Leserbrief von Störte 1%er

Zum Bericht „Ist das Kuttenverbot einen Chance?“

In schöner Regelmäßigkeit beamt mir Störte 1%er seinen Gedanken in Form eines Leserbriefes rüber. Vorgespräche finden nicht statt, der Mann weiß, was er will und anhand der bisherigen Reaktionen der Leser ist klar festzustellen, dass er oftmals vielen aus dem Herzen spricht. So euch heute?

Sein Leserbrief!

Moin Obelix1%er
Eigentlich wollte ich ja erst mal für die nächsten Monate meine Sicht der Dinge für mich behalten, und die Entwicklung aus angemessener Distanz beobachten! Viele sind ja immer noch der Meinung: das geht uns nichts an. Das ist Sache der betroffenen MC`s. Die Kuh müssen die selber vom Eis holen. Falsch!

Genauer hingeschaut…was unser Staat da mit dem Insignienverbot auf den Weg gebracht hat ist ein weiterer Stein in der Mauer zur Eingrenzung von bürgerlichen Freiheiten. Das will ich hier nicht bedenken.
Allerdings ist der Versuch perfide genug…erinnert sei hier an das Memorial wo GI`s die Fahne auf Ivo Jima hissten…und wie wichtig ein Symbol zur Identität seiner Selbst, seines Lifestyles, ja seiner Weltanschauung ist! Das will unser Staat: Nimm ihnen ihre Flagge und sie verlieren ihre Identität:Falsch gedacht…und das Gegenteil ist eingetreten!

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Nun nimmt die Judikative zur Kenntnis, das was beabsichtigt worden ist, ist nicht gelungen. Ketzerisch gesagt: Die Medien müssten jetzt eigentlich Sturm laufen, ist ihnen doch die Symbolik zur Auflagensteigerung von zweifelhafter Berichterstattung abhanden gekommen! Kaum noch Bad News…sie gehen des Geldes verlustig!

Bestes Beispiel: Die emotional sehr bewegende Beerdigung des kleinen Jaden(R.I.P.) Sie fiel auf den Tag des Colourverbots, oder besser, das Colourverbot trat am Tag der Beerdigung in Kraft. Sicher kein Zufall. Über 1000 1%er gaben dem Lütten sein letztes Geleit, ohne Colour, alle in Schwarz, Bandidos, Hells Angels, Gremium und und und. Selten habe ich so irritierte Pressefuzzis gesehen, von der Rennleitung ganz zu schweigen. Der Ghost Gang MC fuhr mit Colour, und sein Colour prangte noch am selben Tag in allen Medien als Aufmacher zum Bericht der Beerdigung. Mit irgendeinem Colour mussten sie ja ihre Berichterstattung schmücken!

Schämt euch! Ich wäre am liebsten in jede Redaktion gerannt und hätte den Schreibern ihr Ding um die Ohren gehauen.( Der Arsch von der Bild war beeindruckt, und sein Bericht danach nicht mehr zu lesen!!!) Es ging um den kleinen Mann…und nicht um die Rocker…an diesem Tag.

Vielleicht etwas zu weit ausgeholt, aber es zeigt: rivalisierende MC`s haben in grundliegenden Werten sehr große Schnittmengen, oft zeigen die sich öffentlich nur in Respekt und Trauer. Nehmen wir das Bild von Hells Angels “ Boxcar“..der bei der Beerdigung von Bandido “ Compa“,die Schüppe in die Hand nahm. Und solcher ( unser) Respect und gegenseitige Wertschätzung wird meines Erachtens zu oft ausgeblendet.

Die wichtigste Frage, die alle Interessierten in solchen Zusammenhängen beantwortet haben möchten, ist folgende. Eine Coexistenz ist gegeben, ob mit Colour in der Öffentlichkeit, oder ohne! Nur wie diese gestaltet ist, wie diese in Zukunft gestaltet wird, hängt ganz davon ab, welche Zielsetzung sich die betroffenen MC`s auf ihre Agenda schreiben. Friedlich u. freundschaftlich oder als ein Weiterso wie bisher; als Zukunftsperspektive und wegweisend für die gesamte MC Scene. Da liegt die Crux!

Alleine die notwendige Kooperation der drei großen MC`s beinhaltet ja eine Verständigung auf mindestens pragmatischer Ebene, wenn nicht sogar in einer gegenseitig abgestimmten Neuausrichtung. Das eine solche von Nöten ist, ist jeden einzelnen 1%er völlig klar, denn selbst wenn der Kampf um das Colour von Erfolg beschienen ist, ist zwingend erforderlich, dem ganzen eine NACHHALTIGKEIT zu geben. Sonst fängt das Theater von neuem an.

Wohl eins ist jedem gewiss: unser Staat ist ein schlechter Verlierer und sieht in jedem Freidenker und freiheitsliebenden aufrechten Bürger eine potentielle Gefahr für die eigene Pfründe. In unserer „postdemokratischen Gesellschaft“ braucht der Staat für immer mehr Menschen, immer mehr Regeln, um den wirtschaftlichen, finanziellen und ideologischen Interessen von Konzernen, Finanzmogulen und Großmächten zu entsprechen. Denn unsere Politiker werden von diesen bezahlt. ( Lobbyisten – dafür wird regiert – nicht fürs Volk!)

Und wir Rocker, ob 1%er oder Biker, ob Weekendwarrior oder Familienclub, wir alle sind freiheitsliebend, selbständig denkend mit EIGENER MEINUNG…und das passt nun überhaupt nicht in das Konzept des Staates.
Der Bandidos MC hat sich zur Überbrückung ein Ersatzcolour geschaffen, ein nachvollziehbarer Schritt und mindestens die Cops atmen auf, ja, sie sind froh wieder zu wissen, wen sie vor sich haben.

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In diesem Zusammenhang:

Hier haben die betroffenen MC`s eine mega Chance verpasst. Wie stark wäre das Zeichen gewesen in der Übergangszeit ein gemeinsames „ZENSURBILD“ zu zeigen! Der Punkt wäre komplett an die MC`s gegangen. Und damit meine ich nicht ein gemeinsames Colour, das eine Fraternisierung signalisiert hätte. Es gibt genügend Botschaften, die vorletzteres zum Ausdruck gebracht hätten.
Ohne Konzept wird es nicht gehen. Da bin ich mir sicher, das ist erkannt. Eine Bündelung der Kräfte ist mindestens angedacht. Nur ist es nicht schlau, das auch der Öffentlichkeit mitzuteilen. So reicht mir persönlich das bisher zur Schau gestellte Bild vor dem Reichstag. Das war vor fünf Jahren noch undenkbar.

Für mich, der immer noch von einer friedlichen, wenn nicht sogar respektierten Coexistenz träumt, ist die Frage zur Nachhaltigkeit von Übereinkünften der 1%er, die entscheidende. Was nutzt aller Konsens, wenn danach wieder alles über Bord geworfen wird und persönliche Eitelkeiten, Profitinteressen und Respektlosigkeit den Alltag einzelner Chapter oder Charter bestimmen. Die Mühlen des Staates fangen sofort wieder an zu mahlen, und jeder kriminelle Akt lässt wieder Kerben zu, wo das Brecheisen angesetzt werden kann.

Nein, keiner soll nun Messdiener werden, oder im Mädchenchor singen, aber auf Posereien vor irgendwelchen Gebäuden, auf Raps mit pubertären Slogans, auf Nötigungen gegenüber andersfarbiger Vereine, so unter dem Motto: und wenn er kommt dann laufen wir! Männer, das braucht kein Mensch…und ist jedwedem Respekt mehr als abträglich.

Und hier will ich noch etwas Fundamentales ansprechen. Ohne das, gerät das ganze Gebäude in Schieflage! Integration wird von allen Seiten gefordert. Ob im politischen, gesellschaftlichen oder kulturellen Sinne…in unserer Bevölkerung. Das gilt auch für unsere MC Scene. Gewisse Kulturen gehen im Sinne eines 1%er MC`s nicht zusammen. Da ist die Basis zu verschieden, und die Ideale als 1%er können nicht geleistet, geschweige denn verstanden werden. Prioritäten sind anders gesetzt.

Ohne dem Einzelnen etwas zu unterstellen: religiös bedingte Verhaltensweisen, deren Reaktionen oder Werte haben in der MC Scene nichts zu suchen und gehen in einem jeden MC der Idee völlig quer. Das haben viele Entscheidungsträger in der Vergangenheit komplett unterschätzt, und Integration in den MC`s hat nicht wirklich stattgefunden! Oft hat sich der MC den Gepflogenheiten angepasst, nicht aber die Member dem MC, will sagen, anstelle des üblichen Spanferkels und Bier gibt es jetzt Pfingstochse und Kammillentee!

Störte 1%er auf seienr Long-Distance-Tour nach Sturgis, wo er mit dem Bike den 2.Platz in der Kategorei Original Cusom Painting erreichte.

Nicht zuletzt diesen Umständen, mit Schlagzeilen von Gangstertum mit Migrationshintergrund sind gegenwärtige Begebenheiten zu schulden.(…ey Alder..isch bin bei…guckst du Farben!!) Ergebnisse sind übrigens Ursache für den Status Quo! Oder glaubt jemand, das Statements eines Ali Osmans oder dem Vogel mit dem Papagei aus Hamburg mit seinem verkoksten Gejammer, keine Konsequenzen hat. Das waren nie Rocker…abgerechnet wird immer zum Schluß! So kenne ich das. Aber auslöffeln müssen diese Suppe andere!

Was sich in über 70 Jahren aus einer Orientierungslosigkeit von heimkehrenden GIs von der Front im 2. Weltkrieg gebildet und geformt hat, was Kameradschaft, Zusammenhalt und die Liebe zum Bruder für jede anfangs kleine und kleinste Gemeinschaft die Wurzel ihrer Kraft war, das kann nicht ohne längere Reflektion auf Männer übertragen werden, die aus völllig anderem Kulturkreis kommend, nicht ansatzweise über solchen Background verfügen. Auch die Erziehung eines Menschen, mit verschobenen Werten spielt eine wesentliche Rolle!

Hier nur zur raschen Orientierung zum Vergleich: welchen Status OLadys mit Prop Backpatch in 1%er MC haben, und die Position der Frau im Mannesverständnis einiger nicht oxidentalen Kulturen. Jetzt könnte jeder fragen, na haben wir alle denn den Background? na denkt mal nach wo Bruderschaft oder Kameradschaft herkommt…bestimmt nicht aus ehemaligen Kolonien der 1. Welt!

Die Rules in einem 1%er MC stehen außen vor, und jeder Neubewerber hat diese zu respektieren. Ob Old School oder New School, noch fahren wir Motorrad…ein dicker Daimler hat mich persönlich nie beeindruckt! aber Old Schooler haben Leerräume geschaffen, die allzu bereitwillig von solchen Elementen besetzt worden sind. Nun, wie kriegen wir die Paste wieder in die Tube? Das geht nicht mehr, und der einzige mögliche Ausweg ist eine radikale Abgrenzung von einer Kutte tragenden nicht motorradfahrenden Bewegung, die unsere Werte mit Füßen tritt. Selbst wenn eine Vereinigung Kutte trägt, ist sie noch lange nicht rockerähnlich…auch das gilt es in Zukunft zu unterstreichen…Ein Boxclub ist kein Rockerclub…also an die Schmierfinken! was ist hier rockerähnlich an Kuttenträgern ohne Motorrad!

So, nun zur Frage nach den Chancen die sich ergeben. Keiner wird sich einen Persilschein nehmen. Unsere Chance sehe ich in der Kontinuität unserer Bemühungen, MC Kultur, Bikerkultur, Rockerkultur in allen seinen Facetten so weiter zu leben wie bisher auch. Viel ist nicht falsch gemacht worden. Die Männer sind immer noch unterwegs, mit oder ohne Farben nach außen. Es schweißt noch mehr zusammen, und der Kampf für Bürgerrechte, gegen Sippenhaft trennt jetzt schon Spreu von Weizen. Ich denke es wird eine Art Seperation geben, innerhalb der Scene.

In den Staaten gehen sich die Schwarze u. Weiße Scene weitestgehend aus dem Weg. Sicher gibt es Berührungen, vor allem in den ,multiethnischen Clubs, aber die Öffentlichkeit weiß das dort zu unterscheiden. Hier liegt die größte Chance. Sich klar zu positionieren und dabei nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen, das gilt es, und wenn es beim nächsten Mal den anderen trifft: Solidarität!

Die Hells Angels führten eine DemoFahrt durch…wo waren die anderen. Was hätte ihnen aus der Krone brechen können, wenn sie teilgenommen hätten…ich habe diese Solidarität nicht wahrgenommen…!?
Männer! ich habe mit Begeisterung den Bericht von den drei Hells Angels verfolgt ( einer war schon 70!): die fuhren ( aus einer Bierlaune) von Germany auf ihren Böcken nach Wladivostok, ich las das Buch von dem Gremium Member über seine Balkantour, und die Banditen knatterten 2000km zum Euro oder Worldrun…das ist Rocker…Brüder!, Seite an Seite auf dem Highway, da geht mir das Herz auf, und Wind , Wetter, Schmerz und Freude machen vor keiner Farbe der Welt halt. Wie armseelig erscheint da so mancher Satz eines Möchtegerns in Kutte, aufgewachsen jenseits der Dardanellen,…ach ja Mongols haben jetzt ein Chapter im Irak, ich fass es nicht!

Lieber Obelix1%er! Ich halte so etwas wie eine Presisitzung oder Konferenz für nicht geeignet. Das ist viel zu weit gefasst und es müssten eine Vielzahl Interessen bearbeitet und diskutiert werden. Da verliert man schnell den Blick fürs Wesentliche. Erinnere ich mich des großen Bikerwars in Scandinavien: es brauchte einen Vermittler, der von allen Parteien respektiert und akzeptiert wurde. Der Dialog kam zustande und es gab letztendlich Frieden. (Und es war nicht ein staatlicher Vermittler..wie sogerne behauptet…es war ein Mann aus der Scene!!!).

Die Männer, die ich kennengelernt habe, die diese Verantwortung zum Wohle ihrer Clubs auf sich genommen haben sind kluge Männer mit Weitsicht… und bei allem Respekt vor der Problematik…ich bin der letzte der hier irgendjemandem zu irgendetwas rät…ich mache mir nur Sorgen…und tue das auch kund!
in diesem Sinne
rock n roll
yo Störte1%er4life
GFFG

(nicht redigiert)

Bemerkung: Danke Störte 1%er, dass Du dich regelmäßig zu unseren Inhalten äußerst. Ein großes Kollektiv im Sinne der Präsi-Sitzung oder in Form einer Konferenz halte ich ebenfalls für ungeeignet. Doch in einem Punkt bin ich bei dir; da, wo es eine effektive Schnittmenge gibt, sollte man together diese erarbeiten und kontinuierlich mit gemeinsamen Inhalten befeuern.

Wie auch immer diese Ebene aussehen mag, der größte gemeinsame Nenner ist m. E. der Kampf gegen die fortlaufende Stigmatisierung der Szene und das permanente Verifizieren der politischen Maßnahmen! Das mag da draußen nichts bewirken, aber in die Szene hinein dürfte es seie Wirkung nicht verfehlen. Und das wäre bereits ein Fortschritt!

Um der Chronistenpflicht zu genügen, werden Leserbriefe grundsätzlich veröffentlicht, solange der Inhalt niemanden beleidigt und /oder denunziert.

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.