Persönliche Meinung!
Vom 17. November bis zum 30. Dezember dürfen sich die Bürger auf dem Delmenhorster Weihnachtsmarkt mal so richtig vergnügen, zumindestens dann, wenn sie geimpft oder genesen sind. Gruppenkuscheln ist angesagt! Ungeimpfte Gesunde mit negativem Test dürfen den Markt allerdings nicht besuchen.
My 5 Cents dazu!
Der Weihnachtsmarkt wird dieses Jahr von den Schaustellern selber veranstaltet, nicht von der Stadt. Somit gilt das Hausrecht der Schausteller. Die haben sich für 2-G entschieden. Kann man so machen, muss man aber nicht. Eine gesetzliche Auflage dazu gibt es nicht, der Markt könnte auch mit 3-G laufen, somit negativ getesteten Ungeimpften den Zutritt ermöglichen.
Meines Erachtens steht hier der Schutzaspekt der Besucher nicht an vorderster Stelle, er wird nur als Todschlagargument gerne vorangestellt. Political Correctness halt. Es sind doch wohl eher die Auflagen, die bei 2-G deutlich geringer ausfallen und somit weniger logistischen Aufwand bedeuten, somit weniger Kosten verursachen. Da die Pandemie den Schaustellern das Kerngeschäft vielfach genommen hat, kann ich das wirtschaftlich betrachtet auch nachvollziehen. Es ist halt nur völlig drüber..
Warum?
Etliche Ungeimpfte haben die Schausteller in der bisherigen Pandemie untersützt. Sie besuchten zum Beispiel die Sommerwiese oder fuhren stationäre Angebote der lokalen Schausteller an. Und nun das? Da kann man den aktuellen Verdruss durchaus verstehen, denn der Delmenhorster Weihnachstmarkt schließt alle diese Personen nunmehr komplett aus. Und es ärgern sich beileibe nicht nur die Ungeimpften darüber.
Was haben uns die Aerosolforscher denn dazu gesagt? Nun, das Infektionsrisiko an der frischen Luft ist um ein Vielfaches geringer. Outdoor ist nicht das Problem! Die Indoorbereiche sind relevant. Nun aber tummeln sich die Geimpften eng an eng auf dem Markt. Das fördert die Atmosphäre und es erhöht den Umsatz, denn losgelöst von den Auflagen feiert es sich halt enthemmter, als mit der Maske vor der Schnute. Sei es Ihnen gegönnt. Ich finde das Teil ja auch scheiße, aber man spricht ja stets von Risiken.
Da Geimpfte und Genesene sich aber nachweislich sehr wohl infizieren können, besteht in jedem Fall ein Gesundheitsrisiko, welches sich durch den Kuschelfaktor erhöht. Die Glühweinbude wird in der Prime Time voll besetzt sein, es wird geheizt, man rückt zuammen und schwups infiziert sich sich der Geimpfte bei einem anderen Geimpften. Ein Test für alle Besucher würde dieses Risiko jedenfalls minimieren.
2-G bedeutet also keineswegs, dass man auf dem Delmenhorster X-Mas-Markt absolut sicher feiern kann. Impfdurchbrüche sind definitiv möglich. Nun wird von den Befürwortern von 2-G ja gerne darauf verweisen, dass der Verlauf bei einer potenziellen Erkrankung bei Geimpften deutlich milder sei. Ja, aber nicht grundsätzlich, denn es gibt sehr wohl schwere Verläufe bei Geimpften und Genesenen und auf dem X-Mas-Markt werden sicherlich viele aus den vunerablen Gruppen am Start sein. Da kann dann auch mal eine geringere Viruslast für den 70jährigen eine Erkrankung mit schweren oder mittelschwerem Verlauf bedeuten. Und Outdoor wird das Risiko durch einen negativ Getesteten mit Maske und Abstand sicher nicht höher sein.
Unabhängig davon bedeutet das Argument hinsichtlich milder Verläufe bei Geimpften auch, das man Erkrankungen billigend in Kauf nimmt. Hat man nicht stets angemahnt, dass man so viel wie möglich testen muss, um Cluster schneller zu erkennen und diese gezielt angehen zu können. Wurde nicht stets gesagt, dass eine hohe Testdichte mehr Leute erfasst, die mit dem Virus belastet sind. Nun verzichtet man auf das Instrument, welches über lange Zeit wie ein Mantra von der Politik gepredigt wurde und geht durch den Kuschelfaktor ein erhöhtes Risiko ein. Das leuchtet mir nicht ein.
Ich denke, dass 3-G sogar mehr Sicherheit bedeuten würde. Dann trägt eben jeder eine Maske und bemüht sich um einen Abstand. Dazu dann noch den Markt etwas entzerrter aufstellen. So aber sehe ich jetzt schon die Besucher wie jedes Jahr zusammengefercht in Kutschenbauers schicken Weinfässern sitzen und in den Bierbuden eng an eng am Tresen stehen. Der ideale Nährboden für die Verbreitung von Viren.
Damit mich keiner falsch versteht, ich gönne jedem das Spektakel und kann die Gier nach mehr Freiheit absolut nachvollziehen. Aber letztlich reden wir hier doch nur über eine vermeintliche Sicherheit in der Theorie, die real gar nicht zwingend gegeben sein wird. Wenn die Hospitalisierungsrate und Inzdenz in Delmenhorst nicht gravierend steigt, sollte der Delmenhorster Weihnachtsmarkt wenigstens mit 3-G laufen.
Spannend wird es ohnehin, wenn der Bundestag die pandemische Lage tatsächlich Ende November nicht verlängert. Die Voraussetzung für etliche Maßnahmen sind dann nicht mehr gegeben und ihr wollt dann trotzdem getestete Gesunde nicht reinlassen? Ok, ihr habt Hausrecht! Auf nach Bremen oder Oldenburg, wenn 3-G!
Foto: Humphrey Muleba / Pixels