Biker & Business: Sir Leder Michel!

Ich denke man kann sagen, dass er schon ein ziemlich schräger Vogel ist. Das meine ich keinesfalls negativ, sondern ganz im Gegenteil, denn Michael Neller aka Sir Leder Michel aus Hamburg lebt wie nur Wenige seinen Beruf, was man überall dort, wo er aufschlägt, auch unschwer erkennen kann.
Definierter Body unter feinstem Geschmeide aus Leder. Und durch diese Kombination ist er zwangsläufig ein Aspirant für die Rubrik Biker & Business. Es muss ja auch Leute geben, die positiv verrückt sind. Ich habe gefragt, er hat geantwortet!

Das typische Outfit von Sir Leder Michel (links), nicht nur auf den Bikerevents!

Biker & Business!

Michael, welchen Bezug hast Du zur Bikerszene?

Motorradfahren war und ist für mich so selbstverständlich wie Autofahren. Somit habe ich den Schein direkt mit dem Autolappen zusammen gemacht. Seit diesem Zeitpunkt fahre ich Motorrad.  Nachdem ich mich mit meinem Rennmaschinen, mit denen ich teils mit über 300 Sachen unterwegs war, ausgetobt hatte (zwei Unfälle waren auch dabei), bin ich zuletzt von einer Buell auf meinen Ursprungstraum, eine Harley Davidson, gekommen.

Ich wollte und musste ruhiger werden. Von da an traf ich Gleichgesinnte, fuhr auf Treffen und kam so natürlich auch mit dem ein oder anderen MC in Kontakt. Grundsätzlich bin ich aber bis heute Einzelgänger geblieben. Ich kenne zwar viele MC- und FG-Mitglieder, kümmere mich aber nicht um Interna und habe auch kein Interesse dort enger verbandelt zu sein. Ich war und bin eben einfach noch nie ein Vereinsmensch gewesen – egal bei welchem Hobby – entweder ist man Vereinsmeier oder nicht. Schlechte Erfahrungen habe ich bis heute noch nicht machen müssen.
Seit ich meine Firma „Sir Leder Michel“ betreibe, kann ich sogar sagen, dass die „Szene“, egal aus welchem Verein oder auch Einzelgänger, die zuverlässigsten und ehrlichsten Kunden sind. Ich möchte die Menschen, Partys und Veranstaltungen der Motorradszene nicht mehr missen.

Für diese Art Lederkunst ist Sir Leder Michel bekannt!

Was fährst Du für einen Bock?

Mittlerweile sind zu meiner selbst umgebauten Heritage Softail im Oldschool Bobberstil, noch ein 1986er BMW K100 Cafe Racer-Umbau und eine kürzlich erworbene 2001er Rohrrahmen Buell X1, gekommen. Es sind alles Motorräder mit einem starken Charakter.

Was war denn bisher Deine coolste Tour?

Meine coolste Tour empfand ich, als ich auf den Autozug in Altona auffuhr und dann in Wien mit der Harley durch die Steiermark nach Kärnten zur European Bike Week fuhr. Hier machte ich ausgedehnte Touren in den Alpen, bis nach Italien und Slowenien. Zurück ging es dann über die Dolomiten nach Bozen. Von da ging es wieder mit dem Nachtreisezug in die Heimat.

Eine 1986er BMW K100 im Café-Racer-Umbau nennt Sir Leder Michel u. a. sein Eigen!

Wo trifft man Dich in der Szene an?

Meistens wirklich nur auf einem meiner Motorräder beim Fahren. Entweder alleine oder mit meiner Lebensgefährtin Alex. Die fährt als Frau nämlich eine fette zum Cafe Racer umgebaute Yamaha XJR1200. Auf Veranstaltungen sieht man mich, seit ich meine Ledermanufaktur „Sir Leder Michel“ betreibe, leider nur noch sehr selten, da ich in der Saison oft selbst zu den Ausstellern gehöre.

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Sonst bin ich nicht unbedingt der, der jedes Event anfährt um meine Weste oder Jacke mit einem Vorzeige-Pin oder Aufnäher zu  „schmücken“. Wer mich treffen möchte, der findet mich meist auf allen größeren Events der Bikerszene oder in meiner Werkstatt. Von Faak am See, über Willingen, Lakeside Bikedays (die sich im übrigen sehr geil entwickelt haben), HMT, bei BTBW in Jüterbog (Motorcycle Jamboree) – die Veranstaltung ist mit die Beste überhaupt, die Custom Bike Bad Salzuflen bis zum Heimspiel Harley Days Hamburg.

Das Material Leder bietet eine Fülle von Möglichkeiten!

Zum Business. Du bist Sattler. Warum?

Da darf ich dich berichtigen. Ich bin gelernter Versicherungskaufmann und zum Schluss war ich bis vor 3 Jahren als Coach und Trainer für Sparkassenbanker tätig. 2013 wollte ich mir lediglich ein neues Hobby aneignen und ausprobieren. Das es dann diese unglaublich verrückte und steile Entwicklung nahm, macht mich bis heute demütig. Noch heute stehe ich immer wieder in meiner Werkstatt und frage mich, ob wirklich ich das alles angefertigt habe und woher das alles kommt.

Der Rohstoff Leder, die Haptik, der Geruch die Vielfalt dessen, was man hieraus alles anfertigen kann und im wahrsten Sinne des Wortes seine verrücktesten Ideen selbst entwerfen kann, treibt mich immer wieder voran. Ich arbeite gern und viel und meine Ideen sprudeln unaufhaltsam aus mir heraus. Aber leider fehlt mir die Zeit, alles wirklich umzusetzen. Zum Glück lassen mir meine Kunden sehr viel Freiraum in meiner künstlerischen Energie. Erstaunlicher Weise vertrauen meine Kunden mir und meiner Arbeit. Das macht mich schon ein bisschen stolz.

Einblick in die Manufaktur in der Kobestraße in Hamburg!

Was gefällt Dir am besten an dem Job?

Die große Freiheit, sich künstlerisch mit einem Hammer geilen Werkstoff zu entfalten und dabei das volle Vertrauen seiner Kunden zu bekommen und immer wieder bestätigt zu bekommen, dass ich einen guten Job gemacht habe. Das glänzen und die Anerkennung in den Augen meiner Kunden machen mich stolz in dem, was ich für sie kreieren durfte.

Woraus schöpfst du deine Kreativität?

Das frage ich mich auch immer wieder … Es sprudelt aus mir heraus. Und in jeder Sekunde, die ich auch mal nicht in meiner Werkstatt bin, sauge ich meine Umwelt auf und sehe vor meinen Augen meine nächsten Projekte. Meine Zettelwirtschaft mit neuen Zeichnungen und Ideen wächst ständig. Einzig die Zeit reduziert sich immer mehr.

Seinen Stand trifft man auf fast allen größeren Events an!

Was denkst Du über die Szene und das staatliche Agieren gegen die Clubs?

Was die Szene angeht, mache ich mir ehrlich gesagt wenig Gedanken. Mein Credo: Jeder soll so, wie er mag und was er kann. Einzig – leben und leben lassen und keinem auf den Sack gehen, ist für mich wichtig. Das staatliche Agieren gegen Clubs finde ich in so weit gut, wenn es um tatsächlich nachweisbare Straftaten geht. Gar nicht tolerieren, kann ich staatliche Willkür und Stigmatisierung. Als ob wir nicht andere Probleme hätten, als MC´s oder Clubs zu drangsalieren und Veranstaltungen dieser, zu denen auch Otto Normalos kommen, zu sprengen und – menschenunwürdig und über die Maße des Zulässigen – zu stören. Hier wird m. E. versucht, generell die Subkultur der Motorradfahrer zu zerstören.

Welche Erfahrungen hast Du mit den Rockern?

Ehrlich gesagt habe ich ein Problem mit dem Wort Rocker. Wer ist ein Rocker und wer nicht und was macht einen Rocker aus? Was ist überhaupt eine Rocker? Ich kenne in der Szene wie gesagt viele. Alle, die ich kenne, sind Menschen wie Du und ich. Allerdings bin ich auch keiner, der in etwas rum bohrt oder etwas verurteilt, bevor er es nicht selbst gesehen oder erfahren hat. Mir selbst sind die „Rocker“, wenn man sie den in die nicht ganz gesetzeskonforme Ecke drücken möchte, meist lieber, als viele korrupte Staatsdiener oder kapitalistische Firmen, denen das Volk absolut egal ist und es ausnutzen, benutzen und ausbeuten.

Die 2001er Buell X1 mit Rohrrahmen kommt wohl bei schnelleren Touren zum Einsatz!

 

Was liegt in 2019 an?

Viel Arbeit! Umsetzen meiner Ideen. Immer professioneller und perfektionistischer in meiner Kunst zu werden. 6-8 Events als Aussteller besuchen und versuchen ein bisschen mehr auf einem meiner Bikes zu sitzen! (Ende Interview)

Die eingestellten Fotos von Sir Leder Michel erzeugen sicherlich automatisch einen Werbeeffekt. Aber wenn man so kreativ und rege ist wie der Mann aus der Elbestadt, dann habe ich damit keinen Bauschmerzen. Im Gegenteil!

Wieder einer von Tausenden, der in der Bikerzene hart und zielstrebig seiner Berufung nachgeht und erstmalig in dieser Rubrik ein Typ, für den sich sogar die Publikumsmedien interessiert haben. Das lag aber nicht an der roten Laterne an der Außenwand seiner Manufaktur! Grins,…

Video!

 

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.