach Antworten!

irgendwie habe ich anscheinend verdammt viel Glück gehabt. Ich weiß zwar nicht, worin genau der Unterschied zwischen dem Heute und dem Damals besteht, aber ich für meinen Teil habe in den letzten 10 Jahren so viele positive Erfahrungen gemacht, dass ich es mir kaum vorstellen kann, dass es in den 70ern und 80ern um so vieles besser war. Es war sicher anders. Die Manipulation durch die systemtreuen Medien fand nicht statt, obwohl sich ganze Clubs sowas von auf den Kopf geballert haben, dass die Heide gewackelt hat. Und Waffen wurden damals auch eingesetzt. Erzähl mir bitte keiner, dies war nicht der Fall. Ich kann mich gut an gewisse Aktionen vor dem Aladin in Bremen erinnern. Richtig lustig war das seinerzeit nicht. Da blieben aber etliche liegen.

Heute ist es halt so, dass die Medien die Vorfälle in der Szene konsequent zur Steigerung der Auflage ausschlachten. Warum können sie das? Weil es eben Vorfälle gibt, die nicht im Verborgenen stattfinden, vielleicht sogar gezielt arrangiert werden. Bad Boy as usual! Und durch das Internet sowie die Handys weiß halt jeder sofort Bescheid. Früher musste man erst die Sitzung abwarten, damit der Vorfall komplett alle erreicht. Heute drückt man auf den Knopf, die Infos ist auf den Punkt für alle empfänglich, und schon werden Pläne geschmiedet. Und was tun wir? Wir diskutieren denselben Presse-Mist fleißig mit. Dadurch entsteht eine negative Grundstimmung, die Message wird sogar von uns forciert. Vielleicht in gewissen Situation einfach erstmal die Klappe halten und sondieren?

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Man muss sich doch nur einmal die Zugriffs-Zahlen in den Portalen anschauen. Wenn es knallt, dann gibt es locker 20 oder mehr Kommentare, wenn jemand von einer geilen Party berichtet sind es evtl. mal zwei. Boey, wie langweilig. Der hatte eine geile Party. Fangen wir doch mal damit an, dass wir uns eingestehen, dass wir für diesen ganzen Bad-Boy-Scheiß selber empfänglich sind. Das kann man aber den Jung-Membern nicht zum Vorwurf gereichen. Sie sind halt so aufgewachsen. Und was ist nun die Lösung? Keine Ahnung!

Ich denke, es muss sich gewaltig etwas an der eigenen Wahrnehmung ändern. Womöglich liegt mal wieder in der Mitte die Wahrheit. Ist es wirklich so, dass nur die ganz großen Clubs jeden einsammeln, der nicht schnell genug auf den Baum kommt, oder hat man sogar im eigenen kleineren Club das Gefühl, da ist was verrtuscht. Na, mal ehrlich!

Abschließend gebe ich mal einen schlauen Satz weiter: „Wer die ganze Zeit nur in die Vergangenheit schaut, reckt den Arsch dauerhaft in die Zukunft, und muss sich nicht wundern, wenn er am Ende gefickt wird!“ Daher ab und an mal nach vorne schauen!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.