Motorraddemo Köln: Hochschalten – Dialog statt Verbot!

Nachbetrachtung!

Heute präsentiere ich euch die zweite Rede der Kölner Motorraddemo, die unter dem Motto „Hochschalten – Dialog statt Verbot“ stattfand.. Diese wurde von Michael Wilczynski vom BvdM e.V gehalten. Steigen wir direkt ein.

Sehr gefälliges Logo. Würde mich nicht wundern, wenn da ein Fachmann dran saß!

Die Rede!

„Ich bin stolz darauf, dass wir es hinbekommen haben, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Dies verdeutlicht den Zusammenhalt der Motorradfahrer von Alt bis Jung. Vielen Dank an Moto e.V. und auch an die Schräglagenfreiheit aus Berlin.

Mein Name ist Michael Wilczynski und ich bin ehrenamtlich im BVDM e.V. tätig – Als 2. Vorsitzender und als Referent gegen Streckensperrungen. Mit unseren Mitgliedern versuchen wir Sperrungen für Motorradfahrer zu vermeiden, aber auch, bestehende Sperrungen durch die Gerichte zurücknehmen zu lassen.

Der Bundesverband der Motorradfahrer ist mittlerweile über 60 Jahre alt, aber immer noch gut und wichtig. Neben politischer Arbeit veranstalten wir Fahr- und Sicherheitstrainings, touristische Wettbewerbe und natürlich den Kampf gegen Streckensperrungen. Wir sind hier um zu zeigen, dass wir uns nicht alles gefallen lassen. Aktuell wollen scheinbar alle, dass das Motorradfahren verteufelt wird und dadurch zwangsläufig auch verboten. Es gibt Bundesratsbeschlüsse, politische Anträge in den Landtagen und dem Bundestag von fast allen Parteien. Leider sind diese Anträge immer sehr populistisch und bei genauer Ansicht unhaltbar.

Gehen wir zurück zu meinem Thema Streckensperrungen. Fast alle Sperrungen in Deutschland wurden aufgrund von Unfallzahlen eingeführt. Daran ist nicht die Behörde schuld, oder der zuständige Landrat, oder der Bürgermeister.
Daran sind wir oftmals selber schuld. Wenn Tempo 100 km/h auf einer geilen Strecke erlaubt sind, fährt der Mensch schon mal schneller. An speziellen Punkten einer reizvollen Strecke kommt es immer wieder zu Unfällen und die Behörden müssen gemeinsam etwas gegen diese Unfallschwerpunkte/Unfallhäufungsstellen tun. Dann stellen die Verantwortlichen dort ein Schild auf und fortan gilt Tempo 70 km/h!

Was machen wir? Zumindest einige von uns: Sie fahren mit dem gleichen Tempo wie vorher und es gibt weiterhin Unfälle an den besonderen Stellen. Dieses Spiel geht solange weiter bis die Verantwortlichen kapitulieren und die Straße sperren! Wenn solche Maßnahmen für alle greifen würden, wäre es okay, nein, man könnte es akzeptieren.
Aber es betrifft nur immer die Motorradfahrer! Es gibt keine Unfallhäufungspunkte wo Unfälle mit Pkw oder Lkw vorliegen, wo man so weit gehen würde! Das ist der Haken an der Sache. Deshalb sind wir hier.

Aber ich fordere nicht nur von den Behörden eine Gleichbehandlung, ich fordere auch von Euch, dass Ihr Euch an die Regeln haltet. Wer sich nicht an die Regeln hält, oder halten will, soll dann auch die Eier in der Hose haben und zu seinen Taten stehen, wenn er erwischt wird.

Thema Verkehrslärm: Es gibt keinen Motorradlärm! Es gibt nur Verkehrslärm! Der BVDM e.V. hat dies schon seit den 1970er Jahren auf der Agenda – in alten Ausgaben unserer Vereinszeitung nachzulesen. Es gibt Dörfer, Gemeinden und auch Städte, die haben ein Problem mit Verkehrslärm. Und ja, wir Motorradfahrer gehören auch zu dem Problem Verkehrslärm. Aber nicht nur wir alleine. Man muss alle Fahrzeuge zusammen sehen!

Zumindest offiziell gibt es keine Streckensperrung nur für Motorräder in Deutschland wegen Lärm! Es gibt aber immer wieder Versuche, so etwas einzustielen. Schon vor 8 Jahren gab es im Rat der Stadt Sundern den Versuch, ein Fahrverbot für Motorräder einzuführen, die lauter als 80 Dezibel sind. Gott sei Dank gibt es dieses Schild in Deutschland nicht, und einfach ein Fantasieschild aufzustellen ist verboten.

Die ganzen Anti-Motorrad-Initiativen haben sich auf die Fahne geschrieben, das sogenannte „Tiroler Modell“ auch in Deutschland einzuführen. In Holzminden möchte man sogar einen Versuch starten, in dem es um das „Holzmindener Modell“ geht. Man möchte ein Motorrad, das im Stand lauter als 95 Dezibel ist, die Weiterfahrt untersagen. Kein
Politiker hinterfragt das wirklich. Es wird nachgeplappert und nicht nachgedacht.

Es gab eine Forderung nach einem Fahrgeräusch von 80 dB! Auf die Frage, in welcher Entfernung das gemessen werden soll, schauten sich die Antragsteller an und wussten nicht was sie meinten. Jede Dezibelangabe ohne Entfernungsangabe ist unsinnig. Zudem müssen neue Motorräder schon Zulassungsrichtlinien von 77 dB einhalten.
Ist denn jetzt 80 mehr oder weniger als 77?

Das Standgeräusch sagt nichts darüber, wie laut das Bike bei 30, 70 oder 100 Stundenkilometer ist. Es gibt für mich auch keinen Unterschied welches Motorrad welche Geräusche macht. Wir hören von den Anwohnern ganz oft, das Blubbern der Harleys ist ja nicht so schlimm, schlimmer sind die hochdrehenden Motorräder. Das ist falsch. Laut ist laut. Wenn eine Harley 100 dB macht und der Supersportler macht 100 dB, dann ist das in beiden Fällen nicht gut für das Ohr/die Gesundheit! Selbst das Windrad, das nur „sssst sssst ssst“ macht, kann eine Lautstärke von 100 dB erreichen, die wir aber gar nicht hören können. Auch das ist schädlich!

Lasst bitte die dB-Eater im Auspuff, fahrt bitte innerorts in einem hohen Gang, beschleunigt bitte nicht direkt am Ortsausgang bis in den Begrenzer, fahrt bitte nicht 10 mal die gleiche Strecke auf und ab. Dafür danke ich euch jetzt schon mal. Motorrad und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.

Aktuell sind wir stark im Fokus der Öffentlichkeit! Dies aber augenscheinlich nicht nur durch die Anwohner die sich belästigt fühlen, sondern, es wird durch die Presse gezielt gesteuert. Wenn ich Zeitungsartikel lese, ist oftmals von Rasern oder Lärmterroristen die Rede. Lese ich dann den dazugehörigen Text der Pressemitteilung der Polizei, sieht das oft ganz anders aus. Liebe Vertreter der Presse, achtet nicht nur auf eure Zugriffszahlen um jeden Preis, achtet auch auf Objektivität! Es gibt ja auch Berichte die nicht nur darauf abzielen, das Motorradfahren schlecht zu
reden.

Aber auch die Kommunalpolitiker und Bürgermeister sorgen für motorradunfreundliche Schlagzeilen. Ich gebe euch hier mal ein Beispiel. Eine kleine Gemeinde im Schwarzwald, mit rund 2600 Einwohnern: Die Bürgermeisterin Frau S. ist stark in Sachen Motorradlärm unterwegs und reist quer durch die Republik um sich über uns aufzuregen. Ihre Gemeinde ist Mitglied in Silent Rider.  Es gab eine Petition von Silent Rider aus der Eifel, gestartet im Jahr 2019. Nach einem Jahr hatte man insgesamt weniger als 8000 Unterschriften zusammen. Diese Gemeinde hat laut Aussage der Bürgermeisterin ein Riesenproblem mit dem Motorradlärm. Von 2600 Einwohnern haben 17 die Petition unterschrieben. Also ist dieses Problem wohl doch nicht so groß!

Aber weil die gute Frau immer durchs Land zieht und erklärt, wie laut es in ihrem Dorf ist, bleiben nun die Touristen aus. Die kommen gar nicht erst, weil ja sogar die Frau Bürgermeisterin sagt, dass es unerträglich ist. Sie hat sich da wohl schwer ins eigene Fleisch geschnitten. Solche Beispiele könnte man stundenlang wiederholen, aber ich möchte den Rahmen hier nicht sprengen.“ (Ende der Rede)

Es ist kein Geheimnis, dass ich den BvDM e.V. kritisch sehe. Daran ändert dessen Austritt aus der Kampagne Silent Rider zunächst einmal gar nichts. Aber, auch das gehört zum Fair Play, er hat sich in der Vergangenheit durchaus erfolgreich gegen Streckensperrungen gestemmt. Ich bin jedenfalls ultra gespannt darauf, wie sich der BvDM e.V. in Zukunft positioniert und ob er es schafft sein verstaubtes und teilweise arrogantes Gehabe abzulegen. Vor allem bin ich gespannt darauf, wie man mit den anderen Protagonsten der Kampagne Hochschalten – Dialog statt Verbot mittelfristig klarkommt. Meinungen zu der Rede?

Kontakt: https://dialogstattverbot.motoev.de/

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.