Solidarität: Was bleibt am Ende übrig?

Bleiben wir solidarisch?

Derzeit herrscht eine hohe Solidarität unter den Motorradfahrern, jedenfalls unter den meisten. Klar, die Forderung nach dem temporären Fahrverbot vereint. Ein derartiges Verbot würde schließlich alle mit Verbrenner treffen. Plötzlich sprachen Leute miteinander, die zuvor als einzige Verbindung in der Tat nur das Cruisen hatten, sonst aber in verschiedenen Welten unterwegs sind. Insofern ist die Frage durchaus berechtigt, wie sich die Situation darstellt, wenn der Drops gelutscht ist, egal ob mit oder ohne Verbot.

Ich gehe davon aus, dass jeder wieder seinen eigenen Weg geht. Die meisten Freebiker unken wieder über die Clubs ab, umgekehrt wird sicherlich auch ein Schuh daraus und die Bad News der Publikumsmedien werden erneut die Spaltung mit dem üblichen medialen Einerlei forcieren, so dass von der jetzigen Solidarität nicht viel übrig bleibt als eine Erinnerung. Alles andere würde mich echt überraschen! Allerdings positiv!

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Wollen wir das?

Wer sich von den Medien derart leiten lässt, das er mich oder meine Brüder ohne persönliche Erfahrungen und Erlebnisse kategorisiert, den brauche ich nicht. Mein Rockerleben ist cool, ich bin Member in einem geilen Club, kenne etliche Leute aus der Clubszene und auch Freebiker, denen ihr Lifestyle durchaus etwas wert ist. Sie pissen auch mal gegen den Wind und machen sich gerade. Kurzum, ich muss denen meine Welt nicht erklären.

Jedoch würde ich es begrüßen, wenn wir auch in Zukunft nicht erst unter massiven Anstrengungen einen Punkt erreichen, wo die Szene mehrheitlich an einem Strang zieht. Denn eines sage ich euch, die Maschine läuft weiter und auf der politischen Agenda stehen Dinge, die uns in Zukunft noch massiv betreffen werden, so massiv, dass einem die Forderung nach dem Fahrverbot wie eine Runde Mau Mau vorkommt. Intuitiv wisst ihr das doch alle.

Das geforderte Fahrverbot mobilisiert. Aber was passiert, wenn es geklärt ist?

Doch wie kann man den aktuellen Spirit erhalten?

Nun, hier halte ich es für absolut geboten, dass sich viele mal einen Kopf darüber machen, ob ihre Denke in Bezug auf die Clubs wirklich fundiert ist oder eben doch nur in Zeitungsberichten angelesen, also unreflektiert konsumiert wurde. Die Clubs sind sich nämlich in vielen Kernpunkten grundsätzlich einig, und selbst wenn sie sich nicht einig sind, so regeln sie ihre Belange innerhalb der Clubszene. Fakt ist, sie sind weitaus mehr in der Lage sich hinter einem übergordneten Ziel zu versammeln. Das sollte mittlerweile für jeden ersichtlich sein.

Man kennt sich und wenn es Probleme gibt, dann wird halt telefoniert und ein Treffen ausgemacht. So war es immer, so wird es bleiben. Erwartet daher bitte nicht von uns, das wir jetzt große PR-Aktionen starten, um wie die Seelenfänger um eure Gunst zu buhlen. Das wird nicht passieren. Warum auch, die Clubhäuser sind regelmäßig offen, es gilt Everybody Welcome. Kommt einfach zu uns, schaut es euch selber an. Life is life! Jeder hat die Möglichkeit pro aktiv die Clubs zu besuchen.

Klar kommt es vor, dass mal der ein oder andere nicht willkommen ist, aber das sind Ausnahmen, Freebiker sind in der Regel immer gern gesehene Gäste. Oder denkt ihr wirklich, dass die zukünftigen Proben alle auf einem Baum an den Ästen hängen und wir sie nur runterpflücken müssen. Nein, die junge Garde rekrutiert sich oft aus der Freebikerszene. Fakt ist, in den Clubhäusern genießt jeder Respekt, solange er ihn auch erweist und die derzeitige Diskussion hat durch die persönlichen Begegnungen auf Demos oder in anderen Formaten bereits bei etlichen dazu geführt Vorurteile zu überdenken.

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Gemeinsamkeiten herausfinden!

Natürlich achten wir sehr darauf, wei sich jemand verhält, man sollte daher aus den Kontakten heraus keine Selbstverständlichkeiten herleiten. Wenn mich zum Beispiel John von der Demo Nürnberg in meinem Clubhouse besucht oder sonst jemand, mit dem ich mich aktuell inhaltlich in Sachen Fahrverbot austausche, dann ist es mir latte ob wir derzeit ein gemeinames Ziel haben, benimmt er sich nicht, bekommt er Ärger. Und, ist das nun etwas, was euch völlig neu ist? Natürlich nicht, ihr erwartet ja auch von euren Gästen, dass die sich benehmen. Tun sie es nicht, fliegen sie hinaus. Aber, interpretiert da nicht immer so viel hinein. Unter dem Strich haben viele so vieles gemeinsam. Man muss es halt erleben, um es zu erkennen.

Wir stehen alle unter dem Einfluss der Politik und müssen befürchten, das man unsere Freiheit noch weiter einschränkt. Die kriegen doch ihre Ziele gar nicht gewuppt, wenn der Bürger weiterhin die Wahl hätte. Ein derart von Globalisierung getriebenes System kann nicht fuktionieren, ohne das den Menschen die Individualität genommen wird. Biker aber sind Individualisten und deshalb müssen wir das Maul aufmachen. Nicht nur jetzt.

Wie albern mag es da anmuten, wenn man sich fortan erneute verbale Grabenkämpfe liefert. Klar, eine große Fresse werden wir auch weiterhin haben, Biker sind halt so, aber da wo es wirklich wichtig ist, sollten wir uns nicht von Nebensächlichkeiten leiten lassen, sondern schnell zueinander finden, um uns gemeinsam der nächsten Sache anzunehmen. Und die wird garantiert kommen.

Wer jetzt das Gefühl hat, dass ich meine Intention auf die Freebiker abwälze, der irrt nicht komplett. Seit dem Mai 2020 engagiere ich mich stark in Sachen Fahrverbot und arbeite mit vielen Communitys zusammen, obwohl mich persönlich ein temporäres Fahrverbot kaum tangieren würde, denn die landschaftlich reizvollen Gegenden spielen in meinem Clubleben nur selten eine Rolle.

Wenn man also in Sachen Fahrverbot davon spricht, dass es sich eine bestimmte Zielgruppe unter den Bikern selber zuzuschreiben hat, dann sind das nun einmal fast ausnahmslos Freebiker, die sich regelmäßig dort aufhalten, wo Fahrverbote zu befürchten sind. Doch dieses Mal kann niemand irgendwelche Clubs dafür verantwortlich machen. dass die Poltik gegen Biker mobil macht. Den Schuh müssen sich andere anziehen.

Es könnte den Clubs daher eigentlich egal sein, ist es aber nicht, denn wir sehen die politische und gesellschaftliche Gesamtentwicklung und stellen uns konsequent dagegen, eben weil wir wissen, dass Verbote immer für alle gelten und das der Staat sich zur Durchsetzung von Verboten gerne an Minderheiten abarbeitet. Eines wissen wir heute doch defintiv alle, das Instrument der Sippenhaftung ist keinesfalls davon abhängig, dass man von der Presse und der Politik negativ dargestellt wird, es reicht völlig aus einfach nur ein Motorradfahrer zu sein.

Leute, Solidarität in einer Gemeinschaft bedeutet nicht, dass man gleichförmig sein muss. Es reicht m. E. völlig aus, wenn man ein gemeinsames übergordnetes Ziel hat, und dieses ist letztlich der Erhalt unserer Freiheit und die Möglichkeit überall dort zu fahren, wo wir es wollen, was Rücksichtsnahme übrigens nicht ausschließt. Und solange niemand versucht uns für seine individuellen Ziele zu instrumentalisieren, kriegen wir das auch hin. Denkt mal darüber nach.

Biker Talk 2021! (wer es noch nicht kennt)

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.