Charity: Gutmenschen & Co!

Persönliche Gedanken!

Seit 2015 bin ich mit einigen Mitstreitern für das Project Der Bodensatz – Biker & Friends helfen Obdachlosen aktiv auf und neben der Straße tätig. In dieser Zeit habe ich sehr viel über die Obdachlosenszene gelernt, so viel, dass ich heute klar sagen kann, das meine anfänglichen Vorstellungen darüber, wie man mit den Menschen auf der Straße umgeht, völlig naiv und verschwommen waren. Als  Teilnehmer eines derartigen Projektes befindet man sich an sich in einem immer währenden Lernprozess. Dieser trifft aber nur dann auf fruchtbaren Boden, wenn man sich darauf einlässt.

Die meisten Aktiven, insbesondere in den privaten Initiativen, haben keinen strukturellen oder inhaltlichen Ansatz. Sie stehen auf der Straße und leisten Akuthilfe. Das ist völlig ok so. Doch letztlich muss man klar zugeben, dass man im Grunde genommen der Steigbügelhalter des Staates ist, der sich aufgrund mangelnder Bereitschaft zur nachhaltigen Verbesserung der Rahmenbedingungen, nur allzu gerne auf das Ehrenamt verlässt und dieses natürlich bei jeder Gelegenheit lobt. Das bauchpinselt das eigene Ego, bringt aber den Obdachlosen rein gar nichts.

Jedenfalls habe ich es noch nie erlebt, dass Politiker sich der vielen privaten Initiativen nachhaltig annehmen und nach Möglichkeiten der strukturellen Unterstützung suchen. Bestenfalls sind sie dazu da, um mittels Selfie den Anschein zu erwecken, dass man sich für deren Bedürfnisse interessiert. Das war es dann auch schon. Wer hinter die Fassade schaut wird letztlich erkennen, dass wir hier über einen Markt sprechen. Freunde, der paritätische Verband Bremen machte alleine in 2016 über 6 Millionen Euro Umsatz. Alle Verbände zusammen generieren Milliarden. Nun habt ihr eine Vorstellung darüber, wie viel Kohle mit Obdachlosen und Bedürftigen verdient wird. Kein Wunder also, dass die privaten Initiativen den Institutionellen an sich ein Dorn im Auge sind. Die bekommen keine Kohle, die Institutionellen sehr wohl.

Top-Anzeige

Die Aktiven!

Die meisten Aktiven steigen mit einer reinweg emotionalen Sichtweise in die Akuthilfe ein. Völlig angefixt von dem Bemühen etwas Gutes zu tun, starten sie ihre Bemühungen, um nach recht kurzer Zeit zu erkennen, das echtes Benefiz richtig Arbeit bedeutet. Und genau hier liegt das Problem. Nicht nur unser Projekt hat in den letzten Jahren viele Menschen angespornt mitzuwirken, nur wenige sind noch dabei. Aus der Startphase sind es bei uns gerade einmal zwei Personen.

Es geht um weit mehr als Brötchen und Klamotten!

Denn diese Projekte bedeuten Kontroversen, unbequeme Wege, eine hohes zeitliches Engagement, und wenn es ganz schlecht läuft wird man auch noch persönlich diffamiert. Es entsteht sogar ein Art Wettbewerb untereinander. Aktive, die regelmäßig ihre Zeit investieren, nehmen unterschwellig für sich in Anspruch, dass sie die Szene kennen, die Bedürfnisse der Obdachlosen genau einzuschätzen vermögen. Sorry, nur weil ich weiß, welche Leberwurstsorte ein Obdachloser bevorzugt, habe ich ich noch lange keine Ahnung davon, wo die tatsächlichen Probleme in der Alltagsbewältigung liegen.

Wer in diese Szene einsteigt, sollte sich vorher klar machen, dass er eine Verantwortung übernimmt. Er sollte im Interesse der Obdachlosen sich im Vorfeld überlegen, ob er wirklich bereit ist, regelmäßig in einem Projekt aktiv zu sein. Das bedeutet nicht,  dass er bei jeder Aktuhilfe am Start ist, aber seine Beteiligung sollte planbar und verlässlich sein. Er muss in der Lage sein, dass eigene Ego hinten an zu stellen. Benefiz in diesem Bereich wird niemals erfolgreich sein. Wir bauen keine Unterkünfte, wir installieren keine Wasserentnahmestellen, und außerhalb der eigenen Akuthilfe auf der Straße, finden wir i.d.R ja auch nicht mehr statt.

Akuthilfen sind abnorm wichtig. Aber sie müssen verlässlich sein!

Damit wir uns nicht missverstehen. Die Obdachlosen verlassen sich auf die Aktiven. Insofern ist es absolut wichtig, dass diese Arbeit geleistet wird. Und wie man an den extremen Sommern erkennt, beileibe nicht nur im Winter. Doch das wichtigste ist die Beständigkeit. Benefiz für das momentane persönliche Glücksgefühl missbraucht die Obdachlosen. Es dient an sich nur dazu, damit ich bei der nächsten Diskussion über die Szene für mich in Anspruch nehme, dass mein Meinung aufgrund meines Einsatzes auf der Straße mehr Gewicht hat. Bullshit!

Gespräche sind wichtig, sie erzeugen Vertrauen!

Wenn ich nach einem Jahr Akuthilfe noch nicht einmal weiß, an wen sich Obdachlose wenden können, wenn sie zum Beispiel aus dem Knast entlassen werden, wo sich die Bahnhofsmission befindet, dann sollte ich damit anfangen mich selber zu hinterfragen. An dieser Stelle werden vermutlich viele Aktiven entrüstet sein. Wenn dem so ist, dann ist es nur ein Zeichen dafür, dass man die eigenen Motive ernsthaft hinterfragen muss.

Unterhaltet euch mit den Leuten von der Straße. lernt von Ihnen. Ihr steht für sie auf der Straße, also gebt ihnen die Sicherheit, dass ihr zwar nicht Bäume ausreißen werdet, aber das ihr immer ein offenes Ohr für sie habt. Geht auf sie zu, sprecht sie an. Es sind die völlig normalen Gespräche, die diesen Menschen wieder etwas von einem normalen Alltag geben, die ihnen das Gefühl vermitteln, dass ihre Meinung wichtig ist und sie zwar ganz unten in der Gesellschaft angekommen, deshalb aber noch lange nicht entmündigt sind. Behandelt sie wie Partner.

Mag sein, dass ich im Rahmen meiner persönlichen Gedanken für manche hier nur Schwachsinn von mir gegeben habe, aber so sehe ich das. Egal ob einer oder zwanzig Obdachlose zu der Akuthilfe kommen, jeder einzelne ist es Wert sich um ihn zu bemühen. Denn vielleicht ist es genau er, der euch in diesem Moment am meisten braucht. Alles nicht so einfach! Aber einfach kann jeder!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.