Neu ist die Nummer nicht, denn in den 80ern hatten wir das alles schon. Trotzdem stößt der Plan von Verkehsminister Scheuer derzeit bei den Verkehrsexperten auf wenig Gegenliebe. Er möchte nämlich zukünftig Personen ab 25 Jahre, die seit mindestens fünf Jahren im Besitz eines Autoführerscheins sind, durch die Zusatzkennzeichnung 195 die Möglichkeit einräumen, ohne gesonderte Prüfung Motorräder bis 125 ccm und bis zu 15 PS und einer Geschwindigkeit von maximal 110 km/h fahren zu können.
Der Nachweis von 90 Minuten Theorie sowie maximal 6 praktische Fahrstunden, die auch auf einem Verkehrsübungsplatz abgeleistet werden können, soll zukünftig ausreichen, damit die Interessierten in den Genuss des Führens von Leichtkrafträdern kommen. Etliche Expertengremien laufen Sturm dagegen und verweisen auf die aktuelle Situation Im Nachbarland Österreich, wo dieses bereits erlaubt ist und sich eher nachteilig ausgewirkt hat.
Ich halte es mit den Experten und erachte den Vorschlag derzeit für unsinnig. Klar, als Biker begrüße ich es, wenn mehr Leute zum Motorradfahren animiert werden, aber bei den aktuellen Zahlen über tödlich verlaufende Unfälle mit Beteiligung von Krädern und deren wesentliche Ursachen, halte ich den Vorstoß von Scheuer für wenigstens fragwürdig. Ganz und gar nicht nachvollziehen kann ich die Option, dass man in der Praxis auch über den Verkehrsübungsplatz gurken kann, wo alles schön genormt ist und man an sich keine realen Verkehrsverhältnisse vorfindet.
Meines Erachtens hat es einen guten Grund, warum Interessierte mit dem aktuellen Führerschein A1 eine solide Ausbildung genießen. Das richtige Bremsen, das Ausweichen vor Hindernissen, die Überholmanöver, alleine diese drei wichtigen Aspekte sind völlig anders zu bewerten, als beim Autofahren. Hier hätte ich mir insofern wenigstens vorgestellt, dass die Praxis auf der Straße geleistet werden muss. So werden viele die Option Verkehrsübungplatz wählen, weil es der einfachste Weg ist, seine sechs Stunden voll zu machen.
Nee, wenn schon, dann auf der Straße, damit man im realen Verkehr sieht, wie sich der Proband anstellt. Und natürlich mit Prüfung. Diese belegt zwar noch keineswegs, dass die Person tatsächlich Motorradfahren kann, aber sie wirkt als Filter, um die Fahrschüler nachhaltig zu schulen, die sich in den ersten sechs Stunden als nervöser und unkonzentrierter Fahrer herausgestellt haben und daher noch nicht nicht geeignet sind das Leichtkraftrad sicher zu führen.
Ich denke, der Gedanke von Scheuer ist eher darauf ausgerichtet, Mobilität zu verlagern, der Kfz-Industrie etwas Gutes zu tun oder eine neue Steuerquelle aufzumachen. Das riecht nach Symbolpolitik! Es würde mich jetzt mal interessieren, was denn die Fahrschulen von sowas halten. Na, fühlt sich jemand berufen sich zu äußern?