Army Vets MC Germany: Der 9. Honour Run!

Ein Substanzbericht von Zombie!

Will sich da etwa jemand bei mir als Freelancer bewerben? Nö, diesen Bericht hat Zombie einfach mal so für uns erstellt. Wir kennen uns bereits recht lange durch seine vorherige Arbeit für den B.A.C.A.A. e.V. und haben schon einiges zusammen gerissen. Ein gescheiter Kerl, der stets in der Szene unterwegs ist und nun mit seinem Bericht über den 9. Honour Run sein publizistisches Talent unter Beweis gestellt hat. Saubere Sache mien Jung. Steigen wir ein.

Mit dem 9. Honour run gedachte der Army Vets MC Germany erneut seinen gefallenen Kameraden!

Mit dem 9. Honour Run gedachte der Army Vets MC Germany erneut seinen gefallenen Kameraden!

Sein Leserbrief!

Am Samstag hatte ich das Vergnügen am 9ten Honour Run des Army Vets MC teilzunehmen. Nicht meine erste große Ausfahrt, doch das erste mal zu so einem Thema.

Was ging ab?

Bei Bestem Wetter startete der Tross in Elten bei Emmerich. Rund 97 Bikes verließen den Platz. Vorneweg der Army Vets MC. Die Teilnehmer wahrten die Konvoidisziplin und wurden mit einer schönen Ausfaht belohnt.
Von Elten Ging es Richtung Kleve. Über eine schöne Strecke dicht am Rhein fuhren wir in die Niederlande ein, wo es über die Deiche ging. Oftmals eng, aber eine tolle Strecke für Motorräder. Anschließend ging es von den Deichen In kurvige und hügelige Regionen, bis wir schließlich an der ersten Station, dem Kanadischen Soldaten Friedhof, ankamen.

Der Honour Run läuft.

Der Honour Run läuft.

Dort fand die erste Kranzniederlegung statt, begleitet von Dudelsackmusik und Veteranen verschiedener MC’s. Keine großen Zeremonien, keine geschwollenen Ansprachen, sondern m.E. genau richtig, um dem Thema gerecht zu werden.
Die Strecke ging weiter zum Deutschen Friedhof und anschließend zum Britischen, wo sich die Prozedur wiederholte. Ein beeindruckender Anblick, mit welchen Respekt aktive und ehemalige Soldaten in Kutte ihrer gefallenen Kameraden gedenken. Und auch ein Anblick der zum Nachdenken anregt.

Der Deutsche sollte umdenken:

Beim Honour Run geht es darum gefallener Soldaten zu gedenken. Ein Thema, welches an den Deutschen ein wenig vorbeigeht. Veteranen sind kein Teil des öffentlichen Bewußtseins. Sie besitzen keine Lobby. Generell gelten Soldaten als eher unbeliebt, können sich teilweise nicht einmal in Uniform blicken lassen, da sie sonst vielleicht beschimpft werden.

Um so schöner empfand ich diese Gedenkfahrt, welche ganz im Zeichen des Respekts für diejenigen stand, welche im Dienst für ihr Land den höchsten Preis bezahlen mussten. Ganz egal welcher Nationalität, die Opfer, welche sie bringen mussten, sind nicht sinnlos gewesen. Gefallen, aber nicht vergessen.

Rest in Peace!

Rest in Peace!

Ich hoffe das in Zukunft ein kleines Umdenken bei den Deutschen stattfindet. Soldaten sind in erster Linie Diener des Volkes. Sie leisten ihren Dienst, um dieses Land und besonders seine Einwohner zu schützen. Das beeiden sie, das ist dihr Dienst für das Volk. Und ungeachtet dem, was man vom Millitär im allgemeinen hält, geht es doch um die Soldaten, um Menschen, die wirklich etwas leisten und dafür sowohl unsere Anerkennung als auch unseren Respekt verdienen. Was in allen anderen Ländern so selbstverständlich ist, scheint hier wieder mit der eigenen Vergangenheit zu kollidieren, was natürlich Unsinn ist.
Nicht zu vergessen, dass die meisten Soldaten der Wehrmacht nichts mit den Nazis zu tun hatten, doch das nur am Rande.

Im Anschluss noch ein Interview mit Pit Stevens, Sergeant at Arms des Army Vets MC und Organisator des Honour Runs.

Zombie:
Danke für die Zeit. Dann direkt die erste Frage. Wie bist du zum Army Vets MC gekommen.

Pit:
Ich habe die Jungs in Belgien kennen gelernt. Ich war damals bei den Guardians. Geiler Club, eine Zeit die ich nicht missen möchte, trotzdem fehlte mir immer etwas. Irgendwann hat sich der Club aufgelöst und ich bin zu den Army Vets gekommen. Dort habe ich gefunden was gefehlt hat.

Zombie:
Wo hast du gedient?

Pit:
Ich war bei den Pionieren in Emmerich als Zeitsoldat. Da es damals allerdings keine Planstellen gab habe ich nicht volle zwölf Jahre geleistet, weil ich keine Perspektive sah. Heute bereue ich das ein wenig, denn die Zeiten haben sich geändert. Konnte ich damals halt nicht wissen. Ich war jung und es war auf Dauer leider keine Option.

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Zombie:
Erzähl mir bitte ein wenig über den Army Vets MC.

Pit:
Der Army Vets MC ist 1999 durch im Kosovo stationierte Bundeswehrsoldaten entstanden. Das Centercrest in unserem Coulor war ein Kompanieabzeichen oder von irgendeiner Division, weiß ich leider gerade nicht so genau (lacht).
Die Jungs hatten Abends halt Zeit. Durch Gespräche über das gemeinsame Hobby Mottoradfahren kam dann halt irgendwann der Gedanke, warum gründen wir nicht einen Military MC?

Dann ging die Sache halt los. Erst mal via Internet. Wer hat Interesse? Und so ist das Ding halt quasi über Nacht entstanden. Jetzt, so im Nachhinein betrachtet, so ein Club sollte eigentlich erst mal wachsen. Jetzt war er plötzlich da. Sehr viele Leute, viele Probleme. Dann viele Abgänge, wie es halt so ist. Doch nach ein, zwei Jahren hatte sich das ganze stabilisiert. Wir sind absolut neutral und fahren zu allen Farben, wenn wir eingeladen werden. Und das wird auch so von allen akzeptiert.

member und Niht member des Army Vets MC gedenken der gefallenen Soldaten!

Member und Nichtmember des Army Vets MC gedenken der gefallenen Soldaten!

Zombie:
Muss man den ein Veteran sein um bei euch im Club mitzumachen.

Pit:
Man muss gedient haben. Bei einer, wie sagt man? Legitimen Armee. Wir haben bei uns Briten, die in der britischen Armee gedient haben. Bundeswehr ist klar. Wenn jetzt zum Beispiel ein Pole käme, müsste er ebenfalls in einer legitimen Armee gedient haben, nicht bei irgendwelchen Partisanen oder Millizien oder wie auch immer.

Zombie:
Was wäre zum Beispiel mit mir, der nur seinen Grundwehrdienst abgeleistet hat?

Pit:
Kein Problem. Du hast für das Vaterland gedient. Der Begriff Veteran ist in Deutschland noch gar nicht definiert. Das ist auch so n‘ Knackpunkt für uns. Für mich ist jeder ein Veteran der für’s Vaterland gedient hat. Es gibt dann halt noch Spezifikationen wie zum Beispiel einen Einsatzveteranen, welcher dann auch an Einsätzen im Ausland teilgenommen hat.
Auch ein ganz schwieriges Thema, denn so etwas wird in Deutschland noch nicht anerkannt. De Maizere hatte sowas mal in Angriff genommen, doch das ist wieder in sich zusammengesackt. In Deutschland gibt es niemanden der uns unterstützt. Wir haben absolut keine Lobby.Die Zeremonie läuft!

Zombie:
Das bringt mich zum Honour Run. Wie ist das entstanden?

Pit:
Das ganze begann vor neun Jahren. In unserer Gegend haben wir damit begonnen eine kleine Deichtour zu fahren. Erst mal für unsere Division intern. Haben uns im Rheinland bei einem Bauern auf der Wiese getroffen. Ohne Strom oder Klo und Mucke aus der Dose und einen kleinen Bierwagen dabei. Tagsüber haben wir diese Deichtour gefahren und abends auf unsere gefallenen Kameraden getrunken. Das ganze hat sich dann herumgesprochen und irgendwie verselbstständigt. Immer mehr wollten mitfahren und dann wurde diese Sache so groß, das wir das in Honour Run umbenannt haben und auch für Motorradfahrer, die nicht zu einem Military MC gehören, geöffnet haben. Seitdem wird die Sache immer größer und aufwendiger. Zum Beispiel müssen wir die Ausfahrt bei den Behörden anmelden und Teilnehmer müssen dafür unterschreiben, das ihre Fahrzeuge TÜV haben und versichert sind.

Zombie:
Wie war die Zusammenarbeit mit den Behörden?

Pit:
Schwierig. Eigentlich möchten wir den Run als Demo laufen lassen. Ist uns in diesem Jahr leider noch nicht gelungen, obwohl eine ähnliche Veranstaltung in Berlin, der Memorial Run als Demo läuft. Doch trotz des Einreichens der gleichen Unterlagen wurde dies von den Behörden abgelehnt. Unsere Bemühungen waren auch recht kurzfristig, deshalb haben wir das wohl oder übel erst mal so hingenommen. Wir versuchen es im nächsten Jahr wieder und bleiben am Ball.

Zombie:
Seltsam, wo es bei dem Memorial Run doch scheinbar zu funktionieren scheint.

Pit:
Dafür gibt es da andere Probleme. Während des Memorial Runs findet eine Kranzniederlegung vor dem Ehrenmal der Bundeswehr statt, welches vor dem Verteidigungsministerium liegt. Die öffnen für eine so große Veranstaltung im Sinne der eigenen Soldaten nicht mal den Parkplatz, so das die Mottoräder auf der Straße abgestellt werden müssen. Diese ist von der Polizei gesperrt, deshalb ist es okay, trotzdem sollte man vom Verteidigungsministerium ein wenig Entgegenkommen erwarten, besonders, da es sich bei den meisten Teilnehmern um Veteranen und aktive Soldaten handelt. Und es kommt nix. Wir haben nicht mal eine Lobby im Verteidigungsministerium und das ist echt traurig.

Pit beklagt die fehlende Lobby in Gesellschaft und Staat.

Pit beklagt die fehlende Lobby in Gesellschaft und Staat.

Zombie:
Zum Abschluss. Was würdest du dir für die Zukunft wünschen?

Pit:
Das Soldaten mit Respekt behandelt werden, insbesondere von der Zivilbevölkerung. Es kann doch nicht sein das Jungs aus Afghanistan wiederkommen und ohne Uniformen aus dem Flugzeug steigen, weil sie sonst beschimpft und bespuckt werden. Das man Veteranen in der Öffentlichkeit als solche wahrnimmt. Fragt man einen Zivilisten nach Veteranen, fällt denen nur Vietnamveteran ein. Keiner scheint zu wissen das es Menschen gibt, die fern der Heimat kämpfen müssen. Ein Veteranentag wäre toll, denn so etwas gibt es in Deutschland nicht. Und natürlich, das wir im nächsten Jahr zum 10ten Honour Run deutlich mehr Teilnehmer begrüßen können.

Fazit:

Eine wirklich geile Veranstaltung, die ich nächstes Jahr um keinen Preis versäumen möchte. Ich denke, das ganze Thema hat noch richtig Potential und es ist noch längst nicht alles gesagt. Soldaten verdienen eine Lobby, wie auch Polizisten und Rettungskräfte. Das sind Leute die für wenig Geld ihr Leben für uns riskieren und das sollte man wertschätzen. Ich zolle diesen Leuten meinen Respekt und hoffe, das einige es mir nachtun.

Und mit etwas gutem Willen sehen wir uns im nächsten Jahr beim 10 Homour Run In Emmerich. (Ende Zombie)

Ich bedanke mich bei Zombie für diesen umfassenden Bericht. Das Magazin steht diesem Thema sehr offen gegenüber. Gerne begleiten wir den 10. Honour Run in 2018 umfassender. Insofern ist der Army Vets MC Germany dazu eingeladen, mit mir zur Vorbereitung dessen rechtzeitig Kontakt aufzunehmen. Persönlich möchte ich anmerken, dass Pits HInweis auf die fehlende Unterstützung seitens des Verteidigungsministeriums mich keinesfalls überrascht hat. Unfucking unfassbar!

Kontakt: www.av-mc.org/

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.