Aus der Szene, für die Szene, aber keine Bad News!

Ich bin schon desöfteren gefragt worden, warum ich in unserem Online-Magazin die Presseveröffenttlichungen der Presseverlage nicht kontinuierlich einstelle, mich lediglich punktuell zu dem einen oder anderen Bericht äußere. Nun, das hat mehrere Gründe, die ich an dieser Stelle gerne einmal darlege.

Wir sind im August 2013 dafür angetreten, möglichst viele positive Aspekte der Biker- und Rocker-Kultur darzustellen!

Also, warum?

Punkt 1: Ein Großteil der Berichterstattung im Mainstream findet nach Schema F statt. Inhalte werden m. E. überwiegend nicht oder nur ungenügend recherchiert. Das gilt mittlerweile sogar für einige Verlage, die sich insbesondere den investigativen Journalismus auf die Fahne geschrieben haben. Es zählt nur noch die Schlagzeile. Entlastende Aspekte werden nicht herausgearbeitet, ein ernsthaftes Hinterfragen der Verlautbarungen der Politik und des polizeilichen Handelns findet nicht statt. Oftmals ist die mangelnde Recherche dem enormen Zeitdruck in den Redaktionen geschuldet. Auflage macht man mit spektakulären Schlagzeilen. Also raus damit.

Kommt es dazu, dass die eigene Berichterstattung durch die belegbaren Fakten ad absurdum geführt wird, so führt dieses maximal zu einer Randnotiz. Zu einer differenzierteren Berichterstattung kommt es dadurch jedoch kaum. Auch der nächste Aufhänger wird nach demselben Muster abgearbeitet. Das alles kann nur so stattfinden, weil die Redakteure darum wissen, dass Rocker keine Lobby haben und niemand deren Begehren nach einer fairen und kompletten journalistischen Aufklärung unterstützen würde.

Wenn es nun gar nicht anders geht, wird der Fauxpas extrem sachlich abgearbeitet, wie zum Beispiel die damalige Kieler Rocker-Affäre, in der man mit allen Mitteln versuchte einen handfesten Skandal zu vermeiden. Es wird zwar berichtet, aber trotz der massiven Vorwürfe gegen die Polizei, u. a. wegen Aktenmanipulationen, hält sich die Presse doch recht bedeckt. Das Zurückhalten der Ermittlungsakten von damals mehr als drei Monaten bietet bereits jetzt so viel mediales Futter, dass es doch sehr verwundert, warum die Presse damals nicht die verbale Keule schwang und massiv Köpfe forderte. Nun, diesselben Köpfe braucht man noch an anderer Stelle als Tippgeber.

Punkt 2: Das ist der entscheidende Aspekt. Wie will man in einem permanent negativen Umfeld eine positive Grundstimmung erzeugen. Dieses Onlinemagazin erreicht nicht nur die erfahrenen Szenegänger, sondern auch Leser, die gerade erst damit anfangen, sich für die Szene zu interessieren. Die Flut an Bad News würde gegen die sonstige Berichterstattung stehen, sie nahezu erdrücken.

Da, wo der Leser motiviert wurde, das ein oder andere Clubhaus zu besuchen, sich selber ein Bild zu machen, würden die Bad News diesen Impuls ggf. zerstören. Im Zweifel geht der Leser davon aus, dass der Mainstream vielleicht doch recht hat, obwohl die innere Stimme etwas anderes sagt. Denkt immer daran, dass die Szene langsam überaltert.

Punkt 3: Wenn man die Bad News übernimmt, so kann es durchaus passieren, dass zeitweilig nur ein bestimmter MC in der Mainstreampresse stattfindet. Dieses führt in der Wahrnehmung der Leser zwangsläufig zu einer subjektiv empfundenen Unausgewogenheit. Es beseht dadurch die große Gefahr, dass man die Balance verliert und die Inhalte plötzlich als Positionierung für oder gegen einen MC empfunden werden. Das gefährdet den Ansatz der höchstmöglichen Neutralität.

Punkt 4: Wer die Bad News übernimmt, sollte auch in der Lage sein, diese zu verifizieren. Das setzt die Kooperation mit den jeweiligen MC’s voraus. Da kann man aber nicht mal eben so anrufen und um ein Statement bitten. Das notwendige Vertrauen muss also über einen längeren Zeitraum erst erarbeitet werden. Nur weil man selber eine Kutte trägt, macht keiner die Tür auf, im Gegenteil, da wird noch genauer hingeschaut. Ohnehin sehe ich mich da eher als Partner, denn als Schlagzeilenjäger.

An derartigen Themen kommt man nicht vorbei. Das sind Must Haves für die Szene!

Fazit!

Bad News bringen Content, nicht zu knapp. Würde ich diese übernehmen, so ergebe sich daraus eine deutlich höhere Reichweite. Auch die Anzahl der Zuriffe würde stark ansteigen. Das ist Fakt. Allerdings führt es auch dazu, dass die Verweildauer im Magazin pro Sitzung deutlich sinkt, weil der Leser spontan dem eingestellten Link folgt und amit mein Onlinemgazin verlässt. Im Ergebnis werden eigene Berichte nicht mehr umfassend gelesen, sondern nur noch reflexartig zur Kenntnis genommen, bis sich am Ende das Magazin nur noch durch die Bad News definiert bzw. von denen komplett überstrahlt wird.

Ich will niemanden missionieren und beileibe bin ich nicht der Rocker-Beauftragte mit dem Anspruch der ultimativen Aufklärung. Alles Todschweigen geht natürlich auch nicht. Da, wo ein merkliches Interesse an Inhalten besteht, muss man sich auch einmal kritisch äußern dürfen, aber unter dem Strich geht es darum, dass die Clubs selber die Erfahrung machen, dass niemand in die Pfanne gehauen wird. Ich bin Publizist, der beizeiten journalistisch aktiv ist, aber kein Journalist, der auf Teufel komm raus alles publiziert.

Meine Spielweise ist die Biker- und Rocker-Szene, sie gibt mir das Futter. Die Bad News werden zwar in der Szene heiß diskutiert, führen aber keineswegs dazu einen Fortschritt auszulösen, im Gegenteil, sie irritieren und entzweien. Derzeit habe ich nicht das Gefühl, dass sich meine Leser mit großer Mehrheit wünschen, dass ich meine Haltung zu diesem Aspekt ändere. Jedenfalls kann ich dafür keine echten Indikatoren feststellen. Also machen ich so weiter und versuche unseren Lifestyle positivem Spirit zu geben. Irgendwelche Einwände?

Bad News bringen aber auch positive Facts. Play it loud!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.