Der Barber Angels e.V.: Tue Gutes und sprich darüber!

Was steckt hinter der PR-Lawine?

Am 15. September haben die Bremer Barber Angels erneut den Obdachlosen und Bedürftigen im Rahmen der Aktion von Der Bodensatz – Biker & Friends helfen Obdachlosen in der Arena am Bremer Kulturzentrum Schlachtof kostenlos die Haare geschnitten. Das Angebot wurde sehr gerne von den Obdachlosen angenommen.

Die Presse war erneut nicht dabei und damit ist unser Projekt vermutlich das einzige oder eines der wenigen, durch die der Verein mit Ausnahme der Social Medias keine Öffentlichkeit generieren kann. Das ist nicht weiter tragisch, denn diese bekommt der e.V. wahrlich genug. Das liegt u.a. daran, dass man mit einer professionellen Presse-Agentur zusammen arbeitet. Es gibt kaum eine TV-Anstalt, die sich noch nicht der Barber Angels angenommen hat. Auch viele Printverlage sind regelrecht heiß auf das Thema.

Bisher habe ich die Barber Angels an sich ausschließlich im Zusammenhang mit den Obdachlosen wahrgenommen. Nun haben sie aber anscheinend ihren Fokus erweitert. Denn auf dem diesjährigen Wacken-Festival waren die Barber Angels erstmalig dabei und haben gegen eine Spende für ihre Vereinskasse bzw. für die Wacken Foundation Haare geschnitten.

Die Wacken Foundation kümmert sich um die Förderung des Heavy Metals, nicht um die Belange von Obdachlosen. Ich vermute daher, dass man das Mega-Event als PR-Plattform genutzt hat. Wo und mit wem die Barber Angels sich präsentieren, ist natürlich vollkommen deren Sache, aber so langsam verliert die Nummer echt die Balance und verkommt zu einer reinen PR-Maschine! Jedenfalls in meiner Wahrnhemung!

Die Barber Angels schneiden Haare und Bärte. Das Angebot wird gut angenommen!

Spinnt der Macker?

Hä, dreht der Obelix jetzt durch? Die Barber Angels sind Bestandteil der Bodensatz-Aktionen und er kommt mit Kritik. Ja, warum auch nicht? Das ich die PR-Aktivitäten kritisch sehe, ist der PR-Lady des Vereins durch ein persönliches Gespräch bekannt. Zudem sind die Barber Angels doch nicht wegen uns dort, sondern wegen der Obdachlosen. Wir geben nur den Rahmen vor. Aber was wird damit bewirk?. Nun, ganz sicher ist es für die Obdachlosen ein kleines Happening. Mehr aber leider auch nicht. Und genau da setzt meine Kritik an. Es fehlt an Input und Nachhaltigkeit!

Vordergründig geht es um die Obdachlosen. Mit der PR trägt man die Problematik in die Öffentlichkeit, so die Pressevertreterin. Guter Ansatz, aber ohne eine kontinuierliche inhaltiche Auseinandesetzung bleibt nichts weiter übrig als reine Imagepflege für den Beruf des Friseurs sowie für den Verein selbst. Dabei hat der Verein mittlerweile eine so hohe Range, dass er die Belange der Obdachlosen, deren Nöte, deren Alltagsprobleme, all das, was die Menschen auf der Straße bewegt, egal ob unverschuldet oder nicht, absolut anschieben könnte. Und genau das habe ich der PR-Lady auch gesagt.

Da in der Satzung der Passus „Keine Politik“ verankert ist, bin ich natürlich schnell ausgekontert worden. Leute, ganz ehrlich, das Thema Obdachlosigleit wird immer in einem poltischen Kontext gesehen. Da könnt ihr in die Satzung schreiben, was ihr wollt. Und da es die Politik ist, welche die Rahmenbedingungen schafft, die viele Menschen negativ betreffen, muss man diese Inhalte auch ansprechen. Wer glaubt, dass sich die Lebenssituation von Obdachlosen durch einen schönen Haarschnitt verändert, er gar seine Würde zurück erhält, der macht sich auch die Hose mit der Kneifzange zu.

Das Engagement der Barber Angels sorgt für einen kurzen Moment dafür, dass sich die Menschen wohler fühlen. Das ist Fakt! Doch wer den Anspruch formuliert, dass er das Thema in die Öffentlichkeit tragen möchte, sich aber komplett aus dem öffentlichen Diskurs raushält, der muss auch damit leben, das man unweigerlich den Eindruck bekommt, dass es an sich eher um das Image der Initiatoren geht. Ein Blick auf die Facebookseite verdeutlicht das. Ohne Ende Motive der Barber Angels, Videos, Fotos, der totale Hype, und natürlich werden alle Sponsoren und Unterstützer namentlich erwähnt. Zu den Problemen der Obdachlosen allerdings kaum Inhalte.

Das strategische Management funktioniert sehr gut. Das muss man den Barber Angels lassen. Doch mir langt das hinten und vorne nicht. Die Motivation der einzelnen Mitglieder kann und will ich nicht in Frage stellen, vor Ort kommen die Leute aus dem Team Bremen echt herzlich rüber, aber den Gesamtansatz des Vereins, den stelle ich in Frage. Nach nur wenigen Jahren holt sich der Gründer der Barber Angels vom Bundespräsidenten eine Urkunde ab, während Streetworker seit Jahrzehnten in der Scheiße rumlaufen und mit wenigen Mitteln jeden Tag versuchen etwas Strukturelles für die Leute auf die Beine zu stellen, oftmals jäh im Stich gelassen werden.

Das stinkt hinten und vorne. Klar, die Barber Angels können nichts dafür, dass dieses System so tickt. Aber wer sich raushält und nur die Vorteile zieht, aber nicht bereit ist für Menschen auch inhaltich anzutreten, die selber keine Stimme haben und sich keinesfalls wehren können, der muss sich nicht wundern, wenn die Schlange derer, die sich die Haare schneiden lassen immer länger wird. Und an diesem Punkt muss man dann leider feststellen, dass auch die Barber Angels mit ihrer gigantischen Range letztlich nichts bewirkt haben.

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Fazit!

Es ist klasse, dass die Barber Angels für die Obdachlosen kostenlos die Haare schneiden. Und ja, die Bedürftigen nehmen das gerne an. Aber leider stelle ich immer wieder fest, dass es viel zu sehr um die PR für den Verein geht. Die Wacken-Nummer hatte nichts mit dem vermeintlichen Kernthema der BarberAngels zu tun. Das war nur PR! Solange das so läuft, lehnen wir diese Art von Presse ab. Kommt da einer um die Ecke, der sich inhaltlich auch mit den sozio-kulturellen Aspekten auseinander setzt, der den Lesern und Zuhörern nicht nur die Oberfläche bietet, dann können wir sprechen!

Hinweis: Kritik an meinen Ausführungen bitte nur an den Verlag richten, da dieses meine persönliche Meinung ist und ich damit nicht stellvertretend für Der Bodensatz – Biker & Friends helfen Obdachlosen steht.

Videos!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.