Local Music: Stuhr Open Air!

Aller Anfang ist schwer!

Beim Betrachten des Festival-Videos des Stuhr Open Airs (kurz S.o.A) dachte ich an den uns allen bekannten Werbe-Slogan „Klappern gehört zum Handwerk!“. Immerhin prophezeiten uns die Veranstalter darin, dass kein Festival vielseitiger sein kann. Nun, wenn man gegen das Reload- sowie das Übersee-Festival konkurriert, ist das natürlich schon eine recht gewagte Aussage.

Zudem ließ ein Blick in das Line Up klar erkennen, dass der Schwerpunkt auf Rock liegt. Wie dem auch sei, das Festival ist neu und der Veranstalter muss zunächst seinen Platz in der regionalen Festival-Szene finden.

Feste Bauten lassen nur beschränkte Optionen zu. M. E. wurde das S.o.A gut integreirt!

Von daher bin ich an sich mit eher beschränkten Erwartungen zum Gut Varrel gecruist. Das Ambiente des historischen Veranstaltungs- und Kulturzentrums war schon mal ein sehr geiler optischer Rahmen für das S.o.A.. Ok, ich hatte eine etwas größere Bühne erwartet, hier hat mich wohl der Begriff Festival etwas zu hoch dimensioniert denken lassen, zudem war ich noch völlig geflasht von unserer Bühne bei der Wild Motors & Beach Party in Gusow eine Woche zuvor, aber unter dem Strich war für alles gesorgt, was die laut Homepage im Line Up befindlichen 21 Bands brauchten, um das Publikum anständig zu berocken.

Aus Muckerkreisen hörte ich viel Positives. Es gab eine ordentliche Backstage-Area, ein eigenes Zelt für das Equipment der nachfolgenden Band, um einen schnellen Umbau zu gewährleisten, eine gemeinsame Backline, eine Vorabinfo zur Orientierung und die Atmo untereinander war freundlich und entspannt. Auch die Verpflegung scheint ok gewesen zu sein. Nun, hier weiß der Orga-Chef als aktiver Musiker natürlich, wo es oftmals dran hapert. Hört sich gut an!

Viele bekannte Gesicher aus der lokalen Musiker-Szene prägten zunächst das Bild!

Bereits um ca .17 Uhr waren die ersten Besucher auf dem Gelände, auch wenn zunächst das Bild stark von den für Freitag angesetzten Bands sowie der Staff-Crew geprägt war. Von Stunde zu Stunde bekam die Nummer aber immer mehr Gesicht. Ok, die Rede der Vertreterin der Gemeinde konnte man knicken, das wirkte steif und arg konservativ, aber letztlich war auch niemand gekommen, um der Poltik beim Herunterspulen eines vorgefertigten Textes zu lauschen. Abgehakt.

Das Duo Chrisses konnte mich überzeugen!

Auch wenn die Area nicht aus allen Nähten platzte, beim ersten Tag von dreien keinesfalls ungewöhnlich, die Leute waren recht gut drauf und spendeten bereitwillig Applaus. Irgendwie herrschte eine ultra relaxte Atmosphäre. Eine erste musikalische Duftmarke konnte das Duo Chrisses markieren, welches auf der überdachten Nebenbühne ein klares Ausrufezeichen setzte. Die Vocals von Christina Broo boten dabei einige hrausragende gesangliche Akzente. Top!

Mit der Band Heyzy wurde die Gangart nach dem Gig von Chrisses denn mal heftigst härter. In der Anmoderation wurde insbesondere der Gesang von Frontfrau Britta Helm in den höchsten Tönen angepriesen, sogar ein Vergleich zu Tina Turner gezogen, und tatsächlich hatte die Lady eine absolute variantenreiche Powerstimme, doch unter dem Strich war hier wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken hinsichtlich dem Vergleich zu Turner. Insgesamt überzeugten Heyzy mit ihrem melodischen Hardrock. Gelungen!

Heyzy präsentierten melodischen Hardrock!

Die absoluten Stimungsmacher waren denn auch gleichzeitig der Headliner am Freitag. Hells Balls, die bekante Bremer AC/DC-Tribute-Band, hatten gerade in jüngster Vergangenheit beim Wako 3.0 sowie dem Stadtfest zwei stimmungsvolle Gigs in Delmenhorst bespielt. Man durfte also klar davon ausgehen, dass es zum Abend hin noch mächtig voll werden würde. So kam es denn auch. Gut gefüllter Platz und eine geile Stimmung, so Veranstaltungstechniker Robert Lienemann auf Nachfrage. Erwartungsgemäß!

Top-Anzeige

Im Bereich Marketing muss das S.o.A. bei einer Wiederholung defintiv Feintuing betreiben. Zu wenig Imprint, ich hatte im Vorfeld mit einer regelrechten Lawine an Flyern an den relevanten Point of Sales gerechnet, wenige Plakate bzw. Inserate, hier hätte der Aufwand höher sein müssen. Die Social Medias sind zwar ein extrem wichtiger Bestandteil der Festival-Komunikation, aber keinesfalls der alleinige Heilsbringer. Insbesondere, wenn während des Festivals diese gar nicht bedient werden, was ich für einen groben Fehler halte, da man mit attraktiven Festival-Shots immer noch Unentschlossene direkt erreichen kann.

Der Flyer des S.o.A hat mich irrtiert. Keine Ahnung, warum die drei Festivaltage nicht geordnet aufgelistet wurden! Mittig der Hinweis auf den Charity-Aspekt!

Was sich der Ersteller des Flyers dabei gedacht hatte, das Line Up für die jeweiligen Tage nicht chronologisch in Reihehfolge zu setzen, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Jedenfalls ist es nervig, wenn die Festival-Tage durcheinander dargestellt werden. Bei einem 6seitigen Flyer kann man drei Tage Aktion schön übersichtlich darstellen.

Sehr gut war die Vorgabe, dass der Besuch am Sonntag ohne Eintritt erfolgen konnte, damit auch einkommensschwachen Familien das LIve-Erlebnis des S.o.A möglich war. Die Food-Preise waren ok. Natürlich durften auf der Peace-Welle vegane und vegetarische Angebote nicht fehlen.

Lücken am ersten Festivaltag eines neuen Events sind normal. Der Freitag dient eher als Warm Up!

50% der Überschüsse, gemeint ist vermutlich der Gewinn nach Steuer, gehen laut Angabe im Flyer an gemeinnützige Organisationen. Ob dieser Überschuss-Aspekt allerdings nur für den Sonntag oder das gesamte Festival gilt, nun, hier war der Flyer nicht so ganz eindeutig. Egal wie, eine derartige Aussage impliziert, dass der Verastalter das Festival öffentlich bilanziert und die Nutznießer namentlich benennt. Das wird er sicherlich bedacht haben. Wir fragen halt einfach beizeiten nach!

Fazit!

Das S.o.A. ist mega ambitioniert angetreten, die Gemeinde Stuhr und etliche Sponsoren habe das Ansinnen unterstützt. Für eine Premiere ist die Nummer m. E. recht gut gelaufen, obwohl das Festival keinesfalls überrannt wurde. Bedenken wir, dass hinter dem S.o.A keine große Agentur steht, die mit Kapital das Know How einfach einkauft und Geld für sich arbeiten lässt. Von daher ist es normal, dass nicht alles auf Anhieb rund läuft.

Positiv bewerte ich die Tatsache, dass man für den Opener insbesondere die lokalen Musiker konsequent in das S.o. A eingebaut hat. Bei einer Forsetzung wird es allerdings schwer werden, die Attraktivität nur mit den ohnehin bekannten Local Hereos zu steigern. Da braucht es dann in jedem Fall frische und neue Gesichter und Headliner mit einem höherem Bekanntheitsgrad. Das gilt natürlich nur, wenn man auch wachsen will, um mehr Resonanz zu generieren.

Wer sich das Komiticket für 20 Euro gesichert hatte, bekam jede Menge Musik auf die Ohren, im Schnitt schlappe 95 cent pro Band. Da gibt es reinweg nichts zu meckern. Beim Tagesticket klafft mir zwischen dem Samstag bei € 1,33 pro Band und dem Freitag bei € 3,00 pro Band als Schnittpreis eine zu große Lücke. Das sollte ggf. überdacht werden. Mit € 10 für den Freitag und € 14 für den Samstag hätte sich das höhere Angebot an Musik am Haupttag preislich gut darstellen können.

Ich bin gespannt, ob Organisator Carsten Schierenbeck das S.o.A wiederholt. Vieles hängt sicherlich von dem Feedback der Gemeinde und der wirtschaftlichen Bilanz ab. Jedes Event ist zunächst aber eine Bereicherung für den jeweiligen Standort. Kommt es zu einer Fortsetzung sollte das S.o.A jedoch möglichst nicht gegen etablierte Großveranstaltungen konkurieren. Das erhöht völlig unnötig das Risiko.

Impressionen!

Kontakt: http://stuhropenair.com/

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.