Rocker Talk 2: Bild kommt!

Aufgrund der offiziellen Mitteilung im Rockerportal wissen wir nun, dass die Bild Berlin zum Rocker Talk 2 zugegen ist und über diesen berichten wird. Peter Rossberg, Abteilung investigativer Journalismus, hat sich angekündigt. Der Mann hat sich auf Rocker voll eingeschossen und ist nicht gerade dafür bekannt, dass er ein Freund der Szene ist.

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Natürlich ist es nachvollziehbar, dass dieses Format die Mainstream-Presse interessiert. Und ihre Anwesenheit, insbesondere die von Bild, wird mit Sicherheit einen Marketing-Effekt erzielen. Man erreicht auf den Punkt eine hohe Anzahl von Lesern, durch die das Format an Bekanntheit gewinnt. Wie heißt es so schön: „Any PR are good PR!“

Doch genau darum geht es. Es stellt sich nämlich vordergründig die Frage, ob dieses Format originär für Menschen konzipiert wurde, die keinesfalls dazu bereit und in der Lage sind, die Berichte über Rocker zu hinterfragen, geschweige denn eine kontroverse Position aufbauen. Warum sollten sie es auch tun. Sie sind keine Szene-Gänger. Sie führen ein anderes Leben!

Insofern stellt eine Berichterstattung durch Medien wie Bild Chance und Risiko zugleich dar. Schauen wir uns das also einmal konkreter an:

Die Chance!

Die großen Medien erreichen eine hohe Anzahl von Lesern. Sie sind die vierte Kraft des Staates. Wie wir alle wissen können sie in kürzester Zeit Vorgänge und Personen berühmt machen oder zum Abschuss freigeben. Investigativer Journalismus ist wichtig und absolut notwendig, um insbesondere die politischen und wirtschaftlichen Vorgänge im Staat gründlich zu hinterfragen. Gründlich! Aktuelles Beispiel: VW und Fifa!

Rocker sind zu einem Spielball der Politik geworden. So gesehen muss man die Teilnahme investigativ tätiger Journalisten zum Format Rocker Talk begrüßen. Kommt es nämlich zu einer fairen und objektiven Berichterstattung, so kann der Rocker Talk durchaus davon profitieren. In jedem Fall generiert man eine kostenlose Promotion, für die man im Bereich klassischer Werbung ein Vermögen hätte bezahlen müssen.

Die Initiatoren müssen sich aber auch darüber im klaren sein, dass sie ggf. eine Lawine lostreten und im Nachlauf des Rocker Talks eine Flut an Anfragen auf sie einstürmt. Darauf müssen sie vorbereitet sein. Denn auf Talk 2 folgt der Talk 3. Wer diesen Weg einmal geht, muss ihn immer gehen. Denn machst du die Tür auf, um sie dann wieder zu schließen, kommt es zum Bumerang-Effekt. Und dieser trifft dich vehement.

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Das Risiko!

Natürlich hoffe ich für das Format selber, dass die folgenden Aspekte nicht eintreten werden. Da die Realität aber zu viele Beispiele parat hält, wo sich alle Szene-Gänger mit der Hand an den Kopf fassen, ist dieser Bereich elementar. Konkret!

Gehen wir einmal davon aus, die anwesende Presse berichtet neutral, unabhängig und absolut objektiv über den Rocker Talk 2, ich kann euer Gelächter bis hierher hören, dann würde der Rocker Talk 2 etwas bewirken, was es so in der letzten Dekade noch nie gab. Das setzt aber voraus, dass die Presse den Rocker Talk 2 substantiell abhandelt. Das kann ich auch nur empfehlen, denn der Rocker Talk wird gefilmt und später für die Öffentlichkeit online gestellt. Absolute Transparenz des Veranstalters!

Kommt es also dazu, dass die Presse den Verlauf des Rocker Talks verfälscht, dann hat der Veranstalter ein feines Instrument an der Hand, um diesem Umstand zu begegnen. Klappe zu, Affe tod?

Wohl kaum. Denn nun stellt sich die Frage wie die Presse den Rocker Talk 2 interpretiert.  Hier stellt das Videoformat nämlich keinen Schutzpanzer dar. Eine bestimmte Form des investigativen Journalismus wird als Enthüllungsjournalismus bezeichnet. Darunter versteht man das Aufdecken von Skandalgeschichten aus Prominenz, Wirtschaft und Politik. Diese Form wird eher dem Bereich Boulevardmedien als dem klassischen investigativen Journalismus zugeordnet. Damit sind wir bei Bild! Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses so passiert?

Ein gut geschulter Journalist kann auf der einen Seite ein Thema absolut objektiv darstellen, dieses aber durch geschickte Interpretation so verfälschen, dass im Gesamteindruck ein völlig negativer Effekt erzielt wird. Die Strategie ist dabei immer gleich. Vorne wird der objektive Teil abgehandelt, hinten folgt die Interpretation. Was wir zum Ende hin wahrnehmen, bleibt im Gedächtnis. So funktioniert das Spiel.

Frage: „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Boulevard-Medien auf ihr größtes Ass im Ärmel verzichten?“

Habt ihr es bemerkt? Ich habe mit dieser Form der Frage versucht, euch zum „Nein“ hinzuführen. Und ich verwette meinen Arsch darauf, dass mindestens 90% das Nein im Kopf haben. Wenn nicht, habe ich mich einfach dämlich angestellt. Tja, und das sind die Waffen der Boulevardmedien.

Ich könnte nun noch weitere Aspekte anführen, aber ich denke wir können direkt zu meinem Fazit kommen.

Fazit!

Das Format der Rocker Talk wurde aus der Szene für die Szene konzipiert. Es ist dazu geschaffen worden, um ein Mehr an Miteinander zu erzeugen, gegensätzliche Positionen abzubauen, und aufklärende Wirkung zu entfalten. Für wen? Natürlich für die Szene! Ganz ehrlich, die Leute außerhalb der Szene spielen für mich keinerlei Rolle. Das Video ist ein Instrument, um von vorne herein Gedanken zu verhindern, dass wir etwas zu verbergen hätten. Denkt an meine Worte vor Talk 1, dass die Rocker-Szene zuweilen die größte Waschküche ist. Also, Video rein, Spekulationen off.

Mit dem Rocker Talk werden wir die Zivilgesellschaft, Behörden, Politik und die Presse keinesfalls bekehren. Wer daran glaubt, ist ein Träumer. Wenn das die Hauptintention ist, dann muss jedem klar sein, dass man mit den Zielen des Formates und insbesondere mit dem Interesse der aktiven Teilnehmer spielt. Die haben nämlich in erster Linie ein Anrecht auf Transparenz und Inhalt, damit sie für sich unter dem Strich eine möglichst objektive Entscheidung treffen, ob sie das Format unterstützen oder nicht. Das muss man mühsam erarbeiten. Also sprechen!

Wie wir nun wissen, ging der Antrag für den Saal im Rathaus in Königs Wusterhausen problemlos durch. Private Vermieter haben gleich den Arsch zu gekniffen, als sie erfuhren, wer sich da trifft, so das Rockerportal in einem Statement. War das zu erwarten? Also, ich war überrascht! Vor allem, wenn ich an die Auflagen denke, die mir für unsere Biker-Treffen aufgedrückt werden. Somit hinterfrage ich diesen Umstand, versuche über den Tellerrand hinaus zu sehen. Was ist die Motivation? Das tue ich zum Beispiel auch, wenn der Rocker Talk auf anderen Szene-Kanälen positiv erwähnt wird.

„Onepercenter nehmen das Rathaus in Beschlag„. Diese Headline kann ich mir vorstellen. Geht auch spektakulärer: „Die kriminelle Rocker-Szene trifft sich auf Kosten der Steuerzahler!“. Bin ich damit ein Verschwörungs-Fanatiker? Ja, über sowas denke ich nach. Da frage ich mich schon mal, wie würde ich als Behörde oder Rennleitung reagieren. Verbieten oder Erlauben? Ich weiß, was ich tun würde. Ihr auch?

Ich bin davon überzeugt, dass die Medien zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Anlass haben, ihre Strategien zu ändern. Wir haben ja selber mit dem Rocker Talk noch nicht wirklich Großes bewegt. Zu vielen ist das Format noch nicht bekannt, etliche sind ob zu geringer Informationslage skeptisch und interpretieren das Format falsch. Daran muss permanent gearbeitet werden.

Ich glaube nicht, man möge mich bei einer falschen Annahme bitte mit den Fakten füttern, dass die Pressefreiheit zwangsläufig beschnitten wird, da der gesamte Talk ja uncut online geht, somit der Presse keine Informationen vorenthalten werden. Sie können aus den Videos ihre Schlüsse ziehen. Außerdem ist die Lokation mit Sicherheit für private Zwecke angemietet worden. Dann gilt ohnehin das Hausrecht. Da muss trotzdem mal ein Anwalt ran.

Daher ist die Anwesenheit der Presse, Fachtitel wie die Biker News nehme ich explizit heraus, eine Frage der Abwägung von Chancen und Risiken. Berichten tun sie so oder so. Richtig! Da ich jedoch schon so viel Mist gelesen habe, tangiert es mich eher wenig bis gar nicht. Da rede ich lieber mit den Gästen und Clubs, sofern sie es auch wollen, und tausche mich substantiell mit ihnen aus, erstelle Berichte für die Szene über das Thema, und versuche so meinen Beitrag zu leisten, diesem Format mehr Gewicht zu geben.

Das gilt insbesondere für Patchholder, da sie ja ganz klar das inhaltliche Fundament für den Rocker Talk darstellen. Only Freebiker wird von daher m. E. nicht dauerhaft funktionieren! Ja, die Neutralität ist damit gewahrt. Aber kommen die in die notwendigen Kontakte? Der Präsident eines bekannten 1%er-Clubs sagte einmal zu mir:“Obelix, dein Patch ist Vorteil und Nachteil zugleich!“. Stimmt!

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Von daher wünsche ich mir inständig, dass der Rocker Talk 2 attraktiver als Talk1 wird, mindestens ebenso bunt. Bitte besucht ihn zahlreich. Das Rockerportal hat die Deadline auf den 02.Oktober verschoben. Da geht also noch was. Hauptsache der aktuelle Mist aus Berlin bzgl. der Durchsuchungen greift nicht über. Die Spannung steigt!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.