BKA-Lagebild 2017: Blickpunkt Rocker!

In seinem aktuellen Lagebericht für das Jahr 2017 verweist das BKA auf ein unverändert hohes Bedrohungspotential durch die Organisierte Kriminalität. Nun, wenn dieses so auch für die Mitglieder von MC’s gilt, müssten die behördlichen Zahlen das zwangsläufig klar belegen. Da die Polizei nicht müde wird, Rocker in die OK-Ecke zu stellen, konzentriere ich mich in meiner Bewertung auf genau dieses Kriminalitätsfeld.

Screenshot BKA-Homepage: Die Spezifizierung der Deliktsfelder!

Allgmeines!

In 2017 wurden 572 Verfahren registriert. Wir reden hier also nicht über rechtskräftige Urteile, sondern über Verfahren. Wie viele Verfahren davon eingestellt wurden, darüber gibt der Lagebericht keine Auskunft. Daher gilt diesem Aspekt meine erste Kritik. Wenn ich derartige Zahlen veröffentliche, dann gehört für mich auch der Vergleichswert zwingend dazu. Kann es daher sein, dass man sich dieses klemmt, weil eine relevante Anzahl an eingestellten Verfahren ggf. die substantielle Ermittlungsarbeit der Polizeien und Staatsanwaltschaften in ein schlechtes Licht rückt?

Screnshot BKA-Homepage: Die Entwicklung der OK-Verfahren im 10-Jahres-Vergleich!

Im 10-Jahres-Vergleich liegt der Durchschnitt an OK-Verfahren bei 577. Von daher stellt das BKA für 2017 einen leichten Rückgang von 1,6% fest. Im Bereich Rockergruppierungen (ohne rockerähnliche Gruppierungen) gab es 22 Verfahren. Das entspricht einem Gesamtanteil von 3,8%. Aber, gegenüber 2016 sind die Zahlen um 37% zurück gegangen (Vergleichswert 2016: 35). Vergleichen wir dieses mit dem allgemeinen Rückgang von 1,6%, so darf man sicherlich faktisch feststellen, dass der größte Rückgang an Verfahren tatsächlich in der Gruppe Rocker zu verzeichnen ist.

Screenshot BKA-Homepage: Spezielles zur Sparte Rocker!

Nun werden die Polizeien dieses sicherlich als einen Erfolg der polizeilichen Arbeit werten, doch stellt sich dann zwangsläufig die Frage, warum der Bereich Rocker nach wie vor als derart gefährlich dargestellt wird. Der erhebliche Rückgang spiegelt sich jedenfalls in der medialen Darstellung keineswegs wieder. Die Rhetorik ist nach wie vor dieselbe. Wenn wir nun noch dazu in Bezug stellen, dass die Litauer mit 11.90% als Tatverdächtige den obersten Rang belegen, und gerade diese Volksgruppe in der Rockerszene an sich überhaupt keine Rolle spielt, so fängt das mediale Kartenhaus meines Erachtens mehr als zu bröckeln an.

Mit den Werten aus 2017 lassen sich weder absolut, erst recht nicht spezifisch, die immer wieder vorgetragenen Bedrohungsszenarien schlüssig und glaubhaft belegen, im Gegenteil, 37% Rückgang sprechen eine klare Sprache, wobei wir davon ausgehen müssen, dass viele Verfahren eingestellt wurden, ggf. gar keinen OK.-Bezug mehr hatten. An sich könnte ich an dieser Stelle die Bewertung abschließen, aber ich möchte es nicht unerwähnt lassen, dass es im Bereich der sogenannten rockerähnlichen Gruppierungen in 2017 insgesamt 20 Verfahren gab.

Screenshot BKA-Homepage: die Aufteilung nach Bundesländern!

Diese Sparte ist an sich für mich absolut uninteressant, aber da sie in das Lagebild des BKA einfließt und diese Gruppe gerade von der Polizei immer wieder in den Topf Rocker hineingeworfen wird, gehe ich darauf ein, zumal das BKA selber feststellt, dass gerade bei diesen Gruppierungen das Motorrad keine Rolle spielt und dieses selber faktisch als Unterschiedsmerkmal zu den Rockerclubs feststellt, obwohl man stetig nahezu gebetsmühlenartig behauptet, dass gemeinsames Motorradfahren in den OMCGs keine Rolle spielt. Aha!

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Fazit!

Natürlich will ich nicht so tun, als wenn alles in Butter ist. Auch in 2017 sowie in 2018 gab es Vorfälle, die so nicht stattfinden dürften. Aber dennoch muss klar festgestellt werden, dass sich das erhebliche Bedrohungspotential für die Bevölkerung durch Rocker so in keinster Weise belegen lässt. Denn da Rocker medial betrachtet den größten Raum in der OK-Berichterstattung einnehmen, müssten die BKA-Zahlen doch gerade in diesem Bereich erheblich höher sein. Das sagt mir meine Logik!

Wie war das noch mit dem Argument der untergeordneten Rolle des Motorradfahrens bei den Rockerclubs????

Wenn wir uns nun noch daran erinnern, dass im Zuge der Verschärfung des Vereinsgesetzes ausschließlich Rocker als treibendes Argument zur Notwendigkeit der Gesetzesverschärfung medial wie die Sau durch das Dorf getrieben wurden, so ist spätestens hier die Frage erlaubt, warum man bei einem Rückgang von 37% an Verfahren im selben Jahr ein Insignienverbot beschlossen hat, welches von den Politikern ausschließlich mit OK-Bezügen begründet wurde. Unter  diesem Aspekt betrachtet macht die Demo Freedom is our Religion am 08. September der Nomads in Berlin ja nun noch mehr Sinn.

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.