Brisantes: Limited Booze Boys vor dem Aus?

Heute komme ich zu einem außerordentlich sensiblen Thema. Und ganz ehrlich, ich habe lange überlegt, ob ich diese Nummer zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich angehe, da jede positiv anmutende Veröffentlichung über diese Band eventuell sehr schnell  linke Kräfte mobilisiert und auch uns in eine rechte Ecke drängen könnte. Als Rocker muss man da verdammt vorsichtig sein, denn diese Leute agieren ebenso hartnäckig gegen die MC-Szene. Meistens undifferenziert und selten objektiv. Schlussendlich sehe ich mich jedoch in der Position, dass der Verzicht auf diesen Artikel aus taktischen Gründen einer Kapitulation gleich kommt. Da ich in keinster Weise radikal nationalistisch eingestellt bin und in meinem Keller auch keine Leichen aus der Vergangenheit liegen, die einen Bezug auch nur ansatzweise herstellen lassen, versuchen wir die Nummer mal an dieser Stelle aufzubröseln.

Wie geht es mit den Limited Booze Boys weiter?

Wie geht es mit den Limited Booze Boys weiter?

Der Hintergrund

Vor etlichen Monaten hat Indymedia einen Bericht über die Thüringer Rock-Band Limited Booze Boys veröffentlicht. Hintergrund war der Besuch eines Redakteurs von „Metall Inside“ bei einem ihrer Konzerte. Das Publikum war anscheinend stark von der MC- und Oi-Szene geprägt.( Oi bezeichnet einen Musikstil in der Skinhead- und Punk-Szene ) Sein Bericht wurde von Indymedia aufgenommen, um weitere Recherchen bzgl. der Limited Booze Boys anzustrengen. Und siehe da, man wurde fündig.

Man fand heraus, dass Lead-Gitarrist Henning Haydt eine offensichtlich rechte Vergangenheit hat. Es gab Festnahmen, Ermittlungsverfahren und auch Verurteilungen. Haydt räumte allerdings schon weit vor den Veröffentlichungen persönliche Fehler ein und distanzierte sich. Ok, dass kann ein Scheingefecht gewesen sein, um den mittlerweile doch recht beachtlichen kommerziellen Erfolg der Band nicht zu gefährden, genauso kann es aber den Tatsachen entsprechen und Haydt hat tatsächlich sein Gedankengut neu sortiert. In jedem Fall sind die Limited Booze Boys in der Rocker-Szene sehr beliebt und gerne gesehene Gäste. Politische Parolen in ihren Texten oder gar auf der Bühne habe ich noch nie vernommen und wurden in den letzten Jahren auch nicht bekannt. Diese auf Indymedia beschriebenen Aktivitäten in der Vergangenheit Haydts führten jedoch zu einem regelrechten Shit-Storm in den sozialen Medien und in Folge des permanenten Drucks entscheid sich Haydt die Band zu verlassen. Nun stehen die Limited Booze Boys quasi vor einem Scherbenhaufen, denn die Bookings nahmen ab und selbst die Zulieferer wollen nicht mehr mit ihnen kooperieren.

Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Berichterstattung über die bekannte Band Freiwild aus Tirol, die es im letzten Jahr mit fast allen großen Medien zu tun bekam und folglich sogar von der Echo-Verleihung ausgeladen wurde, da etliche Künstler sich nicht mit Ihnen auf eine Bühne stellen wollten. Das Presse-Echo ist hinlänglich bekannt.

Die Band braucht dringend Verstärkung!

Die Band braucht dringend Verstärkung!

Was ist Indymedia?

Indymedia ist ein Zusammenschluss von unabhängigen Medienorganisationen und hunderten von JournalistInnen, die nichthierarchische, nicht konzerngebundene Berichterstattung leisten. Indymedia ist eine demokratische Medienplattform für die Verbreitung einer radikalen , sorgfältigen, und leidenschaftlichen Sicht der Realität.( Auszug aus der Homepage )

Harte Zeiten erfordern unabhängige Medien…

Indymedia ist ein dezentral organisiertes, weltweites Netzwerk sozialer Bewegungen. Die Plattform indymedia.org soll diesen Bewegungen die Möglichkeit bieten, frei von staatlichen Kontrollen und kapitalistischen Interessen Berichte, Erfahrungen, Analysen, Träume und Meinungen zu verbreiten, um Gegenöffentlichkeit zu schaffen. Durch Indymedia können wir unsere Geschichte selbst schreiben: Bewegungen müssen Spuren ihrer Leidenschaft für zukünftige Generationen hinterlassen, denn vergessene Kämpfe sind verlorene Kämpfe
( Auszug aus der Homepage )

Bis jetzt habe ich auf der Homepage vergeblich nach dem Impressum gesucht. Wenn einer von euch dieses findet, möge er mir unbedingt einen Tipp geben, denn nach dem Telemediengesetz ist dieses zwingend vorgeschrieben und ich möchte zu gerne erfahren, wer der v.i.s.d.P ist. Ich stelle ohnehin fest, dass auf Idymedia sehr viel Aktivisten unterwegs sind und das Fehlen eines Impressums würde journalistisch gesehen jegliche Aktivitäten auf der Homepage illegal machen!

Zum eigentlichen Thema!

Ich verfüge nicht über die Recherche-Kanäle, um an dieser Stelle mit objektiven und beweisbaren Tatsachen den übrig gebliebenen Bandmitgliedern rechtes Gedankengut zu belegen. Ebenso wenig kann ich Henning Haydt absprechen, dass er aus der Vergangenheit gelernt hat. Er steht zu dem, was er gemacht hat und räumt dieses als einen individuellen Fehler ein. Er hat die Band verlassen. Daher werde ich den Teufel tun und eine Story konstruieren, nur um den Ball am Laufen zu halten. Ohnehin sind wir ein klar unpolitisch konzipiertes Magazin und machen uns nur unsere eigenen Gedanken zum Schutze unserer MC-Kultur.

Koppi macht schwere Zeiten durch!

Koppi macht schwere Zeiten durch!

Wo ist die Parallele?

Das aktuelle Geschehen um die Limited Booze Boys kann jederzeit in einem MC ähnliche oder gar drastischere Konsequenzen nach sich ziehen. Die Medien sprechen schon lange davon, dass die Rocker-Szene quasi von rechts untergraben wird. Tatsächlich gibt es seitens des Verfassungsschutzes keinerlei relevante Hinweise darauf. Die Beamten reden selber von einem Promille-Bereich. Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass die MC-Szene auch für Leute von Rechts interessant ist, insbesondere dann, wenn sie nicht mehr politisch aktiv sind. Denn auch in dieser Szene gibt es starke persönliche Beziehungen. Statt der Brotherhood ist es die Kameradschaft. Im Gegensatz zu politisch motivierten Gruppen, sind MC’s jedoch unpolitisch aufgestellt. Die politische Ausrichtung eines Members spielt an sich keine Rolle. Diese Tatsache macht einen MC für Menschen interessant, die nach starken persönlichen Beziehungen suchen. Das will den Menschen außerhalb dieser Szene aber einfach nicht in den Kopf. Das Motto:

Wenn du nicht gegen rechts bist, dann bist du dafür.

Diese Annahme hat sich in der Mitte unserer Gesellschaft dermaßen verankert, dass es immer wieder zu einem völlig überzogenen und undifferenzierten Verhalten in den Medien und bei fast allen politischen Kräften kommt. Bist du einmal in der rechten Schublade drin, kommst du da nicht mehr raus. Gehen wir mal zurück in die Vergangenheit. In den 70ern waren es nämlich insbesondere linke Kräfte, denen ob der Terror-Angriffe der RAF dasselbe Schicksal widerfahren ist. Seinerzeit herrschte eine regelrechte Hysterie in der Bevölkerung. Schon die bloße Sympathiebekundung zur linken Szene weckte blankes Entsetzen und rückte den Linken in das Umfeld der RAF.

Nun, heute gibt es keine RAF mehr und zudem haben die politisch rechten Kräfte an Bedeutung gewonnen. Dieses drückt sich zwar nicht in den Wahlergebnissen aus, außer bei der einen oder anderen lokalen Wahl, nein, es drückt sich vehement in den Medien aus. Zudem hat sich in der Republik eine Meinungskultur entwickelt, die an sich jeden publizistischen Mist erlaubt, sofern er gegen rechts gerichtet ist. Ich stelle fest, dass inhaltliche Fehler beim gemeinsamen Kampf gegen rechts absolut hingenommen werden und dem Zweck dienen. Hauptsache die Message stimmt!“

Wenn also nur ein MC-Member eine rechte Vergangenheit hat, auch diese Fälle gab es bereits, so wird an sich dem gesamten MC eine rechte Basis unterstellt.  Mehrheitliche Belege dazu gibt es allerdings nicht, somit müssen Einzelfälle herhalten. Wenn also Haydt in der Vergangenheit ein Neonazi war, dann muss die gesamte Band neonazistisch sein. Das würde ja bedeuten, wenn einer aus dem Kreis der Antifa Gewalt gegen Polizisten befürwortet und auch anwendet, tun es alle aus der linken Community. Was für ein Bull-Shit!

Die Folgen für die Band!

Kommen wir zurück zur Band Limited Booze Boys. Sie sind zum politischen Spielball geworden. Da sich der Bericht auf Indymedia auf Aspekte von Haydts Vergangenheit bezieht, jedoch die gesamte Band die Konsequenzen erfahren musste, kann man sicherlich von einer Art Rufmord sprechen. Die Existenz der Band ist ohne neuen Gitarristen jedenfalls gefährdet. Und Bookings sind anscheinend zurück gegangen.

Da Indymedia den verbliebenen Mitgliedern an sich nichts nachweisen kann, spricht man von der sogenannten Grauzone. Ein beliebtes journalistisches Mittel, um im Falle eines Recherche-Fehlers denn mal gleich etwas weicher zu fallen.  Das ist mir jedoch viel zu dünn. Hinweise auf Wikinger-Tattoos oder keltische Symbole werden genutzt, um die gedankliche Verbindung zur rechten Szene suggestiv darzustellen. Man verweist auf den Körperkult der Nazis und das Germanentum. Na, wenn das so ist, ist ja jeder Rocker ein Nazi. Blödsinn.

Henning Haydt hat die Band sicherlich nicht verlassen, weil er auf seine musikalischen Gefährten keinen Bock mehr hatte oder sie auf ihn. Er hat diesen Schritt getan, um die Limited Booze Boys zu schützen. Trotzdem denken viele Veranstalter verstärkt darüber nach, ob sie die Männer aus Stadtroda in Zukunft noch buchen werden. Kann man verstehen. Ich möchte jedoch an dieser Stelle explizit darauf verweisen, dass der Autor, der an sich den Stein ins Rollen brachte, eine komplette Kehrtwende vollzogen hat. Er musste den Konzertbericht löschen und eine Gegendarstellung veröffentlichen. Dort heißt es:

„Liebe Metal-Inside.de Leser, 

am 28.09.12 besuchte ich im F-Haus Jena das Konzert von CRUSHING CASPARS, LIMITED BOOZE BOYS und JIMMY GLITSCHY. Im Verlauf des Abends hatte ich irrtümlich den Eindruck bekommen, dass sich im Publikum „Nazis“ befinden, die insbesondere der Band LIMITED BOOZE BOYS zusprachen. Um mich hiervon zu distanzieren verließ ich den Konzertsaal und war der Auffassung, dass es sich bei vielen Fans der Band oder sogar bei der Band LIMITED BOOZE BOYS selbst um „Nazis“ handeln muss. Aus diesem Erlebten verfasste ich dann sehr schnell und unüberlegt einen entsprechenden falschen Konzertbericht. 

Nach einer Aufklärung und Recherche musste ich jedoch feststellen, dass ich hier völlig falsch lag. Weder waren unter den Fans „Nazis“ noch handelt es sich bei der Band LIMITED BOOZE BOYS um Musiker, die auch nur in irgend einer Art und Weise hiermit in Verbindung zu bringen sind. Aufgrund dieses Umstandes wird der Konzertbericht gelöscht. Es tut mir sehr leid, wenn hierdurch der Band oder den Fans in irgend einer Form Unrecht geschah und Aufregung entstand. Ich möchte dieses Posting nutzen, um mich hierfür zu entschuldigen. Ich, alle Redakteure von METAL-INSIDE.de sowie auch die Band LIMITED BOOZE BOYS lehnen „rechte Musik“ und „Nazis“ ab. Hier sitzen wir in einem Boot. In diesem Sinne: Rock on!“ (Felix Müller)

Der Time-Table der Band ist immer noch gut gefüllt. Die Jungs sind ja nun auch lange genug dabei und haben sich eine stetig wachsende Fan-Gemeinde aufgebaut. Ich denke, sie werden auch diesen Kampf überstehen.
Zum Abschluss eine persönliche Anekdote: Seinerzeit spielten wir mit dem Wild Rock Projekt im Frankenland und sollten den Support für LBB machen. Reiner Zufall! Da LBB im Stau stecken geblieben waren und es zu einer erheblichen Zeitverzögerung kam, wurde das Line Up getauscht und LBB beackerten zuerst die Bühne. Danach absolvierten wir unseren ersten öffentlichen Gig. Ich werde das Gesicht von LBB-Sänger Tom nie vergessen, der mir direkt nach dem Gig ein Kompliment machte, auf das ich noch heute stolz bin. Das war der Respekt eines Musikers an einen anderen Musiker. Und Musik ist das, was LBB auch in Zukunft machen wollen!

 

 

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.