MC-Member? Nein Danke!

Dauerhaft kontrovers!?

Seit jeher klafft zwischen der MC- und Freebiker-Szene eine Kluft. Einerseits wird den MC-Membern ein arrogantes und überhebliches Verhalten gegenüber dem Rest der Biker-Szene vorgeworfen, andererseits kommen viele Freebiker in den Comments der Club-Biker nicht gerade glimpflich davon. Da hört man dann schon mal Attribute wie „Luschen“ oder „Freizeit-Joker“.

Wenn wir das ganze jetzt runter definieren auf das Erlebnis Motorrad-Fahren, so gibt es an sich keinerlei logische Begründung dafür, da beide Communities eine hohe Affinität zum Motorrad besitzen. Wie ihr bemerkt habt, rede ich von unterschiedlichen Communities. Ganz bewusst, denn tatsächlich reden wir auch über zwei völlig unterschiedliche Ansätze.

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Während für die Masse der Freebiker eher das Erlebnis Motorrad-fahren im Vordergrund steht, seine sportliche oder technische Faszination, so sind es für den MC-Member die Summe der persönlichen Begegnungen in der Gemeinschaft eines MC. Das Motorrad spielt dabei keineswegs eine untergeordnete Rolle, egal, was immer wieder aus dem Bereich der viel fahrenden Freebiker zu hören ist. Tatsächlich ist es jedoch nur ein Aspekt unter vielen guten Gründen, sich für das Leben in einem MC zu entscheiden. Und natürlich nehmen damit auch die Verpflichtungen zu, denen der Freebiker nicht ausgesetzt ist. Denn als Member in einem MC bist Du weitaus mehr eingespannt in Clubbedingte Anforderungen: Anniversarys, Freundschaftskontakte, permanente Besuche von Club-Partys, Open House, Klubhausdienste, all das erfordert einen hohen finanziellen Aufwand, den der Freebiker nicht zu leisten hat. Da kann es dann tatsächlich auch sein, dass hier und da die Kohle etwas knapp wird und die Karre auch mal stehen bleiben muss, weil eine Fahrgemeinschaft einfach günstiger kommt.

Wenn der Freebiker einmal im Jahr eine große Tour fährt und dieses zum Anlass nimmt, sich in der Gruppe der Vielfahrer zu sonnen, hat der Prospekt eines großen MC’s in sechs Monaten schon die halbe Republik bereist und mindestens genauso viele KM auf dem Tacho, wenn nicht sogar mehr. Nur macht er darüber nicht so ein Trara! Klar, der Trip zum Nordkap ist ja auch weitaus Image-trächtiger, als die Touren nach Braunschweig oder Klein Kleckersdorf.

Bei Paraden kommt alles zusammen. Nur sind die eben selten!

Bei Paraden kommt alles zusammen. Nur sind die eben selten!

Die großen MC’s sind zudem noch mit Repressalien und anderen Vorbehalten konfrontiert. Vor Gericht bekommt der Member schnell mal den Kuttenzuschlag, so dass die Geldbuße höher ausfällt oder der Arbeitgeber angerufen wird, ob er denn überhaupt wisse, wen er da beschäftigt. MC-Member nehmen das in Kauf und ziehen sich nicht zurück. Das Argument „Die sind doch selber schuld“ kann hier nur selten herhalten und erfordert ohnehin immer eine Einzelfallbehandlung. Zudem ist es im wesentlichen dem Umstand geschuldet, dass Freebiker in aller Regel das Leben in einer Brotherhood in keinster Weise nachvollziehen können. Wie denn auch, sie haben es nie gelebt und sind rein emotional kaum in der Lage das Denken und Fühlen eines MC-Mannes nachzuvollziehen. Machen wir uns nichts vor, im Kern leben die Freebiker ein normal bürgerliches Leben, machen ihren Job und schwimmen in der Mitte der Gesellschaft mit. Das Motorrad ist an sich die einzige Möglichkeit, den persönlichen Drang nach Freiheit Ausdruck zu verleihen. Das will ich in keinster Weise verurteilen, nur kommt dieses Leben für mich nicht in Frage.

Ich habe mich bewusst für den Weg in den MC entschieden, da ich auf der Suche nach wahren Männerfreundschaften war. Freundschaften, in denen trotz zum Teil extremer Kontroversen und unterschiedlicher Ansichten, die persönliche Eitelkeit dem Grundwesen der Brotherhood weichen muss.

Die 62 steht für den Free-Biker!

Die 62 steht für den Free-Biker!

Wie oft hatte ich es vorher erlebt, dass ein hartes Wort gegen deinen Macker, zu einer längeren Kontakt-Pause führte, weil der mal eben meinte, für drei Monate angefressen sein zu müssen, bevor einer den ersten Stein zur Versöhnung warf. Oftmals aber verlor man sich komplett aus den Augen. Wirklicher Zusammenhalt war das nicht. Ich spreche mich da von persönlicher Schuld nicht frei!

In einem MC wird Tacheles gesprochen, da geht es auch mal richtig zur Sache. Trotzdem gilt die Devise, dass der Bruder tabu ist und nicht angepackt oder ausgegrenzt wird. Das funktioniert natürlich nicht immer, hat aber bei einem Fehlverhalten auch eindeutigen Konsequenz zur Folge, bis hin zum Ausschluss. Richtig so!

Wir geigen uns die Meinung, da geht es verbal auch mal richtig zur Sache. Harmoniesüchtige werden damit nicht klar kommen. Die sind dann ganz schnell weg. Dann sind sie eben nicht für diese Art Gemeinschaft geschaffen. Mir sind aber die kantigen und ruppigen Typen lieber, als Leute, die beim kleinsten Anzeichen von Gegenwind die Segel zu streichen und sich einen neuen Spielplatz zu suchen.

Öffentiche Partys wie die Wild & Motor Beach Party sind ein guter Einsteiger für Interessierte!

Öffentliche Partys sind ein guter Einsteiger für Interessierte an der MC-Szene! (Archivbild)

Nun gibt es aber auch unter den Freebikern eine Randgruppe. Das sind die Leute, die einen starken Drang zur Club-Szene haben, sich aber selber nicht für bestimmte Farben entscheiden. Das tun sie auf der einen Seite, weil sie meinen nicht den Anforderungen des MC gerecht zu werden und das auch klar erkannt haben oder weil sie es auch gar nicht wollen. Sie wollen nicht einer bestehenden Struktur beitreten, wollen zu jeder Zeit völlig frei in ihren Entscheidungen sein. Naturgemäß sind das die Leute, die öfters auch mal eine Verbal-Klatsche verpasst bekommen, in dem man ihnen unterstellt, dass sie keine klare Position beziehen und sich hinter ihrer Freebiker-Juppe verstecken. Auch in diesem Punkt ist eine Verallgemeinerung nicht erlaubt, es gilt immer der Individual-Grundsatz.

Gerade bei Freebikern, die sich noch orientieren müssen, führt der Weg daher häufig in die Support-Ebene, wo sie ähnliche Strukturen vorfinden, jedoch die gesamte Nummer meistens humaner abläuft. Dort erkennen sie in der Regel erst, ob sie für das MC-Leben geschaffen sind. Persönlich kam das für mich nie in Frage, mein Motto „Entweder richtig oder gar nicht“, aber der Weg in die Support-Ebene kann durchaus hilfreich sein und hat schon etliche gute und treue Leute hervorgebracht!

Ich behaupte, dass etliche Freebiker sich im Grunde die Werte und Rules eines MC für ihr eigenes Leben oftmals herbei wünschen, jedoch einfach den Weg des geringsten Widerstandes gehen oder nichts mit dem negativen Image zu tun haben wollen. Nur wer gesteht sich schon ein, dass er angepasst und gleichförmig ist? Und der Rest will ganz einfach nur Motorradfahren.

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Wir müssen erkennen, dass die gesamte Motorrad-Szene in unterschiedliche Bereiche aufgeteilt ist, schlussendlich haben wir aber immer noch die Gemeinsamkeit der Faszination Motorrad-Fahren. Aus diesem Grund berichten wir in unserem Magazin auch über alle Facetten der Szene und nicht ausschließlich über die MC’s. Für den gemeinsamen Widerstand gegen die beabsichtigten temporären Fahrverbote reicht mir das.

Leser-Reaktionen absolut erwünscht!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.