Persönliche Gedanken dazu!
Ausgerechnet von den stets um einen liberalen Umgang mit Randgruppen bemühten Grünen kommt derbe Kritik bzgl. der Einladung von Frank Hanebuth zu einer Vorabdiskussion im Rahmen der Vorführung des Kultfilmes Easy Rider des Programmkinos Lodderbast in Hannover. Ja nee, ist klar.
Wie kann man nur einen Mann zu einer kulturellen Veranstaltung einladen, der ein führendes Mitglied des Hells Angels MC Germany ist und im Verdacht steht einer kriminellen Vereinigung anzugehören. Kaum ist die Einladung erfolgt, wendet sich der kulturpolitische Sprecher der Grünen, Daniel Gardemin, mit Grausen ab und sieht die Bewerbung Hannovers als Kulturhauptstadt gefährdet.
Dazu fällt mir folgendes ein!
Wenn die bloße Anwesenheit von Frank Hanebuth bei einer Diskussion zu einem Biker Road Movie bereits die Bewerbung Hannovers gefährdet, scheint ja das Paket, mit dem man als potentielle Kulturhauptstadt glänzen will, nicht gerade von kultureller Bandbreite und Überzeugungskraft geprägt zu sein. Aber, und das ist für mich der Kern meiner Kritik an Gardemin, dieses Verhalten belegt meines Erachtens, dass man sich mit den kulturellen Zielen dieser Veranstaltung im Kontext zu dem Film Easy Rider nicht wirklich auseinander gesetzt hat.
Es sind Movies wie Easy Rider oder The Wild Angels, die auch unsere deutsche Rockerkultur maßgeblich geprägt haben. Insofern ist es nur nahelegend, dass man einen Mann einlädt, der als aktives und langjähriges Mitglied der Hells Angels Auskunft darüber geben kann, inwieweit der Film Easy Rider sein eigenes Rockerleben und das seiner Clubbrüder beeinflusst hat. Damit setzen die Veranstalter völlig nachvollziehbar auf den Aspekt Authentizität. Das Hanebuth als führender Höllenengel in Deutschland Aufmerksamkeit erzeugt, dürfte zudem aus Sicht der Marketings als Pluspunkt gewertet werden.
Hanebuth ist ein Kind Hannovers, er ist Rocker, und er hat sicherlich rein substantiell etwas zu dem Programmpunkt beizutragen. Mit seiner Einladung haben die Veranstalter klar dokumentiert, dass sich Kunst nicht von gesellschaftlichen Zwängen und Normen lenken lassen darf. Und wer bitte glaubt denn, dass eine Vorabdiskussion über ein Roadmovie real dazu geeignet ist, dem MC auch nur annähernd so etwas wie eine nachhaltige gesellschaftliche Akzeptanz zu verleihen. Bullshit! Das dieses nicht passiert, dafür sorgen schon die Publikumsmedien.
Statt in nahezu kleinbürgerlicher Manier das moralische Damoklesschwert zu schwenken und damit den Diskurs vom eigentlichen Thema abzulenken, sollte der Kollege sich mal darüber Gedanken machen, dass es die Grünen waren, die sich bei der Abstimmung im Bundestag zur Verschärfung des Vereinsrechtes neutral verhielten und keine Stimme abgaben. Diese Kritik ist reinweg gelenkt von einer moralischen Sichtweise, die aber substantiell nichts mit dem kulturellen Ansatz zu tun hat. Und wenn das alles ist, muss ich mich fragen, ob die Grünen mittlerweile alles vergessen haben, wofür sie einst standen, nämlich als eine Partei, die Unbequemes äußert und polarisiert, frei von gesellschaftliche Zwängen. Wann war das noch mal?