Biker-Seiten: Große Haie & kleine Fische

Ich habe mich sehr bewusst für das Internet als Kommunikations-Plattform für unser Magazin entschieden. Zum einen bin ich davon überzeugt, dass die Auflagen In Print weiter sinken werden, zum anderen bietet mir kein anderes Medium die Möglichkeit, so schnell auf Ereignisse und Inhalte zu reagieren.

Doch genau darin liegt auch eine Gefahr. Durch schnelle Interaktionen verliert die Recherche an Gewicht, Inhalte werden oftmals falsch oder nur unzureichend hinterfragt. Jeder will der Erste sein. Das Netz bietet ja auch eine Fülle an Informationen, die mit nur einem Klick auf die eigene Seite gepackt und damit den Fans präsentiert werden können. Hauptsache ich bin dabei!

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Mittlerweile tummeln sich etliche User im Netz, vorzugsweise im Fratzenbuch, und nehmen an dem Lifestyle Biker auf diese Art teil. Manche mit hoher, andere mit geringer Intensität. Das ist auch vollkommen ok, birgt aber die große Gefahr in sich, dass die persönlichen Beziehungen kaum noch eine Rolle spielen. Hier und da fährt man auf eine Party, meistens die gleichen Leute im Schlepptau. Doch der Schwerpunkt liegt eindeutig auf dem aktiven Onlinebetrieb und der Verlinkung mit Inhalten anderer Netz-Betreiber. Oftmals ohne kritisch hinterfragt zu werden. Rockers United auf Teufel komm raus! Das ist nicht mein Weg.

Es sind zumeist nicht die eigenen persönlichen Begegnungen auf Partys oder mit anderen Rockern, die im Nachrang publizisitisch verarbeitet werden, nein, man bedient sich ganz einfach im großen Bauchladen Internet und stellt ein was gefällt, oder vermeintlich gut ankommt. Die Quote an Likes schein dabei wichtiger zu sein, als der Aufbau persönlicher und nachhaltiger Kontakte zur Szene selber.

Auch das Internet ist ein Haifischbecken. Vorsicht, was ihr veröffentlicht!

Auch das Internet ist ein Haifischbecken. Vorsicht, was ihr veröffentlicht!

Ihr mögt jetzt denken, nun geht der Lars aber auf sein eigenes Medium los. Keineswegs, denn ich nutze im Kern das Internet um die aufgebauten Kontakte zu pflegen. Primär steht für mich der persönliche Kontakt zur Szene und deren Teilnehmern eindeutig im Vordergrund. Wenn ich eine Party besucht habe, so ergaben sich im Nachhinein fast immer weitergehende persönliche Kontakte, wie der Besuch etlicher Clubs in der biker meile Delmenhorst bisher bewiesen hat.

Ich finde es grundsätzlich gut, dass Biker über das Internet kommunizieren. Doch wenn man die Betreiber nicht oder nur selten auf Partys sieht oder sie nur ausgewählte Nummern anfahren, muss ich deren Ambitionen klar hinterfragen. Es gibt einfach zu viele Nutzer, die keinerlei Stallgeruch besitzen und von der Szene so überhaupt keine Ahnung haben.

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Wer unsere Szene nachhaltig und authentisch kennen lernen will, der kommt nicht umhin, viel zu fahren. Er muss dort hin, wo die Rocker sich begegnen. Ich hatte mal ein Telefonat mit Michael, dem Presssprecher des Bandidos MC Germany, der auf unseren Artikel zur Situation der Bandidos in NRW reagierte. Einer seiner Brüder hatte ihm den Bericht zugespielt. Er bot mir weitere Infos an. Was daraus wird kann ich heute noch nicht einschätzen, doch ich werde den Kontakt erneut aufnehmen und versuchen, mich mit ihm persönlich zu treffen, damit wir uns erst einmal kennen lernen. Die aktuelle Situation der 1%er ist durchaus prikär, da kann man m.E. nicht mal eben ein Telefon-Interview machen und alles ist schick. Zudem habe ich sehr wohl kritische Fragen.

Meine persönliche Empfehlung lautet in jedem Fall, lieber etwas weniger Input aus dem Netz, aber dafür mehr Emos durch den persönlichen Kontakt. Ihr werdet schnell feststellen, dass der Umgang auf den Partys ein völlig anderer ist. Man gehört dazu und wird nicht einfach als Internet-Rocker abgestempelt. Die Gespräche laufen plötzlich in eine deutlich tiefere Ebene. Das setzt Vertrauen voraus, und dieses bekommt man bekanntlich nicht geschenkt, auch nicht im Netz. Zudem erspart es euch ggf. Ärger, denn wie heißt es so schön: „Der Feind hört mit!“ und damit ist nicht zwingend nur die Rennleitung gemeint. Einfach mal darüber nachdenken!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.