Ein spontaner Kommentar!
Aus Sicht der betroffenen MC’s hat er sich damit garantiert keinen glorreichen Abgang verpasst. Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit am 18. März hat der amtierende Bundespräsident Jochim Gauck doch noch das Zweite Gesetz zur Verschärfung des Vereinsgesetzes unterschreiben. Durch die Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt von heute tritt es damit morgen in Kraft. Das bedeutet, alle Clus, in deren Reihen sich ein aktuell verbotenes Chapter/Charter befindet, dürfen Ihre Insignien nicht mehr öffentlich tragen. Das Kennzeichenverbot ist strafbewährt.
Damit musste man rechnen. Es wurden zwar von einigen Seiten erhebliche Anstrengungen gegen diese Verschärfung unternommen, doch aufgrund einer fehlenden Lobby war es zum jetzigen Zeitpunkt ein Kampf auf verlorenem Posten. Denn selbst die erheblichen und begründeteten Zweifel der Verfasungsgelehrten haben die Politik nicht davon abgehalten, diese Verschärfung zu verabschieden. Und Gauck, eine Mann der stets für den Dialog stand, hat sich mit den Betroffenen nicht einmal unterhalten.
Der Kampf geht jedoch weiter. Insofern passt es trotz oder gerade wegen dem heutigen Inkrafttreten recht gut, dass ich mich mit dem Pressesprecher der Hells Angels vor einigen Tagen traf und ihn zu seiner derzeitigen Einschätzung zur aktuellen Lage befragt habe. Das Interview ist noch nicht fertig, wird aber schnellstmöglich von mir eingestellt.
Der Zeitpunkt!
Mein erster Gedanke war intuitiv bei dem kleinen Jaden, der morgen beigesetzt wird. Sein Vater ist Member des Bandidos MC Germany. Die Unterstützung der Familie durch die Bandidos selbst sowie von etlichen Szene-Gängern ist sehr groß. Der Gremium MC Germany hat sich sogar öffentlich mit der Spendenaktion des Bandidos MC Germany solidarisch erklärt. Ich gehe zudem davon aus, dass auch Vertreter des Hells Angels MC Germany der Beisetzung beiwohnen werden.
In einer deratigen Situation nimmt Joachim Gauck den Bandidos die Möglichkeit, sich in der Art mit ihrem Bruder solidarisch zu zeigen, wie es unter 1%ern üblich ist. Mit Kutte! Ich finde kein Argument, um diesbezüglich an einen Zufall zu glauben. Im Gegenteil, in Verbindung mit dem völlig überzogenen Einsatz in Herne gegen die Bandidos des Chapters Herne East muss ich davon ausgehen, dass dieses mit Kalkül erfolgte. Was bitte hätte dagegen gesprochen, die Verschärfung am 17. März zu verabschieden.
Ich kann sowohl der Polizei als auch der Presse morgen nur raten, in einer derart emotionalen Situationen sich tunlichst zurück zu nehmen, um allen Teilnehmern an der Beerdigung einen würdigen Raum zur Trauer zu geben. Ich bin zwar von dem Kennzeichenverbot aktuell nicht betroffen, doch werde ich mich auch in Zukunft als Herausgeber mit voller Energie gegen die weitere Stigmatisierung der Rocker-Kultur wehren, solange ich dieses mit den Interessen meines eigenen MC in Einklang bringen kann.
Noch ist es nicht mein Karren, der im Dreck steckt, aber morgen kann er es durchaus sein! Kein guter Tag für die Rocker-Szene!